Vertrag unterzeichnet
Stavenhagen bekommt grüne Fernwärme aus Klärschlamm
Stavenhagen / Lesedauer: 3 min

Kirsten Gehrke
Für Steffen Oriwol war es der glanzvolle Endpunkt eines langen und holprigen Weges. Seit 2016 engagierte sich die Wärmeversorgung Stavenhagen für das Projekt, regionale Wärmequellen für das Fernwärmenetz der Stadt zu nutzen. Jetzt ist es endlich geschafft, meinte der Geschäftsführer.
Abwärme kommt aus Klärschlammverbrennungsanlage
Das städtische Unternehmen hat am Donnerstagnachmittag mit der EEW Energy from Waste GmbH einen Wärme–Liefervertrag unterzeichnet. Oriwol sowie die EEW–Geschäftsführer Morten Holpert und Maik Lehmann setzten im Schloss ihren Namen unter das Schriftstück. Damit werden Fernwärmekunden künftig mit Abwärme aus der neuen Klärschlammverbrennungsanlage versorgt, die gegenwärtig gebaut wird. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 20 Jahren.

Es sei lange verhandelt worden, so Oriwiol. „Jetzt sehen wir, wie wir mit der Krise umgehen können.“ Holpert nannte das nun erreichte Ergebnis eine Kehrtwende in der Zusammenarbeit mit der Stadt. Im Zuge der Diskussion um den Bau der Klärschlammverbrennungsanlage hatte es seitens der Stadtvertretung anfangs mächtig Gegenwind gegeben.
„Historischer Tag für die Stadt“
Nun sprach Bürgermeister Stefan Guzu von einem historischen Tag für die Stadt und ihre Entwicklung. Mit der Vertragsunterzeichnung beginne eine vertrauensvolle Kooperation zwischen EEW und Stadt, die Vorbild–Charakter habe. Diese sei ein Meilenstein, um als Stadt die klimaneutralen Ziele zu erreichen.
Aktuell werden circa 90 Prozent der Fernwärme noch auf der Basis von Heißwasserkesseln mit Erdgas produziert. Der fossile Brennstoff soll nun durch grüne Wärme ersetzt werden. Grüne Wärme deshalb, weil Klärschlamm Biomasse ist und zu fast 100 Prozent aus organischen Stoffen besteht. In einer ersten Phase werden rund 2500 Einwohner Stavenhagens, etwa die Hälfte der Stadt, ab Frühjahr 2025 davon profitieren. Für sie werde der Preis dann wieder auf das Niveau sinken, wie er vor der Ukrainekrise war, so Oriwol. Zudem spare man jährlich pro Haushalt je nach Verbrauch 200 bis 300 Euro an CO2–Abgabe. Mit der Nutzung der Abwärme „werden wir insgesamt 2400 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr einsparen“, erklärte er.
Fördermittel zugesagt
Zunächst müssen jedoch erst die nötigen Leitungen vom EEW–Gelände zum Fernwärmenetz gebaut werden. Das verursache Kosten. Aber: „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Oriwol. Das Bundeswirtschaftsministerium habe noch am Donnerstag zugesagt, dass zum 1. Juni der ersehnte Fördermittelbescheid komme. Damit könne das Projekt für geplante 12,5 Millionen Euro ausgeschrieben und im nächsten Jahr gebaut werden.
Angedacht sei auch, die Gemeinde Jürgenstorf bis Frühjahr 2027 anzuschließen. Zudem soll das Fernwärmenetz in der Reuterstadt erweitert werden. Ziel sei es, in vier Jahren rund 75 Prozent der Einwohner als Kunden zu haben. Im Zuge von Straßenbauarbeiten seien bereits vorausschauend Leitungen verlegt worden, wie in der Niels–Stensen–Straße, in der Goethestraße und Feldstraße sowie an der B 104 nahe der Grundschule. „Hätten wir das nicht gemacht, hätten wir die neue Straße wieder aufreißen müssen“, so Oriwol.