Fischbesatz

Tausende winzige Aale wuseln jetzt im Teterower See

Teterow / Lesedauer: 3 min

Für einen stabilen Aalbestand im Teterower See muss Fischer Jens Düse regelmäßig nachhelfen und Jungtiere einsetzen. Doch nur die wenigstens davon sieht er je wieder.
Veröffentlicht:18.03.2022, 10:07
Aktualisiert:18.03.2022, 10:10

Von:
  • Author ImageNadine Schuldt
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Eigentlich ist Fischer Jens Düse im März noch damit beschäftigt, für die bevorstehende Saison seine Netze zu reparieren und neue Fanggeräte zu bauen. Doch in dieser Woche fuhr er schon mal mit seinem Boot auf den Teterower See hinaus. Allerdings nicht, um Fische zu fangen. Im Gegenteil – dieses Mal hat er sogar Fische in den See „eingesetzt“.

Über das Landesamt für Binnenfischer hatte er am Mittwoch zehn Styroporboxen mit kleinen, zwei Jahre alten Aalen – sogenannten Glasaalen – erhalten. Und die mussten sofort ins Wasser gebracht werden. „In einer Box sind zwischen 3000 und 3500 Tiere“, sagte Jens Düse während er sein Boot an seinem Fischerhäuschen im Kapitän-Kaempff-Weg startklar macht. Pro Box seien Glasaale mit einem Gesamtgewicht von einem Kilogramm vorhanden, erzählt er weiter. Und die kosten ein hübsches Sümmchen: Pro Kilogramm müsse er zunächst 250 Euro zahlen. Allerdings würden die Ausgaben zu 80 Prozent gefördert. Für den Teterower See habe er insgesamt zehn Kilogramm, also zehn Boxen, erhalten, zeigt er auf die Behältnisse und macht an einer Stelle gegenüber vom Fischerhäuschen fest.

Verlustquote von über 90 Prozent

„Das Institut für Fischerei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern hat diese Menge vorgegeben“, erklärte Jens Düse und nimmt die erste Box in die Hand. Damit sich die jungen Aale an das sieben-Grad-Celsius kalte Wasser gewöhnen können, ließ er die Box zunächst für einige Momente auf dem Wasser schwimmen ehe er die Jungtiere ins Nass entweichen ließ.

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Er hätte gern mehr Tiere gehabt, erzählt Düse. Schließlich gebe es nach dem Besatz eine hohe Verlustquote – zwischen 92 und 95 Prozent der jungen Tiere schaffen es nicht bis zur Geschlechtsreife, geschweige denn zum Laichen in die Sargassosee bei den Bahamas. „Sie haben schon als Kleintiere viele natürliche Feinde wie beispielsweise den Barsch“, weiß der Fischer. Aber auch Vögel wie der Haubentaucher holen sich die kleinen Aale aus dem See. Später, wenn die Aale etwa vier Jahre alt seien, werden sie auch von den Kormoranen aus dem Wasser geholt, erzählt er weiter. Der Fischer weiß, wovon er spricht – schließlich halten sich die Vögel am Teterower See in der Thürkower Bucht und dem Schnakenlang auf. Damit die Glasaale hier nicht gleich zur Beute ihrer natürlichen Feinde werden, setze er sie bewusst im Schilfbereich in Ufernähe aus. „Dort haben sie etwas Schutz“, erklärt Jens Düse als er die Glasaale aus der letzten Box vor dem Burgwall ins Wasser lässt.

Aal bringt Fischer ein Viertel seines Umsatzes

Auch der Landesverband der Binnenfischer sieht den Aalbesatz als eine wesentliche Maßnahme an, um sowohl die Art zu erhalten als auch eine Nutzung, sprich Fang, durch die Fischerei zu gewährleisten. Schließlich sei der Aal nach wie vor einer der wichtigsten Wirtschaftsfische der Binnenfischerei in Deutschland und vor allem in Mecklenburg-Vorpommern. Das kann Fischer Jens Düse nur unterstreichen. Aale seien bei den Leuten beliebt und würden bei seinem Fischverkauf noch etwa 25 Prozent des Umsatzes ausmachen, so Düse.

Allerdings dauert es einige Jahre, bis es soweit ist. Aale seien erst mit sechs oder sieben Jahren fangfähig, sagt Jens Düse. Deshalb sei der jährliche Aalbesatz sehr wichtig, um den Bestand stabil zu halten.