StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizKrebskranke Pia ist nach zweiter OP wieder zu Hause

Kampf gegen Krebs

Krebskranke Pia ist nach zweiter OP wieder zu Hause

Teterow / Lesedauer: 4 min

Die Anteilnahme an dem Schicksal eines inzwischen siebenjährigen kranken Mädchens aus Teterow ist ungebrochen. Doch der harte Kampf gegen den Krebs ist noch nicht beendet.
Veröffentlicht:07.09.2021, 20:36

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Für einen Moment ist die Krankheit vergessen. Sonnenstrahlen dringen durchs Fenster und Pia gießt die Zutaten in die Maschine. Mit Mutter Mandy macht sie gerade Eis, aus Milch, Sahne, frischem Eigelb und Vanilleschote. Sie hat viel Spaß dabei. Das Eis probieren darf sie aber noch nicht. Die Leckerei muss erst über 24 Stunden eingefroren werden, um jedes Risiko auszuschließen und alles, was ihr schaden könnte, zu vermeiden. Denn Pia muss weiter gegen den Krebs kämpfen. Als im Juli eine Freundin der Familie auf das Schicksal der kleinen Teterowerin aufmerksam gemacht hatte, hat das viele Menschen in der Region bewegt. Eine Spendenaktion löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Das macht die Situation etwas erträglicher, weil der Familie eine finanzielle Last genommen werden konnte.

Seit Februar bangen die Eltern um ihre todkranke Tochter. Ein Neuroblastom war bei Pia entdeckt worden. Der Tumor hatte sich unbemerkt im gesamten Bauchraum ausgebreitet, sich um die Wirbelsäule geschlungen und innere Organe verdrängt. Das Mädchen ertrug tapfer sechs Blöcke Chemotherapie (Nordkurier berichtete). Mittlerweile ist die inzwischen Siebenjährige zweimal in einer Spezialklinik in Tübingen operiert worden, jeweils fünf Stunden haben die Operationen gedauert. Ihren 7. Geburtstag am 21. August hat Pia in Baden-Württemberg verbracht. „Die erste OP hat Pia super gemeistert“, erzählt Mandy. Jetzt bei der zweiten habe es bei ihr einmal ein Tief gegeben, weil Zwischenblutungen aufgetreten waren und sie länger im Krankenhaus bleiben musste.

Teile des Tumors noch zu 80 Prozent aktiv

Seit einer halben Woche ist Pia wieder zurück in Teterow. „Zu Hause erholt sie sich am besten“, sagt Mandy. Jetzt sehe sie ihre Tochter auch mal wieder strahlen. Doch wie die Behandlung nun weitergeht, ist offen. Wegen einer drohenden Querschnittslähmung konnten Teile des Tumors nicht entfernt werden und seien leider noch zu 80 Prozent aktiv. Nun müsse abgewogen werden zwischen einer hochdosierten Chemotherapie, die über mehrere Wochen in Essen stattfinden würde, oder einer radioaktiven Bestrahlung in Greifswald. Diese Frage werde derzeit in der Uniklinik in Rostock diskutiert, erklärt die 27-jährige Mutter. Das bedeutet wieder warten und weiter bangen, die Hoffnung aber nicht aufzugeben. Jeden Tag zu Hause machen es sich Mutter und Tochter schön, kochen zusammen, sind dabei kreativ. So kommen manchmal die ungewöhnlichsten Kombinationen heraus, gerade worauf Pia Appetit hat. Das könne schon mal Nudeln mit Zucker und Tomatensoße gleichzeitig oder mit Hähnchen und Gemüse sein. „Wir probieren vieles durch.“

Immer werde versucht, Bio-Produkte zu verwenden, die für die Siebenjährige am besten sind. „Wir haben eine ganz nette Dame kennengelernt“, sagt Mandy. Die Teterowerin habe ihnen schon viele unbehandelte Produkte vorbeigebracht, Obst und Gemüse. „Schöne leckere Dinge.“ Wie viele Menschen am Schicksal des Mädchens Anteil nehmen, sei überwältigend. Unglaublich viele haben bisher geholfen mit Sachspenden, wie Kleidung zum Beispiel, eine Teterower Apotheke mit Salben und Cremes. Über 7000 Euro sind bisher bei einer Spendenaktion zusammengekommen, die Susanne Conrath als Freundin der Familie im Juli ins Leben gerufen hatte. „Wir sind dafür unendlich dankbar“, sagt Mandy. Es sei beruhigend, dass man sich um die Kosten keine Gedanken mehr zu machen brauche und sich voll aufs Kind konzentrieren könne. Sie wisse gar nicht, wie sie ihre Dankbarkeit ausdrücken soll.

Einen großen Traum hat Pia immer noch

Dank der Unterstützung konnten außer Mandy auch Papa Christian und Bruder Janosch Pia nach Tübingen begleiten. Die Krankenkasse zahlt nur für eine Begleitperson. Ein Teil der Spenden sei für Unterkunft und Fahrten bereits ausgegeben. Auch konnte von dem Geld Pia und ihrem Bruder eine Freude gemacht werden, zusammen feierte die Familie Pias Geburtstag. Und Mandy sagt, dass das gespendete Geld sogar für Kosten reichen würde, die mit der Fahrt zur Chemotherapie nach Essen verbunden wären. Und vielleicht kann irgendwann Pias großer Traum wahr werden: einmal mit einem Schiff wie der Aida zu fahren.