Historische Postkarten

So schön war Malchin vor seiner Zerstörung

Malchin / Lesedauer: 3 min

Malchin war einst eine glanzvolle Stadt. Das änderte sich im Jahre 1945, zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Das Museum zeigt nun Postkarten aus der Zeit vor der Zerstörung.
Veröffentlicht:12.09.2023, 11:06

Von:
  • Torsten Bengelsdorf
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Die Zeit der Ansichtskarte mit Briefmarke, Poststempel und den schönen Grüßen scheint angesichts schnellerer, digitaler Übertragungswege vorbei zu sein. Doch die gute, alte Postkarte hat immer noch eine treue Anhängerschaft, zumal wenn sie Einblicke in längst vergangene Zeiten gewährt.

In Malchin hat es zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts erstaunlich viele Ansichtskarten gegeben. In den Jahren zwischen 1900 und 1940 dürften es etwa 500 bis 600 verschiedene Motive gewesen sein, schätzt der Malchiner Torsten Gertz.

Suche heutzutage im Internet

Der Vorsitzende des Malchiner Heimatvereins sammelt seit über 30 Jahren Ansichtskarten. „Anfangs war ich auf Tauschmärkten unterwegs. Inzwischen hat sich die Suche ins Internet verlagert“, sagt Gertz.

Eine kleine Auswahl aus seiner Sammlung ist jetzt in einer Sonderausstellung im Malchiner Museum in der Stadtmühle zu sehen. Gertz hat die Postkarten gescannt, digital gereinigt und für einen vergrößerten Druck aufbereitet. „Sonst hätte man wahrscheinlich eine Lupe benötigt“, sagt der Sammler.

Wie erklärt sich nun aber die unglaublich hohe Anzahl an Postkarten–Motiven in einer kleinen Stadt wie Malchin? „Das hängt damit zusammen, dass Malchin einmal Landtagsstadt war“, erklärt Torsten Gertz.

Landtag tagte alle zwei Jahre in Malchin

Bis zum Jahr 1916 tagte der Landtag alle zwei Jahre in Malchin. Die zahlreichen Gäste der Stadt hatten dann offenbar ein großes Mitteilungsbedürfnis und bedienten sich dabei gern der Postkarte. Als Landtagsstadt erlebte Malchin aber auch einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufschwung. Da zeigte man gern auf Ansichtskarten, was die Stadt alles zu bieten hat. „Heute vermitteln sie uns einen Eindruck, wie schön Malchin bis zu seiner Zerstörung 1945 war“, sagt Gertz. 

Abgebildet ist zum Beispiel die Bebauung gegenüber vom Rathaus, wo einst das Hotel „Nordischer Hof“ zu finden war. Eine andere Karte zeigt einen riesigen Betrieb — die ehemalige Zuckerfabrik, die neben dem Bahnwerk einmal Hauptarbeitgeber in Malchin war. Auch ist zu sehen, wie Basedower, Stein– oder Heiligengeiststraße in Malchin einmal ausgesehen haben.

„Sehr interessant finde ich einige Details, die auf den Karten zu sehen sind. So befand sich neben dem Rathaus, wo heute das Marcus–Denkmal steht, eine Wasserpumpe“, erklärt Gertz. Jeder dieser Brunnen in der Stadt hatte einen „Pumpenherrn“, der die Aufsicht hatte.

Luftaufnahme bringt manche ins Grübeln

Wer genau hinschaut, erkennt auch einen Eiswagen am Rande des Marktplatzes oder auch das damalige Postauto. Bei einer Luftaufnahme des alten Malchins kam bei der Ausstellungseröffnung am Sonntag mancher ins Grübeln, welche Straßen hier denn nun genau zu sehen sind.

Etwa 100 Postkarten hat Torsten Gertz kürzlich aus der Sammlung des Alt–Malchiners Rudolf Wessel übernommen. Bei der Ausstellung haben Udo Dohms und Norbert Böttcher, die das Malchin–Archiv im Museum führen, unterstützt. Zu sehen sind die Postkarten zur Öffnungszeit des Museums sonntags von 14 bis 17 Uhr.