Ominöses Schild – Teterow als Wiege des Fußballs?
Teterow / Lesedauer: 3 min

Thomas Koch
Für die jüngsten Teterower sind sie eine wahre Freude. Kaum waren sie aufgestellt, gingen die kleinsten Einwohner der Bergringstadt hier auf Torejagd. Die beiden kleinen Fußballtore, die seit einigen Wochen direkt vor der Grundschule auf dem Schulkamp ihren Platz haben, sind zweifellos ein Volltreffer. Was die kleinen Nachwuchs-Messis und -Ronaldos bei ihrem ausgelassenen Spiel aber sicher noch nicht wissen: Sie kicken hier auf geschichtsträchtigem Grund. Es liegt zwar schon viele Jahrzehnte zurück, aber einst jagten hier gestandene Teterower Herrenmannschaften dem runden Leder hinterher.
Teterower Fußball im Jahre 1860?
An diese legendären Zeiten erinnert neuerdings auch ein Schild an der Teterower Uhrenschule. Darauf zu sehen ist das Foto eines Fußballspiels. Eine schöne Erinnerung möchte man meinen. Wer sich ein wenig in der Historie des Sports auskennt, wird allerdings schnell stutzig bei der Jahreszahl, die da auf dem Foto zu sehen ist: 1860.
Sollte diese Aufnahme tatsächlich mehr als 160 Jahre alt sein, müsste die Geschichte des Fußballsports in Europa wohl völlig neu geschrieben werden. Hinlänglich gilt England als Wiege des Fußballs. Die englische „Football Association“ wurde allerdings erst im Jahr 1863 gegründet. Da stellt sich doch zwangsläufig die Frage: Waren die Sportfreunde in der kleinen mecklenburgischen Ackerbürgerstadt Teterow den Fußballenthusiasten von der Insel um sage und schreibe drei Jahre voraus?
„Das wäre zu schön, um wahr zu sein“, meint der Teterower Wolfgang Blanck, der sich in der Historie des hiesigen Fußballsports wohl so gut auskennt wie kein Zweiter.
Nach der Gründung des englischen Fußballverbandes gingen hierzulande noch mehr als 40 Jahre ins Land, bis der Sport auch in der Bergringstadt so richtig ankam. Die Gründung des ersten Teterower Fußballvereins wird auf den 7. März 1907 datiert. Der Club hatte den wohlklingenden Namen FC Germania Teterow. Selbst der kickte aber noch nicht auf dem Schulkamp, wie Wolfgang Blanck weiß. Spielstätte des Vereins war eine Wiese im Hohen Holz. Zu jedem Wettkampf wurden hier die Tore noch mit einem Pferdegespann kutschiert. Erst viele Jahre später – im September 1920 – wurde der sogenannte Realschulplatz auf dem Schulkamp eingeweiht, auf dem dann unter anderem Vereine wie Obotritia Teterow oder der Arbeitersportverein Vorwärts auf Torejagd gingen.
Und was ist nun mit dem Schild an der Uhrenschule? Wer die Teterower kennt, könnte das Ganze womöglich für eine kleine Schelmerei oder einen Schildbürgerstreich halten. „Mit Sicherheit ist den Machern der Schilder aber einfach nur ein Fehler passiert, den man aber auf jeden Fall korrigieren sollte“, meint Wolfgang Blanck.