Kinderbetreuung

Kita-Kompromiss bringt kaum neue Erzieher

Seenplatte / Lesedauer: 3 min

Nach einer großen Unterschriftenaktion kommt es nur zu bescheidenen Besserungen in Kitas. Die Gewerkschaft zweifelt indes ganz an der bestehenden Regelung.
Veröffentlicht:20.12.2022, 12:19
Aktualisiert:20.12.2022, 12:43

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Im kommenden Jahr gilt in Kitas der Mecklenburgischen Seenplatte ein neuer Personalschlüssel für Erzieher. Eine Bürgerinitiative hatte vor über einem Jahr tausende Unterschriften für mehr Betreuungszeit pro Kind gesammelt. Die Aktionisten standen kurz vor einem Bürgerentscheid – bis sich Verwaltung und Kreistag nach langem Hinauszögern zu einen Kompromiss bewegen ließen.

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Das Ergebnis fällt allerdings erst einmal bescheiden aus. Denn mehr Erzieher werden zunächst wohl in den seltensten Fällen eingestellt. Der DRK-Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte, der beispielsweise Kitas in Neustrelitz, Feldberg, Wesenberg, Waren und Röbel unterhält, kann laut seinem Geschäftsführer Uwe Jahn auf Grundlage des neuen Personalschlüssels keine neuen Kräfte einstellen. Es handele sich schließlich um „minimale Erhöhungen“ im Krippenbereich. Immerhin will man Stunden bereits angestellter Erzieher im Krippenbereich erhöhen. Die Kostenübernahme sei beim Landkreis bereits beantragt worden.

Etwas mehr Betreuungszeit

Ähnlich verfährt man bei der Diakonie Mecklenburgische Seenplatte mit 15 Kitas im Landkreis, etwa in Neukalen, Malchin, Waren, Rechlin, Neustrelitz, Woldegk, Feldberg oder Neubrandenburg. „Grundsätzlich nutzen wir die Möglichkeit aus“, sagt Geschäftsführer Christoph de Boor. Für Neueinstellungen sei die Erhöhung des Personalschlüssels aber auch dort zu gering.

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Hinzu kommen letztlich etwas mehr als zwei Stunden Betreuungszeit pro Gruppe. Dafür könne keine weitere Stelle geschaffen werden. Deshalb würden auch dort Arbeitszeiten angepasst. Erfahrungsgemäß sei die Mehrheit der Mitarbeitenden dazu bereit. Arbeitszeitanpassung in Kitas sei aufgrund von An- und Abmeldung zum Schulstart nichts Ungewöhnliches.

Gewerkschaft hat mehr vom Landkreis erwartet

Die Bürgerinitiative verbucht die minimale Verbesserung dennoch als Erfolg – und brachte jüngst Dankesworte an alle Unterstützer auf den Weg. „Wir denken, das eine Bürgerinitiative ein letztes Mittel ist, um einer breiten Bevölkerungsschicht Gehör zu verschaffen, wenn die gewählten Vertreter nicht den außerordentlichen Druck der Betroffenen erkennen können“, sagte Erzieherin und Mit-Initiatorin Kristina Schmidt.

Annett Lindner, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW MV), nennt die Anhebung des Personalschlüssels zwar ein „positives Signal“. Allerdings hätte die Gewerkschaft vom Landkreis mehr erwartet. Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Mecklenburg-Vorpommern über die Kitapersonal-Regelung im Landkreis Rostock sei es mittlerweile fraglich, ob die festgelegten Personalschlüssel überhaupt rechtlich zu halten sind.

Betreuungskosten werden erstattet

Für die Umsetzung müsse es einen landeseinheitlichen Mindestpersonalschlüssel geben. Darüber hinaus fordert die GEW MV die Reduzierung der Gruppengrößen auf 1:3 in der Krippe, 1:8 in der Kita und 1:12 in den Horten. „Die Notwendigkeit dieser Maßnahmen sind durch wissenschaftliche Studien hinreichend belegt. Deshalb wird es Zeit, dass das Land nun verbindliche Schritte hin zu deutlichen Verbesserungen in der Kindertagesförderung geht“, so Annett Lindner.

Betreuungskosten bekommen Kita-Träger derzeit zu einem kreisweit gültigen Schlüssel vom Landkreis erstattet. Für die Betreuung von Kindern im Krippenalter steigt der Personalschlüssel in der Seenplatte laut aktuellem Plan ab Januar auf 1,26 Vollzeitäquivalente für sechs Kinder, ab Juli auf 1,3 sowie ab 2024 auf 1,34. Der Betreuungsschlüssel im Kindergartenalter steigt überhaupt nicht. Für die Betreuung von 22 Kindern im Grundschulalter steigt der Schlüssel erst im Juli und dann noch einmal 2024 um jeweils 0,01.