Tierverordnung
Neuer Fundtiererlass verunsichert Kommunen
Malchin / Lesedauer: 5 min

Kirsten Gehrke
Tierschützer sind erleichtert. Geht es um frei laufende Katzen, werden die Zuständigkeiten jetzt klar geregelt. Eine neue Verwaltungsvorschrift des Landes sieht vor, dass diese wie Fundsachen zu behandeln sind. Die Kommunen müssen sich darum kümmern. Im neuen Fundtiererlass, der Mitte Juli in Kraft getreten ist, wird geregelt, dass alle im Haus gehaltenen Tierarten als Haustiere anzusehen sind und zum Fundtier werden können. Dazu gehören neben verwilderten Katzen auch exotische Vögel und Reptilien. Sie sind somit statt für vier Wochen jetzt für sechs Monate in Obhut zu nehmen. Die Kosten wie auch den Aufwand für das Füttern verwilderter Tiere sollen weitgehend die kommunalen Ordnungsämter übernehmen. Auch für die Kastration müssen sie aufkommen, um die Population verwilderter Katzen im Zaum zu halten. Das Land deutet zwar an, dass man das bei der Geldverteilung berücksichtigen wolle – aber ohne eine konkrete Lösung zu nennen. Weil das Fundrecht lange nicht für Katzen galt, haben sich Behörden gern rausgehalten, wenn solche Tiere in Not waren.
Kosten müssen berechnet werden
Der Bürgermeister von Malchin, Axel Müller, zeigt wenig Verständnis. Tierwohl in allen Ehren, aber einfach festlegen, Städte und Gemeinden macht mal, könne unter Umständen einen Haufen mehr Geld bedeuten. Da tröste auch der Vorschlag nicht, die Kosten über das Finanzausgleichsgesetz (FAG) ausgleichen zu wollen. „Alle wissen doch, dass da nichts kommt“, sagt Müller verärgert. Wenn dann die Kommunen noch Futterstellen für wild lebende Katzen einrichten sollen, da höre es auf, findet er. Es könne nicht sein, dass Leute sich Tiere kaufen und der Staat solle sich dann kümmern. Man müsse jetzt anhand der Fundtiere der letzten zwei Jahre hochrechnen, welche Kosten auf Malchin zukommen. Im Moment gebe es einen Vertrag mit der Hundeauffangstation in Meesiger beziehungsweise dem Wach- und Sicherheitsunternehmen Ciesilski. Pauschal werde derzeit unter einem Euro pro Einwohner gezahlt, da sei es egal, wie viele Katzen aufgenommen werden. Zu überlegen wäre die empfohlene Option von 1,25 Euro pro Einwohner. In jedem Fall werde es teurer, so Müller. Der Vertrag mit dem Stavenhagener Unternehmer habe „über Jahre hervorragend funktioniert“, er sehe keinen Grund, das zu ändern, sagt Müller. Mit Sorge sehe er allerdings darauf, dass viele Leute, die Tiere haben, es nun ausnutzen könnten, günstig ihre Tiere loszuwerden, weil sie wissen, dass sie gut versorgt werden. Selbst aber seien sie das Problem los. In einem halben Jahr werde man sehen, wie es läuft, meint er. Dazu werde man sich auch noch mal in der Beratungsrunde der Bürgermeister des Amtes verständigen.
Kastration eines Tiers kostet von 45 bis 80 Euro
Indes sind Kommunen, die Verträge mit Tierheimen des Tierschutzes haben, offenbar auf der sicheren Seite. In diesen Fällen würde sich wenig ändern, erklärt Kerstin Lenz, Landesvorsitzende des Tierschutzbundes und Vorsitzende des Tierschutzvereins Demmin. Deshalb geht auch Roswitha Trost, Ordnungsamtsleiterin in Dargun, entspannter an die neue Verwaltungsvorschrift heran. Die Stadt habe seit vielen Jahren einen Vertrag mit dem Tierschutzverein Demmin und da seien auch schon Katzen als Fundtiere registriert worden. Im Gegensatz zu Malchin und der Hansestadt Demmin habe man schon immer eine andere Einstellung dazu gehabt. Dennoch müsse man sehen, wie man künftig mit dem neuen Tierschutzrecht umgeht. Beratungsbedarf sieht auch Stavenhagen noch.
Entscheidung soll demnächst fallen
Es sei noch gar nicht so lange her, dass Stavenhagen mit dem Tierschutzverein Demmin und damit auch mit dem Katzenhaus Neukalen eine Vereinbarung abgeschlossen hat, dass sich der Tierschutz um die Fundkatzen kümmert, erklärt Bürgermeister Stefan Guzu. Da gebe es finanzielle Unterstützung. „Das wollen wir auch weiter so beibehalten.“ Logischerweise wäre nun möglich, entweder den Vertrag zu erweitern, oder zusätzliche Kosten auf sich zu nehmen. Das sei noch nicht entschieden. Es könne indes nicht sein, dass das Land einfach etwas erlässt und die Kommunen sollen das sofort umsetzen. „Das funktioniert nicht“, meint Guzu. Demnächst soll eine Entscheidung getroffen werden. Unterdessen hat der TSV Demmin im vergangenen Jahr von Dargun 43 und von Stavenhagen 40 Katzen aufgenommen, so Lenz. Allein die Kastration eines Tieres koste zwischen 45 und 80 Euro.
Die Stadt Teterow indes geht erst einmal davon aus, dass jede Katze einen Besitzer hat. „Es gibt viele Katzen mit Schicksal“, meint Bürgermeister Andreas Lange. „Im Falle des Falles, dass es sich tatsächlich um ein Fundtier handelt, arbeiten wir weiterhin eng konstruktiv mit dem Tierschutzverein Teterow zusammen.“ Seit dem 1. Januar 2020 habe die Stadt zudem mit dem Tierschutzverein Waren, Standort Tierheim Malchow, bereits einen Vertrag mit entsprechender Entgeltregelung, „einschließlich einer Dynamisierungsklausel in Abhängigkeit der Einwohnerzahl und der Entwicklung des Mindestlohnes“, so Lange. Die Stadt zahle zusätzlich eine Pauschale von 10 000 Euro an den TSV Teterow, damit dieser notwendige Aufwendungen decken könne.