Heizen

Nun wird auch noch die Kohle knapp

Teterow / Lesedauer: 3 min

Bei einigen Baumärkten und beim Brennstoffhandel sind kaum noch Briketts zu bekommen. Die Nachfrage ist wegen der enormen Öl- und Gaspreise stark gestiegen. Entspannung ist nicht in Sicht.
Veröffentlicht:20.09.2022, 05:47

Von:
  • Nadine Schuldt
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Kohle scheint als Heizmaterial bei den Bürgern angesichts stark gestiegener Öl- und Gaspreise wieder angesagt. Doch Produkte wie Braunkohle-Briketts sind mittlerweile Mangelware. „Unser Vorrat reicht wahrscheinlich noch bis Ende der Woche“, erklärt Marko Schmidt. Dann gebe es auch vorerst nichts mehr, schiebt der Leiter des EGN-Baumarktes in Teterow hinterher.

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Dabei scheint der Bedarf enorm. Schmidt werden die 25-Kilogramm-Bündel mit Braunkohle-Briketts täglich nahezu aus den Händen gerissen. Jeden Tag riefen Schmidt zufolge Leute aus der näheren und auch weiteren Umgebung an und fragten nach. Er brauche sich im Moment nicht bei den Händlern melden, weil von dort nichts nachkomme. Dass es zu einer Verknappung kommen würde, sei bei ihnen schon seit sechs Monaten bekannt. So habe man bei den Bestellungen auch immer nur ein Drittel des angeforderten Kontingentes erhalten.

Nur noch ein Hersteller für ganz Deutschland

Dass weitaus weniger Briketts als noch im Vorjahr verfügbar sind, merkt auch Olaf Bree vom Güstrower Brennstoffhandel Uls. „Es werden nicht die vorbestellten Mengen geliefert“, sagt er. Darüber hinaus hätten viele Kunden im Frühjahr zudem die doppelte Menge im Vergleich zum Vorjahr bestellt. Eine Zeit, in der der Preis für den Zentner Kohle noch bei etwa 12 Euro lag. Mittlerweile sei er bei etwa 20 Euro angekommen. „So manch einem Kunden treibt das die Tränen in die Augen“, schildert Olaf Bree Gespräche. Auch er blickt sorgenvoll in die Zukunft: Sollte er künftig keine Briketts mehr bekommen und ausliefern können, bedrohe das seine Existenz.

Und die Zukunft sieht alles andere als rosig aus. Wie er erklärt, hätte die Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG), die Braunkohle veredelt, in einem Schreiben an alle Brennstoffhändler aufhorchen lassen. Es könnte zu Lieferengpässen im Oktober und November kommen. Das sei eine absolute Katastrophe, schimpft Bree. Der Grund für die Lieferengpässe sei ein enormer Mehrbedarf für die Verstromung von Kohle aufgrund der Gaskrise, erläutert Bree.

Thoralf Schirmer, Pressesprecher der LEAG, nennt noch einen weiteren Grund für die Kohle-Knappheit. „Die zweite Brikettfabrik im Rheinland wird schließen und hat ihre Produktion für Privatkunden schon eingestellt“, erklärt Schirmer. Damit sei die LEAG der einzige Veredelungsbetrieb, also Briketterzeuger, in Deutschland. So hätte sich ihre Produktion seit Jahresbeginn im Vergleich zu 2021 um 40 Prozent erhöht. Weil der Betrieb die Nachfrage trotz Personaleinstellungen aktuell kaum noch bewältigen könne, nimmt er zurzeit keine Bestellungen mehr an. „Es werden aktuell alte Bestellungen abgearbeitet“, sagt Schirmer mit Blick auf Kunden wie Baumärkte, Brennstoffhändler und Industriebetriebe.

Nachfrage nach Kaminöfen sorgt für lange Wartezeiten

Die hohen Preise für Öl und Gas sowie die Kohle-Knappheit sorgen dagegen für volle Auftragsbücher bei den Schornsteinfegern. „Wir bekommen mehr Zulauf, weil sich die Leute umorientieren“, erläutert Mirko Müller, bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger aus Teterow. Jeder, der mit Öl oder Gas heize, wolle nun seine Möglichkeiten – meistens mit Holz – ergänzen. Bei ihm seien seit etwa drei Monaten Pellet- und Holzheizungen sowie Kaminöfen sehr stark nachgefragt. Allerdings sei es derzeit schwierig, einen Kaminofen zu erhalten. „Die Lieferzeiten betragen etwa ein halbes Jahr“, erläutert Müller. Aus Sicht von Kaminbauer Björn Brinkmann kann es sogar noch länger dauern. Mitunter müsse man bis zu zwölf Monate für einen Kaminofen einkalkulieren. „Bei einigen Firmen werden auch schon Lieferzeiten von Anfang 2024 anvisiert“, erläutert Brinkmann.

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Weiterer Knackpunkt: Holz ist ebenfalls knapp und zudem sehr teuer geworden. „Es ist nun drei Mal so teuer wie noch vor neun Monaten“, erklärt Schornsteinfeger Mirko Müller.