Radtour

So steil ist es in der Mecklenburgischen Schweiz

Malchin / Lesedauer: 5 min

Das sonnige Wetter hat eingeladen zu einer Radtour durch die Mecklenburgische Schweiz. Hier gibt es nicht nur lange Anstiege, sondern auch knackige Rampen.
Veröffentlicht:12.10.2022, 10:50

Von:
  • Author ImageThomas Koch
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Der Name kommt ja nicht von ungefähr. Wer in eine „Schweiz“ kommt – in diesem Fall in die Mecklenburgische – der muss schon damit rechnen, dass man hier nicht unbedingt kilometerweit in die Ferne schauen kann. Nun gut, es türmen sich keine zwei- oder dreitausend Meter hohen Felswände auf wie im Land der Eidgenossen.

Aber mit Sicherheit das eine oder andere „Hügelchen“, das auch schon mal die 100  Meter-Marke überschreitet. Für alle Freunde des Radsports heißt das: So ganz entspannt, wie es der eine oder andere vielleicht im Norden erwartet, haben es Pedalritter hier nicht.

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Wer zwischen Malchin und Teterow, zwischen Gielow und Neukalen mit seinem Zweirad unterwegs ist, der muss schon damit rechnen, dass die Straße immer wieder mal einen doch recht steilen Weg nach oben nimmt. Die kleinen, aber für den Hobbyradler doch recht gemeinen Anstiege werden im Radsport „Rampen“ genannt.

In der Regel sind sie nur wenige hundert Meter lang, aber der Beinmuskulatur verlangen sie dennoch einiges ab. Unser Reporter Thomas Koch hat vor einigen Wochen bereits die längsten Anstiege der Region getestet, jetzt hat er sich die schwersten Rampen vorgenommen und seine ganz persönliche Rangliste aufgestellt.

Platz 3

Bei Radfahrern gilt die Strecke zwischen der Wendischhagener Straße und Neu Panstorf gemeinhin als „Schleichweg“. Schleichweg, weil er in einschlägigen Karten kaum zu finden ist, aber vor allem auch deshalb, weil man hier tatsächlich nur im Schneckentempo voran kommt. Und das liegt am Streckenprofil.

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Auf halbem Weg wartet die wohl härteste Herausforderung. Gelegen ist sie am Neu Panstorfer Wald unweit des gleichnamigen Dorfes. Wer es bis hier her geschafft hat, der hat schon 1,5  Kilometer und knapp fünfzig Höhenmeter in den Beinen. Geschafft hat man es dann aber noch lange nicht.

Nach einer Flachpassage führt die Straße noch einmal steil nach oben. Einen Blick für die Schönheit der Gegend hat man hier kaum. Obwohl man rechter Hand doch bis nach Malchin schauen kann. Die Konzentration gilt voll und ganz der Straße. Treten ist angesagt. Bis zu acht Prozent Steigung weist die Straße auf.

Nach genau 284 Metern und siebzehn Höhenmetern ist es dann geschafft. Der Puls liegt bei 140, normalisiert sich bei der folgenden Abfahrt aber wieder sehr schnell.

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Platz 2

Wer mit dem Rad in Gielow unterwegs ist, hat die Erfahrung schon gemacht: Hier geht es auf und ab durchs Dorf. Wer Kurs auf Gessin nimmt, dem läuft an der Gielower Feuerwehr ein kalter Schauer über den Rücken. Ja, was ist das denn, fragt man sich.

Zwei Kilometer sind es bloß nach Gessin, aber muss denn die Fahrt gleich mit so einer Rampe starten? Die beginnt direkt am Gerätehaus der Brandschützer. Immer wieder ist es zu beobachten, dass Radfahrer es doch lieber vorziehen, hier abzusteigen und zu schieben, weil der Anstieg einfach zu steil ist. Selbst Radler, deren fahrbarer Untersatz von einem Elektromotor unterstützt wird.

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Wer sich doch der Herausforderung stellt, ist vom ersten Meter an gefordert. Sofort spritzt einem das Laktat in die Beine. Es bleibt keine Zeit, um auch nur einen Moment zu verschnaufen. Mit einer Steigung von durchschnittlich neun Prozent – in der Spitze sind es sogar elf – verlangt einem der Anstieg alles ab.

Da wundert es doch kaum, dass die Straße auf dem Gipfel „Am Sonnenberg“ heißt. Bis dahin sind es 307 Meter und 21 Höhenmeter. Wer es geschafft hat, fühlt sich tatsächlich so, als hätte er den Platz an der Sonne erreicht.

Platz 1

Eine der längsten Rampen in der Mecklenburgischen Schweiz liegt mitten im Wald. Sie beginnt im kleinen Malchiner Ortsteil Hagensruhm und führt in Richtung Retzow. Ein idyllisches Fleckchen Erde. Vogelgezwitscher, das Rauschen der Bäume, keine Autos – Radlerherz, was willst du mehr.

All das wird aber ganz schnell uninteressant. Denn kaum hat man die vier Häuser des Dorfes hinter sich gelassen, schlängelt sich die Straße durch den Wald steil noch oben. Was die Sache ein wenig angenehmer macht, ist der gute Belag. Aber auch der spielt spätestens dann eine untergeordnete Rolle, wenn der Fahrradcomputer erst drei, dann sechs und schließlich sogar neun Prozent Steigung anzeigt.

Die insgesamt 1,1 Kilometer lange Rampe scheint gar kein Ende zu nehmen, weil die Straße immer wieder kleine Kurven einschlägt und das Ziel nicht zu sehen ist. Nach 37 Höhenmetern ist es schließlich geschafft. Und obwohl jeder einzelne Beinmuskel zu explodieren droht, erfüllt es einen durchaus mit Stolz, dass man dabei nicht aus dem Sattel steigen musste.