StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizReuterchor funkt SOS: Muss er sich auflösen?

Drohendes Aus

Reuterchor funkt SOS: Muss er sich auflösen?

Stavenhagen / Lesedauer: 3 min

Nicht zum ersten Mal gerät der Reuterchor in Stavenhagen in Not und braucht einen neuen Leiter. Wenn der nicht bald gefunden wird, droht vielleicht das endgültige Aus.
Veröffentlicht:13.06.2022, 14:17

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Eigentlich war der Stavenhagener Reuterchor gerade dabei, sich zu verjüngen. Neue Leute hatten Lust mitzusingen. Die Proben liefen gut. Auftritte füllten wieder den Kultur-Kalender. Doch nun stehen die rund 40 Sängerinnen und Sänger vorerst im Regen. Seit zweieinhalb Jahren bleiben ihre Stimmen stumm. Wann sie wieder erklingen können, weiß niemand.

Privates Glück bei der Chor-Leiterin

Allein mit der Corona-Pandemie hat das nichts zu tun. Vielmehr ist dem Chor die Leiterin abhandengekommen. Die ist einmal schwanger geworden, jetzt ein zweites Mal. Und es sieht offenbar nicht so aus, als ob sie auf das Dirigentenpult zurückkehren wird. „Sie hat so etwas angedeutet, dass wir uns nach einem neuen Leiter umschauen sollen“, sagt Brigitte Woesner, die schon Mitte der 1960er Jahre bei der ersten Chorgründung dabei war und wieder 1999, als die Tradition des Musik-Ensembles neu auflebte. „Wir können es verstehen, dass eine junge Frau eine Familie gründen will, wir sind nur jetzt aufgeschmissen.“

Die bisher erfolglose Suche nach einem neuen Leiter treibt ihr und Chorvorstand Thaddäus Kneisel so manche Sorgenfalte ins Gesicht. Wenn sich nicht bald jemand findet, dann droht die Auflösung des Ensembles. Das wollen beide mit aller Macht verhindern. „Eine Reuterstadt und kein Reuterchor? Das geht gar nicht“, findet Brigitte Woesner.

Botschafter der Reuterstadt

Noch beim jüngsten Jubiläum im Jahr 2019 war der Chor von der Verwaltungsspitze als Botschafter der Reuterstadt bezeichnet worden. Mit seinem anspruchsvollen Repertoire war er über die Landesgrenzen hinaus bekannt, verschrieb sich dem plattdeutschen Liedgut, wurde eingeladen zu großen Chortreffen nach Amsterdam, Dresden, Hessen, Südböhmen. Bei Reuter-Festspielen brachten die Mitglieder sogar niederdeutsches Theater auf die Bühne.

Doch der Chor funkt nicht zum ersten Mal ein SOS. Nur konnte bisher in letzter Sekunde das Aus noch immer verhindert werden. Das hoffen Brigitte Woesner und Thaddäus Kneisel auch diesmal wieder. Denn so ein Desaster wie 1973 wollen die beiden eigentlich nicht mehr erleben, als sich nach dem Tod des damaligen Dirigenten der Chor aufgelöst hatte und 26 Jahre von der Bildfläche verschwunden blieb. Erst 1999 hatte er sich neu gegründet, auch dank einer Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde und ihren Kantorinnen. Wenn zwischenzeitlich nicht Brigitte Poetsch aus Ivenack gewesen wäre, die damals den Eichenchor geleitet und mit ihnen zusätzlich geprobt hatte, wäre vielleicht schon vorher Schluss gewesen, glaubt Woesner. „Sie hätte es nicht verdient, wenn wir jetzt doch aufhören müssen.“ Einige ihrer Mitglieder seien schon zum Shantychor der Stadt gegangen, um wieder singen zu können.

Jeder Hinweis hilft weiter

Über jeden Hinweis würden sie sich freuen, wo sie jemanden als Leiter finden könnten. „Wer Lust und Interesse hat, der kann sich bei uns melden“, sagt Kneisel. „Er wird auch von uns bezahlt.“ Trotz aller Hürden der vergangenen Jahre: Der Chor will sein Niveau beibehalten, singt vierstimmig. Zwar hätten sie schon Kontakt mit der Universität Greifswald aufgenommen, im Internet inseriert, Musiklehrer und andere Chorleiter angesprochen, aber bisher habe sich niemand gefunden.