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Ärztemangel

Stavenhagen will mit Stipendien Medizinstudenten locken

Stavenhagen / Lesedauer: 3 min

In Städten wie Stavenhagen herrscht Sorge um die medizinische Versorgung in wenigen Jahren. Um die weiter sichern zu können, denkt die Reuterstadt auch an einen unkonventionellen Weg.
Veröffentlicht:05.06.2023, 06:22

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Die medizinische Versorgung ist im ländlichen Bereich vielerorts gefährdet. Da will die Stadt Stavenhagen nun gegensteuern und dabei offenbar  andere, auch unkonventionelle Wege nehmen, um junge Mediziner anzulocken. Hintergrund ist, dass Ärzte nur selten Nachfolger finden, wenn sie in den Ruhestand gehen. Schon jetzt liege die zahnärztliche Versorgung nur bei gerade einmal 70 Prozent. „Es liegt also eine Unterversorgung vor“, sagte Bürgermeister Stefan Guzu auf dem jüngsten Unternehmertag im Schloss. Das gleiche drohe in den nächsten vier bis fünf Jahren auch bei der allgemeinmedizinischen Versorgung, wenn es die Stadt nicht schaffe, etwas dagegen zu tun.

Ideen schon im vergangenen Jahr entwickelt

Die Kommune wolle die Mediziner nicht mit dem Nachfolge–Problem allein lassen. Bereits im vergangenen Jahr habe die Stadt zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Regionalen Unternehmensnetzwerk Mecklenburgische Schweiz (RUN) Ideen entwickelt, um die Gesundheitspflege zukünftig zu sichern. Ein Flyer sei bereits in Arbeit, um Ärzten und Medizinstudenten die Reuterstadt näherzubringen.

„Wir denken aber auch an Stipendien für Medizinstudenten aus der Region“, so Guzu. „Speziell auch für Abiturienten, die nicht den geforderten Numerus clausus von 1,0 oder 1,2 geschafft haben. Diese könnten ein Medizinstudium in osteuropäischen Städten absolvieren.“ Gern in Tschechien oder Polen, dort würden aber die Studiengebühren doppelt so hoch ausfallen.

Da er als gebürtiger Rumäne in diesem Land sehr gut vernetzt sei, habe er diesbezüglich Kontakte mit der Universität in Klausburg (Cluj–Napoca) aufgenommen. „Wir möchten unseren willigen Studierenden, die den Numerus clausus von 1,2 nicht schaffen, eine Chance geben, sich zu verwirklichen“, erklärte Guzu. „Eine Chance, die ihnen in Deutschland verwehrt bleibt.“

Schon zu DDR–Zeit Studium in Rumänien

Über den Numerus clausus (NC) für Medizin würden in Deutschland rund 20 Prozent der Studienplätze vergeben. „Sie gehen an die besten Abiturienten, die meist eine 1,0 bis 1,2 im Abi–Zeugnis stehen haben.“ Weitere 20 Prozent der Medizin–Studienplätze würden nach einer Wartezeit vergeben. „60 Prozent der Plätze verteilen die Unis nach eigenen Kriterien, sie müssen jedoch die Abitur–Note immer berücksichtigen“, gab der Rathauschef zu bedenken.

Einige Kommunen, Landkreise und Landesregierungen in Deutschland würden ebenfalls schon Stipendien für ein Studium in Rumänien vergeben. Übrigens hätten bereits zu DDR–Zeiten Deutsche im rumänischen Klausburg Medizin und andere Studiengänge studiert, sagte Guzu. Diese Idee scheint also nicht so abwegig.

Außerdem wolle die Stadt junge Mediziner bei der Suche nach geeigneten Praxisräumen oder Wohnungen unterstützen sowie bei Baugrundstücksfragen helfen. Auch beim Finden eines Platzes in einer der Kindereinrichtungen und Schulen wolle man entlasten. Bei den Plänen für den Bau eines Mehrzweckgebäudes am künftigen Sitz für Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte auf dem ehemaligen Gelände von Immergut sei auch die Idee entstanden, ein sogenanntes Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) zu errichten. Die Bürgermeister im Amtsbereich hätten bereits signalisert, dabei unterstützen zu wollen, die medizinische Versorgung in der Region Stavenhagen abzusichern.

Im Moment zählt die Reuterstadt im Gesundheitswesen noch sechs Allgemeinmediziner, zwei Fachärzte für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, eine Orthopädin, eine Psychologische Psychotherapeutin sowie drei Zahnärzte und drei Apotheken.