Hobby
Mit dem eigenen Hubschrauber nach Mecklenburg – und weiter nach Rügen
Schorssow / Lesedauer: 3 min

Nadine Schuldt
Dass Gäste des Schorssower Hotels öfter mal in Nobelkarossen vorfahren, ist ein Bild, an das man sich in dem kleinen Ort nicht weit vom Malchiner See schon gewöhnt hat. Doch dass Hotelgäste nun auch mit dem Hubschrauber anreisen, das sorgte am Wochenende doch für einiges Aufsehen. Gleich vier Helikopter waren auf der Wiese vor dem Hotel-Areal abgestellt. Ihre Namen wollten die Piloten und ihre Mitreisenden – insgesamt zwölf Männer – nicht verraten. Das rufe nur Neider auf den Plan, sagte einer von ihnen. Sie bilden eine Interessengemeinschaft für Hubschrauber.
Zwischen 600.000 und einer Million Euro teuer
Hubschrauberfliegen sei nun einmal ein sehr teures Hobby, meinte ein 64-jähriges Mitglied aus Braunschweig. Auf der Wiese vor dem Schorssower Hotel standen mit den vier Helikoptern immerhin Werte zwischen 600.000 und über einer Million Euro, rechnete er vor. Bei den Modellen handelte es sich um das deutsch-französiche Fabrikat Eurocopter 120, der in Deutschland einst gefertigte BO 105 sowie der aus den USA stammende R44. Auch das ganze Drumherum ist nicht billig. Wie der Braunschweiger erklärte, liegen die Preise für einen Liter Kerosin oder AV-Gas, was Super Benzin entspricht, zwischen 3 und 2,50 Euro. Bei Tankgrößen, die zwischen 200 und 400 Liter fassen, kommt da ein hübsches Sümmchen zusammen.
Dafür gelangen die Piloten – die meisten Mitglieder der Interessengemeinschaft haben eine Doppellizenz und können einen Helikopter sowie ein Flugzeug fliegen – mit einer Tankfüllung mehrere hundert Kilometer weit. Und das nutzten die Flugbegeisterten auch in Schorssow. Mit ihren zwischen 200 und bis zu 800 PS starken Maschinen flogen sie am Freitag nach Schwerin und am Sonnabend nach Rügen. „Wir sind dann in 200 bis 300 Meter Höhe und fliegen damit tiefer als Flugzeuge, damit man eine bessere Sicht auf die Landschaft hat“, erzählt der Braunschweiger. Je stärker der Motor, umso höher könne man damit auch fliegen.
Das passiert, wenn der Motor ausfällt
Die Interessengemeinschaft, die Mitglieder aus Deutschland sowie Holland und Belgien umfasst, trifft sich einmal jährlich. Meist suchen sie sich ein Hotel, das an einem See abseits von Siedlungen liege, um niemanden zu stören. Beispielsweise seien sie einst auf dem Hotelgelände des Haribo-Eigentümers Johannes Peter Riegel gelandet. Auch bei der Stromburg, dem Hauptrestaurant des bekannten Fernsehkochs Johann Lafer, hätten sie schon Halt gemacht. Mecklenburg ist den Helikopter-Fans ebenfalls nicht unbekannt: Vor sechs Jahren trafen sie sich am Fleesensee in Göhren-Lebbin. Schorssow hätten sie gewählt, weil es ebenfalls an einem See liege. „Das Wasser ist wunderbar“, sagte der Braunschweiger Unternehmer nach einer Runde im Schorssower Haussee.
In Deutschland gebe es gerade einmal zwischen 40 und 50 private Hubschrauber, berichtet er. Die Piloten müssten jedes Jahr einen Checkflug absolvieren – egal, wie viele Flugstunden sie davor schon hatten. Auch eine Jahresnachprüfung, also ein TÜV, sei fällig. Er habe vor 25 Jahren mit dem Hubschrauberfliegen begonnen, sagt der 64-Jährige. „Sich in einem dreidimensionalen Raum zu bewegen, ist ein einzigartiges Gefühl.“ Und wenn doch mal der Motor ausfallen sollte? "Dann kann man den Motor sofort vom Rotor abkoppeln, so dass sich der Rotor dann von alleine weiter bewegt und man dann wie eine Art Segelflugzeug landen kann."