Freibad Malchin
Saison im Peenebad startet mit Kündigung des Bademeisters
Malchin / Lesedauer: 4 min

Torsten Bengelsdorf
Auf diesen Tag hatte Rainer Gütschow drei Monate und 18 Tage zugearbeitet. Nun ist es soweit. Am Sonnabend startet das Malchiner Peenebad endlich in die Badesaison 2020 – fünf Wochen später als üblich und dann auch noch bei ziemlich trüben Wetteraussichten, dafür am ersten Tag aber mit freiem Eintritt. Doch Malchins neuer Schwimmmeister, der erst Anfang März seinen Job im Peenebad als Nachfolger von Holger Andrys angetreten hatte, wird am Sonnabend gar nicht mehr dabei sein. Am Donnerstag bestimmte der 59-Jährige noch die Chlorwerte im Badewasser des Schwimmer- und Kinderbeckens und war mit den Werten äußerst zufrieden. Mehr Chlor als in den Vorjahren kommt auch in Corona-Zeiten nicht ins Wasser, das reiche allemal, um dem Virus keine Chance zu geben, ist Gütschow überzeugt.
Nicht einen einzigen Gast erlebt
Gern hätte er nun auch mit angesehen, wie die Badegäste mit den Corona-Regeln im Freibad zurechtkommen. Doch der neue Peenebad-Chef, in den die Stadtverwaltung so viele Hoffnungen setzte, hat schon wieder gekündigt. Er ist damit Malchins erster Bademeister, der nicht einen einzigen Gast im Peenebad erlebt hat. Doch was ist der Grund? „Ich habe eine Stelle als Schwimmmeister in der Nähe meines Wohnorts Anklam gefunden. Da entfällt die lange Anfahrt für mich. Von Anklam bis nach Malchin sind es immerhin 77 Kilometer“, rechnet Gütschow vor.
Einiges erreicht
Ohne diesen langen Fahrtweg wäre er schon gern in Malchin geblieben, auch weil er seit März im Peenebad doch so einiges erreicht habe. Vieles, was in den vergangenen Jahren einfach liegen geblieben sei. Gütschow zählt auf: Das Dach des Pumpenhauses sei neu eingedeckt, der Duschbereich instand gesetzt, die Heizungsanlage repariert, ein neuer Unterwassersauger angeschafft. Die Überlaufrinnen am Beckenrand sind jetzt weiß und nicht mehr so grau wie zuvor und auch die Fugen zwischen den Pflastersteinen seien gründlich gereinigt worden. „Da kann ich dann doch ruhigen Gewissens gehen“, sagt Gütschow.
Duschen gesperrt
Doch worauf müssen die Badegäste nun alles achten, wenn es am Sonnabend wieder losgeht? Jeder Besucher des Peenebades muss seine Adresse und Telefonnummer – wie man es in den Gaststätten schon kennt – hinterlassen. Außerdem sei stets ein Abstand von 1,50 Meter einzuhalten, übrigens auch auf der Rutsche. „Wenn sich hier einer querstellt, wird die Rutsche geschlossen“, droht Malchins scheidender Schwimmmeister an. Vom Plan, den Gästen jeweils nur für eine bestimmte Zeit einen Aufenthalt im Peenebad zu erlauben, ist die Stadt indes wieder abgerückt. In Absprache mit dem Gesundheitsamt können sich nämlich bis zu 530 Personen gleichzeitig auf dem geräumigen Areal aufhalten, Ende Mai war man noch von höchstens 120 Besuchern ausgegangen. Während die Duschen gesperrt bleiben, dürfen in die Umkleidekabinen höchstens jeweils nur zwei Leute. Stündlich müssen sämtliche Handläufe, die Toiletten und die Umkleideräume desinfiziert werden.
Hilfe kommt ausgerechnet von der Konkurrenz
„Für ein Freibad halte ich all diese Maßnahmen für übertrieben“, schätzt Rainer Gütschow ein. Trotzdem würden sie natürlich alle umgesetzt. Doch wer trägt dafür jetzt am Sonnabend die Verantwortung, wenn der Schwimmmeister nicht mehr da ist?
„Wir werden in dieser Saison keinen neuen Peenebad-Leiter mehr bekommen und haben deshalb die Stadt Stavenhagen um Hilfe gebeten“, berichtete am Donnerstag Bürgermeister Axel Müller (CDU). Somit wird in diesem Sommer Stavenhagens Waldbad-Chef Stefan Hamann auch Aufsicht über das Malchiner Peenebad führen. Bei den beiden konkurrierenden Freibädern wäre eine solche Lösung bis vor Kurzem noch undenkbar gewesen.