StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizImmer mehr Menschen holen sich bei der Tafel ihr Essen

Steigende Preise

Immer mehr Menschen holen sich bei der Tafel ihr Essen

Malchin / Lesedauer: 3 min

Geld- und Sachspenden sind so knapp geworden, dass die Essens-Versorgung eingeschränkt werden musste. Mit Sorge schauen die Tafel-Mitarbeiter auf den Herbst.
Veröffentlicht:29.08.2022, 12:27

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Die steigenden Lebensmittelpreise lässt die Zahl der Kunden bei der Malchiner Tafel immer weiter anwachsen. An den fünf Ausgabestellen in der Region zählt das Sozialwerk mittlerweile 750 Hilfsbedürftige, das seien 25 Prozent mehr als noch zu Jahresbeginn, sagt Geschäftsführerin Rica Düde-Grandke. Seit diesem Sommer könnten die Kunden nur noch alle zwei Wochen an zwei Tagen mit einem Essenspaket versorgt werden, für mehr würden die Geld- und Sachspenden nicht mehr reichen. Auch an ehrenamtlichen Helfern mangele es.

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Zu den langjährigen Kunden der Malchiner Tafel gehört die Rentnerin Karla Kölzow, die seit einem Jahr auch an drei Tagen in der Woche ehrenamtlich in der Tafelküche kocht. Trotz ihrer 45 Arbeitsjahre als Köchin und zuvor Werkzeugmacherin reiche das Geld vorne und hinten nicht. Ihre Rente liege deutlich unter 1000 Euro. Die Unterstützung der Tafel sei daher „eine große Hilfe“, sagt sie mit ein wenig feuchten Augen.

Nach Spendenaufruf kaum Resonanz

Nebenbei arbeitet Karla Kölzow tageweise als Köchin in ihrem alten Betrieb, um über die Runden zu kommen. Besonders die hohen Lebensmittelpreise seien eine Belastung für sie. „Ein 2,5 Kilogramm Kartoffelsack kostet jetzt vier Euro. Letztes Jahr waren es noch 2,50 Euro“, seufzt sie. „Das ist schon heftig.“ Sie wundere sich, dass eine ganze Menge an Lebensmitteln aus Deutschland ins Ausland geliefert werde, während dagegen teils Kartoffeln aus Ägypten bei uns angeboten würden. „Das macht doch keinen Sinn. Alles, was hier wächst, soll auch hier verwertet werden, auch wegen der langen Transportwege“, findet die 65-Jährige.

Manja Pfaff nimmt das Angebot der Tafel ebenfalls in Anspruch. „Ich würde es anders nicht schaffen“, sagt sie. Die Teilzeit-Reinigungskraft muss ihr Gehalt aufstocken und hilft auch ehrenamtlich in der Tafelküche mit.

Auch Konserven sind willkommen

Anita Dahms, die Leiterin der Malchiner Tafel, und ihre Chefin schauen schon mit Sorge auf den Herbst. Sie vermuten dann noch wesentlich mehr Bedürftige an den Ausgabestellen. Auch der jüngste Spendenaufruf im Juni habe nicht viel weiter geholfen, nur einige Kleinstbeträge seien dabei zusammengekommen. Sachspenden seien gar nicht darunter gewesen. Der Tafel fehlen derzeit vor allem Wurst und Käse. Oftmals würden auch bei Einzelhändlern die Lebensmittel im Abfall statt bei der Tafel landen, obwohl sie noch genießbar seien.

Aber auch der einzelne Bürger könne helfen: Jede Zucchini, Äpfel oder Kartoffeln aus dem Kleingarten oder Konserven wie Eintopf in der Dose seien bei der Tafel willkommen. Nur selbst verarbeitete Nahrungsmittel wie eingekochte Marmelade dürfe die Malchiner Tafel nicht annehmen. Ehrenamtliche Helfer werden zudem immer gesucht, betont Anita Dahms.