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Versteigerung

Naturerbe–Fläche nun Privatgelände — welche Pläne haben die neuen Eigentümer?

Wasdow / Lesedauer: 4 min

Der Wasdower Wald ist ein Kleinod nahe Gnoien. Doch nun hat er einen neuen Eigentümer. Eine Naturstiftung befürchtet eine sehr starke Bewirtschaftung.
Veröffentlicht:28.04.2023, 05:09

Von:
  • Nadine Schuldt
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Herber Einschnitt für die Succow–Stiftung: Die Waldfläche „Wildes Wasdow“ ging bei einer Zwangsversteigerung Mitte der Woche an einen Privateigentümer. Adelheid Ruhm ist nun die alleinige Eigentümerin des Waldstückes. Für die Succow–Stiftung ist das ein bestürzendes Ergebnis, das sie erst einmal verdauen müsse, heißt es in einer Pressemitteilung. Auch deshalb, weil nun die Zukunft des dort ansässigen Schreiadlerpaares „Gerd und Gerda“ ungewiss sei.

Eigentümer will Schutzmaßnahmen abstimmen

Doch Bedenken scheinen unangebracht. Wie Mario Ruhm, Ehemann von Adelheid Ruhm, auf Nordkurier–Nachfrage erklärte, gebe es gesetzliche Vorschriften, wie man mit dem seltenen Tier umzugehen habe. An die werden sie sich halten. So werden sie auch mit dem Adlerbetreuer in Kontakt treten. So erfahre man auch, wo die sogenannten Horstschutzzonen liegen und könne Schutzmaßnahmen abstimmen, so Ruhm.

Eigenjagdbezirk ist entstanden

Durch die Ersteigerung des Wasdower Wald besitzen Ruhms nun auch einen Eigenjagdbezirk. Wie groß ihre Gesamt–Waldfläche ist, wollten sie auf Nordkurier–Nachfrage nicht verraten. „Ein Eigenjagdbereich muss über 75 Hektar groß sein“, erklärt Mario Ruhm, der in Selpin im Amt Tessin lebt. Fest stehe, dass sie das Gebiet auch künftig bejagen werden. Das sei zuvor auch schon der Fall gewesen. Nur sei die Jagd da von einer Jagdgenossenschaft an einen Jäger verpachtet worden.

Ihm und seiner Ehefrau gehören bereits Waldflächen, die an das Wasdower Gebiet angrenzen. Diese hätten sie vor einigen Jahren über eine Ausschreibung der Bodenverwertungs– und Verwaltungs GmbH erhalten. Dadurch seien sie auch auf die Wasdower Flächen aufmerksam geworden, erzählt Mario Ruhm, der mit seiner Frau zwei Forstunternehmen besitzt. Seine Ehefrau sei dann eine von über 20 Miteigentümern der Wasdower Waldfläche geworden. Die Succow–Stiftung hatte mit etwas mehr als 50 Prozent den größten Anteil an der rund 40 Hektar großen Fläche.

„Moralisch nicht vertretbar“

Adelheid Ruhm hatte nun die Zwangsversteigerung angestrebt, um die Teilung der Fläche aufzuheben. Ein Wertgutachten hatte im Vorfeld ergeben, dass der Wert der Fläche bei 329 000 Euro liege. Deshalb rief die Stiftung im Vorfeld dazu auf, für das „Wilde Wasdow“ zu spenden. Trotz einer guten Beteiligung blieb der Versuch erfolglos. Versteigert wurde das 40 Hektar große Areal schließlich für 600000 Euro. Eine Summe, die für die Succow–Stiftung finanziell und moralisch nicht tragbar war, wie Vertreter informierten.

„Jegliche Verkaufspreise gehen in die Statistik ein, auf deren Grundlage künftige Bodenrichtwerte errechnet werden und dazu führen, dass Bodenpreise weiter steigen“, weist Nina Seifert von der Succow–Stiftung auf eine weitere Problematik hin. Die bereits für die Versteigerung getätigten Spenden werden für den Kauf und das Management anderer, der Stiftung anvertrauten Naturerbe–Flächen in Nordost–Deutschland eingesetzt.

Flächentausch angeboten

Allerdings stand im Vorfeld auch eine andere Option im Raum. So hatte Mario Ruhm der Succow–Stiftung eine Niedermoorfläche im Zuge eines Flächentausches angeboten. Doch die Stiftung lehnte ab. Die Fläche sei aus naturschutzfachlicher Sicht nicht vergleichbar mit dem Wasdower Wald, erläuterte Nina Seifert. Weiterer Knackpunkt: Das Gebiet verliere durch die Versteigerung an eine Privatperson den Status des Nationalen Naturerbes. Dieser Status sei an gemeinnützige Naturschutzorganisationen gebunden.

Rückepferde wünschenswert

Zu der von der Succow–Stiftung befürchteten intensiven Bewirtschaftung und Ertragsmaximierung wird es aber nach Aussage der Eigentümers nicht kommen. „Es wird eine extensive Bewirtschaftung geben“, erläutert der 55–jährige Ruhm, der gelernter Forstwirt ist. Soll heißen: Es wird weniger entnommen, als möglich wäre. So sollen unter anderem Bäume nur aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht oder aufgrund von Sturmschäden entfernt werden, so Mario Ruhm. Aufgrund des Schreiadler–Vorkommens achte er zudem auf die Belange des Naturschutzes.

Nina Seifert hofft, dass Mario Ruhm Bewirtschaftung behutsam vorgeht und wünschenswerterweise Rückepferde einsetzt. Die Stiftung werde mit dem neuen Eigentümer noch in Kontakt bleiben, da es noch Dinge wie den Waldpachtvertrag gibt, die erledigt werden müssten.