Pfanni–Mitarbeiter in Stavenhagen streiken für mehr Lohn
Stavenhagen / Lesedauer: 3 min

Kirsten Gehrke
Beim Kartoffelveredler Aviko Rixona (ehemals Pfanni) in Stavenhagen steht seit Freitagmorgen die Produktion still. 53 Mitarbeiter der Frühschicht streiken vor dem Werksgelände in der Schultetusstraße.
Annehmen von Angebot wäre Verrat
Die Gewerkschaft Nahrung–Genuss–Gaststätten (NGG) will damit Druck im Tarifkonflikt machen. Das Angebot von Arbeitgeberseite in der jüngsten Verhandlungsrunde am Mittwoch in Wittenburg (Landkreis Ludwigslust–Parchim) sei enttäuschend gewesen, sagte Landesgeschäftsführer Jörg Dahms. „Wir würden euch verraten, wenn wir das annehmen würden“, meinte er vor den Streikenden.
Ein Gehaltsplus in Prozenten sei nicht akzeptabel, auch eine Laufzeit von 24 Monaten nicht. Die Gewerkschaft fordere indes 450 Euro mehr Lohn für jeden, um die Beschäftigten aller Lohngruppen gleich zu behandeln. Da fange soziale Gerechtigkeit an.
In Mecklenburg–Vorpommern hätten die Beschäftigen mehr Kosten als in anderen Tarifgebieten, aber bekämen weniger angeboten. Es sei an der Zeit, für eine faire Bezahlung zu kämpfen, sagte Frank Weiß, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Pfanni. Es müsse ein „deutlicher Hiep aus der Pulle kommen“.
Branche hat noch nie so viel Umsatz gemacht
Es sei traurig, dass bisher kein ordentliches Angebot auf den Tisch gelegt worden sei. Das vorgelegte Papier würde weiter einen Reallohnverlust bedeuten. Manch Mitarbeiter wisse in Zeiten hoher Inflation nicht mehr, wie er seine Kosten begleichen, seinen Tank im Auto füllen soll, viele müssen pendeln. In den letzten zwei Jahren habe hingegen die Lebensmittelbranche dicke Gewinne gemacht. Davon sollten die Arbeitgeber ein Stück durchreichen.
Wie Dahms erklärte, hätten gerade die Mitarbeiter in der Ernährungsindustrie während der Coronazeit für den sozialen Frieden gesorgt, Sonderschichten geschaffen, auch bei Pfanni, damit die Leute im Homeoffice Klöße und Püree zubereiten konnten. „Noch nie hat die Branche so viel Umsatz gemacht“, so Dahms.
Wie Betriebsratsvorsitzender Ronny Stier sagte, sei die Belegschaft in der Coronazeit immer fair gegenüber dem Arbeitgeber gewesen. „Der hat sich eine goldene Nase verdient.“ Die Auftragsbücher seien voll. Bei dem vorherrschenden Personalmangel sollte der Arbeitgeber selbst ein Interesse an attraktiven Löhnen haben, sonst finde er keine Leute mehr.
Weitere Streiks in kommenden Tagen
„Wir haben sehr viel Leiharbeit, das ist nicht gut“, so Stier. Pfanni hat 220 Beschäftigte in Festanstellung, etwa 80 seien in der Gewerkschaft organisiert. Wenn sich nichts weiter tue, werde weiter gestreikt. Zuletzt waren die Mitarbeiter bei Pfanni 2016 vor das Werkstor getreten.
Nach Hagenow im Carl–Kühne–Werk am Donnerstag war Stavenhagen die zweite Station der angekündigten Warnstreiks im Land. In den kommenden Tagen und Wochen sollen weitere Arbeitskämpfe stattfinden. „Wir ziehen von Ort zu Ort“, so Dahms. Verhandelt werde für rund 2200 Mitarbeiter im Tarifgebiet. Die nächste Runde soll am 29. Juni stattfinden.Die Nahrungsmittelindustrie sei einer der größten Arbeitgeber in Mecklenburg–Vorpommern.