Tiere
Streit um Tierrassenpark – Verdient er diesen Namen noch?
lelkendorf / Lesedauer: 3 min

Silke Voß
So klein dieses Lelkendorf zwischen den Hügeln der Mecklenburgischen Schweiz auch ist, hier prallen offenbar Welten aufeinander. Viele kennen den beschaulichen Ort an der Schnursteinquelle als Ausflugsziel. Nicht nur des zinnengekrönten Tudorschlosses und der darin erklingenden Konzerte oder der schönen Lage im Peenetal wegen. Sondern auch und vor allem aufgrund des Haustierrassenparks, dem einst sogar Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Tierstreichel-Besuch abstattete. Ein dazu gehöriger Hofladen sowie eine mietbare Thinghalle, also ein besonderer Rundbau wie einst bei den Germanen, waren weitere Angebote.
Entwicklung des Tierparks sorgt für Entrüstung
Doch im Jugendstilsaal des Schlosses finden kaum mehr Konzerte statt, Hofladen und Thinghalle sind geschlossen und seit Kurzem auch der Tierrassenpark, vorübergehend, wie es heißt. Und hinter der Stille brodelt es. In Lelkendorf, dem einstigen DDR-Landwirtschafts-Vorzeigedorf, wird viel gestritten. Das zeigte sich unter anderem, als der Nordkurier im Rahmen einer Sommerserie auch den Tierrassenpark vorstellte. Ein Sturm der Entrüstung von Menschen aus der Umgebung, die mit der Entwicklung dieses Geländes nicht einverstanden sind, brach los.

Für jeden einzelnen Konflikt gibt es Erklärungen. Die Schlossbesitzer zum Beispiel sind inzwischen betagt, weshalb mittlerweile etwas die Energie fehlt, regelmäßig über den eigens gegründeten Verein Kultur für Lelkendorf, kurz KfL wie früher Kreisbetrieb für Landtechnik, Konzerte zu organisieren. Doch eine „Übergabe“ des Staffelstabs an jüngere Mitstreiter scheiterte bisher an unterschiedlichen Vorstellungen ‐ ein wesentlicher Grund, weshalb Kultur für Lelkendorf gerade nicht stattfindet.
Auch der Tierrassenpark steht unter Wind. Viele der alten Rassen seien hier nicht mehr zu finden, klagt der einstige Tierparkleiter Jürgen Güntherschulze. Das gesamte Areal befinde sich in ungepflegtem Zustand zwischen überwuchterten Gehegen. Tierparkgäste hätten nicht einmal mehr ein WC, um sich zu erleichtern. Zudem mangele es an ausgebildeten Tierpflegern.
Wo es um Tiere und Kinder geht, kochen die Emotionen gemeinhin schnell hoch: So ist es sogar mal passiert, dass drei Ziegen, angeblich in schlechtem Zustand, von einer besorgten Anwohnerin „entführt“ worden waren.
Zwei Internetseiten und verschiedene Ansätze
Jürgen Güntherschulze jedenfalls möchte mit dem Tierrassenpark in seiner jetzigen Form nicht mehr in einem Atemzug genannt werden. Am meisten empört ihn nach eigenen Angaben, dass Besucher durch eine „völlig veraltete“ Homepage www.haustierpark.com in die Irre geführt würden.

Der jetzige Tierparkleiter, Alexander Vay, verweist auf eine andere Website, www.archeparkland.de, weil die vorherige nicht mehr aktuell sei. Er berichtet von Plänen, dass der Haustierrassenpark in einen sogenannten Archepark umgewandelt werden soll, in dem kleine Gehege nicht mehr zeitgemäß seien. Vielmehr solle gezeigt werden, wie Weidetiere in der Landschaftspflege eingesetzt werden. Man habe sich vom klassischen Zookonzept verabschiedet. Im Übrigen müsse ein kleiner Verein weitgehend ehrenamtlich sämtliche Aufgaben stemmen. Da seien eher Mitstreiter denn Streiter gefragt, so Vay, der diese Zwistigkeiten nach eigenem Bekunden „allmählich satt“ hat.
A pro pos Unterstützung: Das Land half und hilft Tierparks wie beispielsweise dem Bärenwald Müritz mit dem im Wirtschaftsministerium angesiedelten Topf zur „Stärkung der touristischen Infrastruktur“. Das Umweltministerium unterstützt Zoos in MV über das europäische Leader-Programm. Auf diese Weise etwa konnten Bauvorhaben im Wildpark Güstrow, im Vogelpark Marlow und eben auch im Haustierpark Lelkendorf gefördert werden, in letzterem den Angaben zufolge für ein behinderten- und seniorengerechtes Wegenetz. Wie weit dieses nutzbar ist und ob der Park seine neuen Ziele auch sichtbar umsetzt, lässt sich allerdings erst ab April 2024 ergründen, wenn der Tierpark wieder geöffnet haben soll.