Tierschutz

Mit Waschkörben und Drohne im Einsatz für Rehkitze

Teterow/Neu Sührkow / Lesedauer: 4 min

Rehkitze werden von ihren Müttern in Wiesen zum Schutz ins hohe Gras gelegt. Allerdings hilft das nicht gegen allumfassende Mahd. Dagegen macht nun der Hegering Teterow mobil.
Veröffentlicht:24.05.2023, 05:51

Von:
  • Author ImageNadine Schuldt
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Die Drohne lärmt über der Weide in Neu Sührkow — so, als ob ein ganzes Bienenvolk ausschwärmt. Sina Bluhm lässt sich von dem Geräusch nicht stören. Für die 17–Jährige, die mit einem Wäschekorb und Kescher ausgestattet ist, ist das Gerät ein idealer Wegweiser in den knie– und hüfthoch mit Gras bewachsenen Wiesen rund um Teterow.

Die Drohne ist mit einer Wärmebildkamera ausgestattet, die versteckte Rehkitze oder Gelege von Vögeln anzeigen kann. Die will Sina Bluhm vor großen, landwirtschaftlichen Maschinen schützen, wenn die zur Mahd unterwegs sind. Auf dem Bildschirm sind sie als weiße Punkte auszumachen.

Auch schon an Tieren vorbeigegangen

Dann fliegt die Drohne herunter und möglichst nah an die Tiere heran. Über ein Funkgerät oder Handy wird Sina Bluhm dann zum Rehkitz gelotst. Allerdings sei es auch schon vorgekommen, dass sie trotz Drohne an dem Kitz vorbeigegangen sei, sagt Sina Bluhm. Erst durch den Hinweis eines weiteren Mitgliedes habe sie das kleine Tier gesehen.

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Oliver und Thomas Sudbrock, Reiner Wenzlaff und Sina Blum haben immer Cacher, Waschkorb und Befestigungsstangen bei der Rehkitz-Rettung dabei. (Foto: Nadine Schuldt)

Die beiden und weitere sieben Mitglieder des Hegerings Teterow sind in diesen Tagen auf den Weiden rund um Teterow unterwegs, um Rehkitze, Junghasen oder Gelege vor dem Mähtod zu bewahren. Wie Hegering–Leiter Reinhard Annuss erläutert, würden die Landwirte mit ihren um die acht Meter breiten Mähmaschinen die Rehkitze gar nicht bemerken. Zudem wollen die Landwirte tote Rehkitze auch nicht in der Silage haben, da sich so die Krankheit Botulismus ausprägen könne, weiß Hegering–Leiter Reinhard Annuss.

Mit Einweghandschuhen und Gras

„Es ist schon eine Erleichterung, wenn die Rehkitze gesund sind“, erzählt Sina Bluhm, die Zehntklässlerin am Gymnasium Laage ist, als sie ein Kitz im Gras entdeckt. Zusammen mit Oliver Sudbrock polstert sie den Wäschekorb fix mit Grünzeug aus. Mit Einweghandschuhen und Gras wird das Kitz angefasst, damit es nicht den menschlichen Geruch annimmt und von seiner Mutter verstoßen wird. Behutsam hebt sie die mitunter erst ein oder zwei Tage alten Tiere hoch und legt sie in den Wäschekorb.

Mehr auch hier: So bewahrt ein Neubrandenburger Kitze vor dem Tod

Doch nicht jeder Nachwuchs bleibt so ruhig. „Die größeren Rehkitze zappeln und sind mit einem Kescher besser zu fangen“, erklärt Sina Bluhm. Dann werde dann der Wäschekorb am Rand des Feldes mit zwei weißen Stangen befestigt — damit die Tiere nicht ausbüxen und die Jäger sie nach der Mahd finden. 

2024 den Jagdschein angepeilt

Die Levitzowerin ist Tierfreundin durch und durch: Zu Hause züchtet sie unter anderem Süddeutsche Tigermohre, eine Taubenart, und in ihrer Freizeit reitet sie ihre Stute Moni. 2024 möchte sie außerdem ihren Jagdschein ablegen.

Zum Teterower Hegering kam sie durch das Jagdhorn–Spielen. Der Hegering hat eine eigene Jagdhorn–Bläser–Gruppe. Dass sie für die Rehkitz–Rettung schon ab 4 Uhr im Einsatz ist, stört sie nicht. Dass sie so die „süßen Tierkinder“ vor dem Tod bewahre, sei Motivation genug. Allerdings werde die Wärmebildkamera umso fehleranfälliger, je wärmer es in den Morgenstunden werde, erklärt Hegering–Leiter Reinhard Annuss.

Noch bis Ende Juni unterwegs

Angeschafft wurde die 10000 Euro teure Drohne samt Bildschirm mit Fördermitteln des Bundes sowie mit Mitteln der örtlichen Jagdgenossenschaften. Der Hegering Teterow hat dieses Jahr erstmals mit der Rehkitz–Rettung begonnen. Sie wird noch bis etwa Ende Juni dauern. „Die Leute sollen bitte auf den Wegen bleiben und ihre Hunde anleinen, da bis Anfang Juli noch die Brut– und Setzzeit für Jungwild und Gelege ist“, richtet Reinhard Annuss eine Bitte an die Bürger. Gesicherte Rehkitze brauchen aus den Wäschekörben nicht befreit zu werden, da sich die Drohnenteams darum kümmern.