Wasserdiebstahl
Mysteriöser Mega-Wasserverbrauch am Sportplatz aufgeklärt
Neukalen / Lesedauer: 3 min

Torsten Bengelsdorf
Das Gerücht wabert schon seit einigen Tagen durch die Peenestadt Neukalen. Gespenstische Szenen haben sich demnach eines Nachts auf dem Sportplatz der Kleinstadt abgespielt. Bei einem heftigen Regenschauer schaltete sich hier wie von Geisterhand betrieben die Beregnungsanlage an.
Auch eine Wasserpumpe muss in jener Nacht wohl verrückt gespielt haben. Jedenfalls lief beim Wasserzweckverband Malchin-Stavenhagen (WZV) ein Alarm auf. Der Notdienst rückte an, um dem Fall auf den Grund zu gehen.
Die Mitarbeiter schauten sich dabei auch die Wasseruhr am Sportplatz an und glaubten hier ihren Augen kaum trauen zu können. Die Wasseruhr war abgebaut und lag neben der Leitung.
Zweckverband zunächst wenig auskunftsfreudig
Natürlich alles nur Gerüchte. Oder doch nicht? Der Wasserzweckverband gab sich am Donnerstag auf Anfrage des Nordkurier zunächst ziemlich zugeknöpft. Es handele sich um ein schwebendes Verfahren, sagte WZV-Geschäftsführer David Schacht und verweigerte zunächst jede Auskunft. Tatsächlich hatten sich nach Nordkurier-Informationen alle Beteiligten ‐ also WZV, Stadt und Sportverein Neukalen ‐ höchste Geheimhaltungsstufe verordnet.
Als allerdings im Laufe des Donnerstags durch Nordkurier-Recherchen immer mehr Details des Neukalener Wasserdiebstahls bekannt wurden, hielt die Mauer des Schweigens nicht mehr. Eilig stimmten Geschäftsführung, Verbandsvorsteher, Neukalens Bürgermeister und der Sportverein eine Erklärung ab, die etwas mehr Licht in die dunklen Machenschaften am Rande des Neukalener Sportplatzes bringen soll. Immerhin, so heißt es in der Mitteilung, ist die illegale Entnahme von Trinkwasser kein Kavaliersdelikt.
Manipulation am Wassernetz
Der WZV stellt den Neukalener Wasserdiebstahl jetzt so dar: Aufmerksamen Mitarbeitern seien wochenlang größere, unerklärliche Wasserentnahmen im Bereich des Neukalener Sportplatzes aufgefallen. Daraufhin sei hier eine Manipulation am Wasserversorgungsnetz aufgedeckt worden.
„Es stellte sich heraus, dass zwei Wasserzähler durch entsprechende Passstücke ersetzt wurden, um die Bewässerung des Spielfeldes vorzunehmen“, heißt es in der Erklärung. Der Diebstahl sei sofort zur Anzeige gebracht und ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden.
Als Schuldigen bzw. Verursacher nennt der WZV „einen Sportverein“. Da kommt dann wohl nur einer in Frage. „Die Zuständigkeit für den Sportplatz ist von uns als Stadt per Erbbaupachtvertrag an unseren TuS übertragen“, erklärt Neukalens Bürgermeister Rico Zoschke (CDU) und verweist auf den Vorsitzenden des Turn- und Sportvereins Michael Rinke, der in Neukalen zugleich stellvertretender Bürgermeister ist. Rinke wiederum verwies auf Anfrage am Donnerstag lediglich auf die Erklärung des WZV, äußerte sich zum Wasserdiebstahl aber nicht weiter.
Bei Aufklärung aktiv mitgewirkt
Immerhin habe sich der Sportverein sofort einsichtig gezeigt und bei der Aufklärung aktiv mitgewirkt, wie der WZV weiter mitteilte. Unter Einbeziehung des WZV-Verbandsvorstehers ‐ das ist Malchins Bürgermeister Axel Müller ‐ und des Neukalener Bürgermeisters soll der entstandene Schaden nun durch eine Zahlung in Höhe von 5000 Euro reguliert werden.
Wer für diese Summe aufkommt, diese Frage ließ Bürgermeister Zoschke am Donnerstag unbeantwortet. Wenn der Betrag in voller Höhe beim Zweckverband eingeht, werde auch die Anzeige zurückgenommen, kündigte WZV-Geschäftsführer Schacht an.
Zähler über längeren Zeitraum abgeklemmt
Der Schaden für den Zweckverband dürfte durch den Wasserklau allerdings höher liegen. Denn offenbar waren die Wasserzähler über einen längeren Zeitraum abgeklemmt. Es gibt Hinweise darauf, dass sie bei den angekündigten Ablesungen dann sogar für kurze Zeit wieder eingebaut wurden und dann tatsächlich einen ‐ wenn auch geringen ‐ Verbrauch anzeigten.
Mit der illegalen Entnahme von Trinkwasser werde nicht nur der Wasserzweckverband als öffentliche Einrichtung betrogen, sondern gleichzeitig alle anderen Gebührenzahler, denn die Kosten werden in der Kalkulation auf alle Kunden umgelegt, macht der WZV in seiner Erklärung deutlich. Außerdem könne durch derartige Manipulationen das Trinkwasser auch verunreinigt werden.