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Rücktritt

Polizist ist nach Haftstrafen-Urteil auch kein Stadtvertreter mehr

Malchin / Lesedauer: 3 min

Für zweieinhalb Jahre will ein Gericht einen Stadtvertreter hinter Gittern sehen. Auch wenn das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, hat der Mann Konsequenzen gezogen.
Veröffentlicht:31.01.2023, 17:35

Von:
  • Torsten Bengelsdorf
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Diese Vorstellung hatte vor allem bei den Unabhängigen Malchiner Bürgern für zunehmendes Unbehagen gesorgt: Wenn Malchins Stadtvertreter in vier Wochen zu ihrer ersten Sitzung in diesem Jahr zusammenkommen, hätte ganz vorn im Präsidium jemand gesessen, der gerade vom Landgericht Neubrandenburg zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.

Das Urteil ist zwar noch nicht rechtskräftig, weil der Rechtsanwalt des 57-jährigen Polizisten mittlerweile Revision eingelegt hat. Und dennoch hat der Richterspruch in Malchin für viel Aufsehen und Diskussionen gesorgt. Hier kann man sich zumindest in der jüngeren Geschichte an keinen zu einer Gefängnisstrafe verurteilten Stadtvertreter erinnern – schon gar nicht an einen stellvertretenden Bürgervorsteher, der hinter Gitter soll.

Anwalt hat Revision eingelegt

Dass der wegen gefährlicher Körperverletzung Verurteilte nun noch einmal Platz nimmt im Präsidium des Hohen Hauses, wird allerdings nicht passieren. Imre Trebbin, Abgeordneter mit Mandat der Unabhängigen Malchiner Bürgerbewegung (UMB), ist kein Stadtvertreter mehr.

Er habe sein Mandat niedergelegt, teilte UMB-Fraktionsvorsitzender Reinhard Kullick am Dienstag mit. Trebbin habe ihn darüber in einem Gespräch am Sonntag informiert und seinen Schritt damit begründet, dass die Fraktion nun ohne ihn wieder vernünftig arbeiten könne.

Rücktritt kein Schuldeingeständnis

„Wir sind in der Fraktion erleichtert, dass diese Angelegenheit für uns jetzt ein Ende hat und dass uns die Last ein bisschen genommen wird“, sagte Kullick. Froh ist man in der UMB wohl vor allem darüber, dass Trebbin selbst seinen Rückzug aus der Stadtpolitik erklärt hat und die Fraktion jetzt nicht länger darüber nachdenken muss, wie sie mit einem solchen Fall umgehen soll.

Mit der Revision werde wohl das Geschehen in der Silvesternacht vor vier Jahren noch einmal neu aufgerollt werden, in der ein damals 62-jähriger Malchiner brutal verprügelt worden war. Und das alles wäre dann immer wieder mit dem Namen des UMB-Stadtvertreters verbunden, hatte man in der Fraktion bereits befürchtet. Kullick betont aber auch, dass der Rücktritt Trebbins kein Schuldeingeständnis bedeute. Darüber habe nach der Revision nun weiter die Justiz zu entscheiden. „Mit seiner Einsicht hat er uns aber sehr geholfen“, meint der Fraktions-Chef zur Entscheidung Trebbins.

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Selbst wollte sich Trebbin auf Anfrage des Nordkurier am Dienstag nicht zu seinem Rücktritt äußern. Wer den nun freigewordenen UMB-Sitz in der Stadtvertretung einnimmt, ist noch nicht geklärt. Es gebe mehrere mögliche Nachrücker, mit denen aber erst noch gesprochen werden müsse. „Und wir haben da gute Leute“, sagt Reinhard Kullick.

Einen neuen Vorsitzenden braucht nun auch die Rempliner Ortsteilvertretung. Hier hatte sich Trebbin in den Jahren vor der Anklage besonders engagiert. Im Jahr 2015 wollte er sogar Bürgermeister in Malchin werden. Und seine Chancen standen damals auch gar nicht so schlecht: Wenn auch weit abgeschlagen vom Wahlsieger Axel Müller war er unter den damals vier Kandidaten mit einem Stimmenanteil von fast 20 Prozent immerhin auf Platz 2 gekommen.