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Besorgnis

Naturerbe „Wildes Wasdow“ wird zwangsversteigert

Wasdow/Gnoien / Lesedauer: 3 min

Schreiadler–Paar und viele alte Buchen und Eichen — der Wasdower Wald in der Nähe von Gnoien ist ein  Kleinod. Doch diese wertvolle Natur ist nun in Gefahr. 
Veröffentlicht:18.04.2023, 11:08

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Das ist schon etwas Besonderes: Seit vielen Jahren brüten Gerd und Gerda im Wasdower Wald (Landkreis Rostock). Schließlich findet das Schreiadler–Paar, dem Horstschützer diese Namen verliehen, ideale Bedingungen in dem Bereich. Denn 2011 wurde der Succow–Stiftung im Rahmen des Nationalen Naturerbes das „Wilde Wasdow“ — so die Bezeichnung des reizvollen Waldstückes — übertragen. Seitdem wird die Natur dort zum größten Teil sich selbst überlassen. Doch diese Idylle ist nun gefährdet.

Denn durch eine Zwangsversteigerung des rund 40 Hektar großen Areals am 26. April könnte das Gebiet in die Hände eines einzigen Eigentümers gelangen. Dieses Gebiet, das insgesamt aus drei Wald–Flurstücken besteht, hat mehrere Eigentümer. Die Succow–Stiftung, die vom Biologen und Agrarwissenschaftler Michael Succow gegründet wurde, ist mit rund 50 Prozent der größte Eigentümer dieses Gebietes, das laut eines Wertgutachtens 329000 Euro wert ist. Doch unter den Eigentümern gibt es bislang keine klare Grundstücksaufteilung, da darüber keine Einigung erzielt werden konnte. Wie es von der Stiftung heißt, habe ein Miteigentümer mit jagdlichem Interesse ein Zwangsversteigerungsverfahren angestrengt, um die Teilung aufzuheben und alleiniger Eigentümer zu werden.

Forstwirtschaftlich extensiv genutzt

Auch beim Forstamt Dargun, zu dem die Waldflächen in Wasdow gehören, weiß man um die Zwangsversteigerung. Für dessen Leiter Rüdiger Neise sei es eine übliche Art, gemeinschaftliches Eigentum aufzulösen und zu konkretisieren. Dass auch die Succow–Stiftung ein großes Interesse daran habe, das Gebiet zu behalten, liege auf der Hand. So handele es sich um ein Schreiadler–Schutzgebiet, das in den vergangenen Jahren forstwirtschaftlich extensiv genutzt wurde. Heißt: Es wurden nur Schäden durch den Borkenkäfer und Windbruch aufbereitet.

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Die Succow–Stiftung hat zudem gemäß des Titels Nationales Naturerbe stets für eine unberührte Naturwald–Entwicklung gesorgt. „Der Titel Nationales Naturerbe ist leider nicht im Grundbuch gesichert“, erklärt Luise Rothe von der Succow–Stiftung. Sollte der Wald nun durch eine Zwangsversteigerung in die Hände eines anderen Eigentümers übergehen, fällt der Status Nationales Naturerbe weg, ergänzt sie.

Interessent hat einen Holzwirtschaftsbetrieb

Die Succow–Stiftung befürchtet, dass dann der Fokus auf einer intensiven Bewirtschaftung mit einer großen Ertragsmaximierung liegen könnte. Denn wie Luise Rothe erläuterte, habe der Waldeigentümer, der die Zwangsversteigerung anstrebe, einen Holzwirtschaftsbetrieb.

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Um den Wegfall des Naturerbe–Status zu verhindern, will die Stiftung mitbieten. Dafür benötige sie Unterstützung in Form von Spenden, um das „Wilde Wasdow“ retten zu können. „Wir haben einen guten Rücklauf“, erklärt Luise Rothe. Für die Stiftung sind so viele Spender wie möglich wichtig. Denn bei Zwangsversteigerung können nicht nur die Eigentümer der Waldfläche mitbieten, sondern auch jede andere Person. Die Höhe des Verkaufspreises ist dadurch unkalkulierbarer als wenn die Bieter nur aus dem Kreis der Eigentümer kämen, ergänzt Neise. „Es kann auch passieren, dass ein externer Investor das Waldstück kauft“, ergänzt Marten Kühl, Projektkoordinator AG Naturerbe und Landnutzung bei der Succow–Stiftung.