Kapellenweg

Pilgerweg zielt auf Andachtsort mitten in Malchin

Malchin / Lesedauer: 3 min

Der 2016 angelegte Mecklenburger Kapellenweg soll um einige Stationen erweitert werden. Er führt dann auch zu einem längst vergessenen heiligen Ort in Malchin.
Veröffentlicht:15.05.2023, 17:38

Von:
  • Torsten Bengelsdorf
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Einige Fantasie gehört schon dazu, sich angesichts der zu DDR-Zeiten entstandenen Wohnblöcke zwischen Mühlen- und Strelitzer Straße die frühere Bebauung in Malchin vorzustellen. So ziemlich genau in der Mitte zwischen den beiden Straßenzügen – etwas zurückgesetzt hinter einem Garten – stand mehr als 100 Jahre lang ein größeres Gotteshaus. Es war die 1834/35 erbaute Synagoge der jüdischen Gemeinde von Malchin. Nichts erinnert heute mehr an das Bauwerk. Die Mieter in der Mühlenstraße 4 bis 10 werden wahrscheinlich nicht einmal ahnen, auf welchem für die Stadtgeschichte bedeutsamen Grundstück ihr Wohnblock nach dem Stadtbrand 1945 errichtet worden war.

Das soll sich nun aber ändern. Der Standort der einstigen Synagoge soll eine weitere Station des Mecklenburger Kapellenweges werden – ein Pilgerweg, der seit 2016 zu ehemaligen und auch heute noch existierenden Andachtsorten führt. Anhand von alten Luftbildern lässt sich der Standort der ehemaligen Synagoge noch sehr genau bestimmen.

Fotos und Geschichten zur Synagoge gesucht

„Die Strelitzer Straße in Malchin hieß einmal Jüdische Straße, weil hier eben viele Juden wohnten“, sagt der Initiator des Kapellenweges, Pastor i. R. Eckart Hübener. Welche Gewerbe sie hier einmal hatten, wolle man gemeinsam mit Schülern des Gymnasiums und der Regionalschule herausfinden. Doch auch über die Synagoge ist nur noch wenig bekannt. Immerhin ist überliefert, dass das Bauwerk in der Pogromnacht 1938 vor der Zerstörung bewahrt werden konnte — dank des mutigen Einsatzes eines Polizeiwachtmeisters namens Bruno Watzke. Damals war bereits die Katholische Kirche in die Synagoge eingezogen, nachdem sich im Jahr 1925 die jüdische Gemeinde in Malchin aufgelöst hatte.


„Wir suchen Fotos und Geschichten zur Synagoge, auch aus der katholischen Zeit“, sagt Bernd Kleist aus Gessin, einer der Mit–Initiatoren des Kapellenweges. An die heilige Stätte in der Strelitzer Straße soll künftig neben einer kleinen Tafel auch ein Kunstwerk erinnern, das über einen Ideenwettbewerb gefunden werden soll.

Kapellenweg mit acht Stationen

Noch zu einer weiteren Station wird der Pilgerweg in Malchin führen – zum Standort der Heiligen-Geist-Kapelle an der Ecke Teich-/Mühlenstraße, wo heute der Rossmann-Markt steht. Der ehemalige massive Kirchenbau stammte aus dem 14. Jahrhundert und wurde ebenfalls beim Stadtbrand 1945 völlig vernichtet. Zuletzt hatte das Gebäude als Abstellraum unter anderem für Löschfahrzeuge gedient.

Der Kapellenweg führt derzeit zu acht Andachtsorten. Er beginnt an der Kirchruine von Domherrenhagen – zwischen Ulrichshusen und Rambow gelegen – und endet an einer der ältesten noch erhaltenen Kapellen Mecklenburgs in Gessin.