Zerwürfnis in Gnoien

Rückzug aus Stadtpolitik nach Lügen-Vorwurf?

Gnoien / Lesedauer: 3 min

Vor vier Wochen packte Arne Schmiedeberg mitten in der Gnoiener Stadtvertretersitzung nach einem persönlichen Angriff durch den Bürgermeister seine Sachen. Ein Rückzug hätte für die Stadtpolitik Folgen.
Veröffentlicht:28.03.2021, 18:11
Aktualisiert:06.01.2022, 21:44

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Da war das Maß dann voll: Als Lügner bezeichnet zu werden, das wollte Arne Schmiedeberg nicht so einfach auf sich sitzen lassen. Der Stadtvertreter der Unabhängigen Gnoiener Bürger (UGB) stand auf der jüngsten Sitzung der Abgeordneten auf, packte seine Sachen und verließ aus Protest die Warbelsporthalle. Zuvor hatte Bürgermeister Lars Schwarz (CDU) den langjährigen Stadtvertreter der Lüge bezichtigt. Es ging dabei – wieder einmal – um die Sportplatzsanierung, die trotz vollmundiger Ankündigungen noch immer nicht begonnen hat. Als bereits im vergangenen Sommer der Unmut in den Reihen des Sportvereins immer größer wurde, habe der Bürgermeister einen Vorwurf erhoben, der ihn sehr getroffen habe: Er – Schmiedeberg – würde Stimmung gegen den Bürgermeister machen, so hatte der UGB-Stadtvertreter auf der Sitzung Anfang März berichtet und sich damit den Zorn von Lars Schwarz zugezogen, der polterte: „Ich habe selten jemanden so heuchlerisch und lügnerisch erlebt.“ Tasche nehmen und raus – das war es für Schmiedeberg an jenem Abend.

Exakt vier Wochen ist das jetzt her und so mancher in Gnoien fragt sich längst: Kehrt der Trainer der Gnoiener Männermannschaft, der Schmiedeberg ist, zurück an den Abgeordnetentisch? Oder war es ein Abgang für immer?

Debatten sind ihm sehr wichtig

Entschieden habe er sich noch nicht, berichtete der 46-Jährige am Wochenende auf Anfrage des Nordkurier. Bekannte hätten ihm zwar geraten, nach dem Eklat vor vier Wochen jetzt hinzuschmeißen. Doch Schmiedeberg, den viele Gnoiener bei der Wahl vor zwei Jahren als besseren UGB-Bürgermeisterkandidaten angesehen hatten, zögert noch. Die Debatten, das Hinterfragen seien ihm gerade bei den Mehrheitsverhältnissen in der Gnoiener Stadtpolitik sehr wichtig. Das könne aber im Fall seines Mandatverzichts auch ein Nachrücker übernehmen, findet Schmiedeberg, der seit 15 Jahren der Stadtvertretung angehört.

Glaubhaftigkeit bedeute ihm enorm viel, macht er deutlich, wie sehr ihn der Lügen-Angriff des Bürgermeisters schmerzt: „Ich habe immer versucht, offen und ehrlich zu sein.“

Der Sportplatzstreit ist dabei wohl nur der vorläufige Höhepunkt der Auseinandersetzungen, die Schmiedeberg im zwischenmenschlichen Bereich mit dem Bürgermeister ansiedelt. „Da bin ich dann Teil des Problems.“

Blockiert CDU-Mehrheit die Arbeit der UGB?

Der Fußballtrainer holt dann doch noch etwas weiter aus. Er sieht durch die CDU-Mehrheit die Arbeit seiner Fraktion blockiert. Das habe sich gerade wieder beim Beschluss des diesjährigen Haushaltsplanes gezeigt, bei dem alle vier Anträge der UGB abgelehnt worden waren, darunter auch ein Zuschuss für die Neugestaltung des denkmalgeschützten Parks von Dölitz mit Hilfe von Hochschul-Studenten.

Die Besetzung der nichtöffentlich tagenden Stadtvertreter-Ausschüsse vor zwei Jahren habe bei ihm den Eindruck eines Postengeschachers hinterlassen. Und wenn er aktuell beispielsweise die Übernahme der Kita „Regenbogenland“ in Groß Nieköhr hinterfrage, dann werde er sofort als ein Gegner dieses städtischen Vorhabens hingestellt.

Bleibt Arne Schmiedeberg nun Stadtvertreter? Endgültig entscheiden will er sich bis zur nächsten Stadtvertretersitzung am 19. April.