Guernica
Schüler auf den Spuren eines deutschen Verbrechens
Gernika / Lesedauer: 3 min

Nadine Schuldt
Jeden Montag herrscht geschäftiges Treiben beim Markttag in Gernika (kastilisch Guernica). Schon seit Jahrhunderten. Nur am 26. April 1937 wurde der bunte Handel brutal zerstört. Der Ort im Baskenland wurde an jenem Tag von deutschen und italienischen Kampfflugzeugen angegriffen und nahezu verwüstet.
Wie die Menschen diesen Tag damals erlebten, wo sie Schutz suchen und wie sie heutzutage damit umgehen, erfuhren nun einige Neunt- und Zehntklässler, die in der letzten Septemberwoche im Zuge des Erasmus-plus-Austauschprogrammes Gernika besuchten. Zusammen mit rund 40 weiteren Austauschschülern, die aus der Tschechischen Republik, Polen, Portugal und eben Spanien stammten, hielten sie Vorträge zum Spanischen Bürgerkrieg, pflanzten einen Friedensbaum und erkundeten die Stadt.
Rückblick dazu: Paris zeigt Picassos „Guernica”
Schüler im Luftschutztunnel
Bei dem Rundgang sahen sie auf dem Marktplatz beispielsweise riesige Fotos von der 1937 zerstörten Stadt. Besonders beeindruckend sei für sie unter anderem der Besuch eines tunnelartigen Luftschutzraumes gewesen. Insgesamt gebe es vier rund 30 Meter lange Tunnel, von denen einer nicht fertiggestellt worden sei. Rund 100 Leute hätten daran eventuell Platz gehabt, schätzt Zehntklässler Simon Kröger. „Er hat keine Belüftung und eine schlechte Beleuchtung“, erzählt Fine. Sirenen- und Flugzeuggeräusche ertönten ebenfalls und sollten den Schülern diesen historischen Ort näher bringen.
Die genaue Zahl an Toten sei nicht dokumentiert, ergänzt Englischlehrer Timm Lehm-kuhl, neben Informatiklehrer Lothar Rösler einer der beiden Organisatoren. Wie viele Menschen bei dem Luftangriff gestorben seien, ist unter Historikern umstritten, es sollen aber mindestens einige Hunderte Menschen ums Leben gekommen sein. Für die Schüler war der Tunnelbesuch sehr einprägsam.
Picassos Bild „Guernica” machte den Ort bekannt
„Dadurch, dass wir in eine kriegerische Situation hinein versetzt wurden, werden heutige Geschehnisse nachvollziehbarer“, sagt Lotte. Für sie sei der Krieg in der Ukraine nun viel stärker ins Bewusstsein gerückt worden. Zu wissen, wie sich die Menschen fühlen könnten, ist nicht so schön, ergänzt Fine Jaehn
Bei einer Stadtführung sahen sie dann auch die Nachbildung – das Original hängt in Madrid – des weltbekannten Picasso-Bildes „Guernica“. „Es ist sehr abstrakt gehalten und man musste sich sehr darauf konzentrieren“, erzählt Lotte. Er könne sich dagegen noch gut an die Skulptur mit den zwei Soldaten mit der baskischen Fahne vor dem ehemaligen Rathaus erinnern, ergänzt Simon. „Das drückt den Stolz auf ihr Land aus und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft“, spielt der Zehntklässler auf den Konflikt zwischen den Spaniern und den Basken an.
Bei dem Austausch wurde nicht nur die Historie beleuchtet. Die Schüler erkundeten auch das berühmte Guggenheim-Museum in Bilbao und machten eine Kajaktour im Urdaibai-Biosphäre-Reservat. „Wir waren nachmittags auch mit den anderen Erasmus-Teilnehmern zusammen, besuchten auch ein Fußballtraining von zwei Spaniern und am letzten Tag gab es den internationalen Abend mit allen Schülern“, erzählt Lotte.