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Sanierung

So viel Platz! Das plant ein junger Kunsthandwerker für den alten Getreidespeicher

Stavenhagen / Lesedauer: 3 min

Jahrzehnte lang tat sich nichts am Reuterplatz-Speicher an der B 104  in Stavenhagen. Nun hat das denkmalgeschützte Gebäude einen neuen Besitzer, der sich viel vorgenommen hat. 
Veröffentlicht:16.11.2023, 05:11

Von:
  • Kirsten Gehrke
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Eigentlich wollte Hagen Effenberger nur die Kreissäge kaufen, die im Speicher untergestellt war. Doch dann nahm er das Angebot des Vorbesitzers an, das ganze Gebäude zu nehmen. Über Jahrzehnte war es still um den denkmalgeschützten Getreidespeicher an der B 104 in Stavenhagen am Reuterplatz. Er wurde vom Vorbesitzer teils nur als Lager genutzt und erinnerte mit der Aufschrift „Gebrüder Kaiser“ an ein Stück Stadtgeschichte, als Landwirte hier noch mit Ölsaaten und Getreide handelten.

Traum vom eigenen Haus mit Werkstatt und Atelier

„Ich wollte schon immer ein Haus haben, aber in Rostock kann man sich das nicht leisten“, sagt der gelernte Tischler und Kunsthandwerker, der von eigenen vier Wänden mit Werkstatt und Atelier träumt. Dass es nun so ein großes Gebäude geworden ist, kann der gebürtige Kühlungsborner selbst kaum glauben, geht die Sanierung aber mutig an. Jede freie Minute nutzt er. Viel macht er selbst.

Vom Baugerüst haben die Handwerker den Blick auf die Postkreuzung in Stavenhagen. (Foto: Kirsten Gehrke)

Im Innern sei das Holz bis auf wenige morsche Stellen noch gut erhalten, sagt Effenberger. Einiges hat sich hier schon seit Februar getan. Von unten nach oben bis in die vierte Etage arbeitet sich der junge Mann durch. Für neu eingezogene Trennwände hat er alte Holzdielen wiederverwendet. Kein Fußboden-Brett kommt auf den Müll. Balken will er sichtbar lassen. Für das Upcycling alter Technik im Speicher hat er schon Ideen.

Doch jetzt muss der 37-Jährige erst einmal das Dach neu decken. Der Speicher ist eingerüstet. „Eigentlich hatte ich die Dachsanierung erst in zwei, drei Jahren im Kopf, aber es gibt nur noch dieses Jahr Städtebaufördermittel“, erklärt er. Die Chance wollte er nutzen. Auch bekommt er für die Sanierung Geld vom Denkmalschutz.

Umbau kann Jahre dauern

Der Dachstuhl sei noch intakt. Bis auf kleinere Zimmererarbeiten außen an den Flugsparren müssen keine Balken weiter ausgetauscht werden. Nur das Asbest sei alt und müsse runter vom Dach. Nach Absprache mit der Denkmalbehörde kommt nun ein sogenanntes Sandwich-Dach rauf. Die Bleche sind bereits angeliefert. Die Zeit drängt, denn in diesem Jahr muss er noch mit dem Dach fertig werden. Der Neu-Stavenhagener nutzt das Baugerüst gleich, um alte Steine an der Fassade zu erneuern.

Der neue Eigentümer ist leidenschaftlicher Kunsthandwerker und Gestalter. Einige seiner Werke aus Baumästen hat er bereits im Speicher untergestellt. (Foto: Kirsten Gehrke)

Hagen Effenberger weiß, dass der komplette Umbau Jahre dauern kann und viel Geld kostet, lässt sich davon aber nicht abschrecken. Die große Herausforderung werde noch die Heizungsanlage werden, meint er. Da das Richtige zu finden, das könne er nur mit einem Energieberater. Photovoltaik an der Rückseite hat der Denkmalschutz wegen der Optik schon abgelehnt.

Eine Ferienunterkunft gehört auch dazu 

Sein Ziel sei es, beim nächsten „Kunst:offen“ zu Pfingsten und beim Tag des offenen Denkmals den Speicher zu öffnen, um Interessierten sein Projekt zu zeigen, sagt Effenberger. Bis dahin sollen im unteren Bereich Werkstatt und Verkaufsraum sowie Atelier entstehen, das er auch anderen Künstlern zur Verfügung stellen will. Im oberen Bereich plant er Handwerkerzimmer und eine Ferienunterkunft, im Dachgeschoss seine Wohnung. Ihm schwebt eine Art Einrichtungshaus vor, für das er die Verkaufsstücke aus Holz selbst vor Ort bauen will ‐ von Möbeln bis zur Holzschale.