Waldinventur
So werden tausende Bäume vermessen
Ivenack / Lesedauer: 3 min

Kirsten Gehrke
Wenn Forstinspekteurin Katrin Heuer und ihr Team-Partner Torsten Ziegler jetzt in den Wäldern unterwegs sind, dann bekommt ihre Bestandsaufnahme im Wald eine ganz andere Relevanz. Denn nach den schweren Stürmen der letzten Wochen werden sie auf ihren Untersuchungsflächen auch die jüngsten Schäden dokumentieren müssen – Bäume, die nicht mehr da sind, und viel Totholz.
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Der Sturm habe mächtig was angerichtet, stellt Katrin Heuer nach der Pause fest, die sie wegen des Orkans einlegen mussten. Seit etwa einem Jahr sammeln sie und ihr Kollege Daten, dokumentieren den Zustand der Wälder. Alle zehn Jahre findet eine solche bundesweite Waldinventur statt.
Katrin Heuer und Torsten Ziegler sind eines von fünf Aufnahme-Trupps, die für die Landesforstanstalt Malchin die Untersuchungen vornehmen. Beide haben 2200 Probeflächen in 7 Forstämtern und im Müritz-Nationalpark zu erfassen. Bis April/Mai werden sie im Forstamtsbereich Stavenhagen mit ihrem Equipment unterwegs sein, in einem Bereich mit rund 19.000 Hektar (ha) Wald, darunter circa 5000 ha Landes-, 13 500 ha Privat- und 500 ha Kommunalwald.
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Im Tiergarten Ivenack peilen sie vier Probepunkte an. Mit Hilfe von GPS-Koordinaten und einem Metalldetektor finden sie das in der Erde eingesetzte t-förmige Eisen. Von hier aus müssen sie alle notwendigen Messungen machen. „Es sollen immer die gleichen Bäume vermessen werden“, erklärt Katrin Heuer. Nur so sei ein Vergleich möglich. Die 26-Jährige trägt alle Daten in einen Feldcomputer ein und sieht, wie es vor zehn Jahren an der selben Stelle ausgesehen hat.
Untersuchungen belegen, wie’s dem Wald geht
In dem untersuchten Abschnitt stehen vorrangig Lärchen und Eichen, neu finden sie eine Buche. Mit einem Spiegelrelaskop erfassen sie Höhen, Stamm-Durchmesser, die Anzahl der Baumarten in einem Radius von rund 30 Metern, rechnen dann alles hoch. „Ein Baum, den wir erfassen, repräsentiert 9000 Einzelbäume und 4500 Kubikmeter Holzvorrat“, so Heuer. Landesweit werden so 50.000 Bäume vermessen.
„Wir sind nur für die reine Daten-Aufnahme zuständig“, sagt die Forstinspekteurin. In Stichproben werde ihre Arbeit auch kontrolliert, damit die Daten-Qualität stimme. Die Fakten übermitteln sie an das Thünen-Institut für Waldökologie, dort werden sie ausgewertet.
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Die Ergebnisse sollen Rückschlüsse bringen, wie sich der Wald entwickelt, in welchem Zustand er ist und welche Baum-Mischung er hat. 2024 soll die Auswertung vorliegen. Eines aber kann Katrin Heuer schon jetzt bestätigen, die Fichten kränkeln überall, der Borkenkäfer lasse sie absterben.
Gestartet waren sie und Ziegler im Forstamtsbereich vor drei Wochen im Revier Altentreptow, sind jetzt im Revier Kentzlin, zu dem auch Ivenack gehört. Bisher haben sie bei ihren Untersuchungen zweimal festgestellt, dass ein neuer Wald entstanden ist. Dort haben sie neue Probepunkte gesetzt und mit Koordinaten versehen, wie zum Beispiel am Kummerower See bei Verchen.
Bis Ende des Jahres laufe die Bestandsaufnahme noch. Nach dem Forstamt Stavenhagen gehen Katrin Heuer und Torsten Ziegler zum Dokumentieren weiter in die Nossentiner Heide und Feldberger Seenlandschaft.