Großes Stadtfest
Teterow feiert - und die Sorgen feiern mit
Teterow / Lesedauer: 3 min

Thomas Koch
In 18 Jahren alles schon erlebt? Könnte man zumindest meinen. Seitdem zwischen dem Malchiner und dem Rostocker Tor das Fest „Teterow offen“ in der Mecklenburgischen Schweiz gefeiert wird, Vereine, Geschäfte und Betriebe der Bergringstadt Teterow sich hier zur Schau stellen, hält Jana Koch die organisatorischen Fäden in der Hand. Bei aller Routine gibt es dann aber doch immer wieder Momente, die sich unterscheiden von denen vergangener Jahre. Und genau so einen Moment erlebte Teterows Tourismuschefin am Sonnabendvormittag.
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So viele Leute bei Eröffnung wie noch nie
Als mit Glockenschlag 10 Uhr das Fest eröffnet wurde, hatten sich schon so viele Menschen auf dem Marktplatz versammelt, wie es Jana Koch in der Vergangenheit noch nie erlebt hatte. Freie Plätze vor der Marktplatzbühne? Fehlanzeige. „Die entbehrungsreichen Corona-Jahre wirken immer noch nach. Die Leute sind offenbar einfach nur glücklich, dass was los ist in der Stadt und stürzen sich von Anfang an rein ins Getümmel“, freute sie sich, dass sich die Mühen der Vorbereitung gleich vom Start weg auszahlten.
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Bäckermeister sorgt sich um Energiepreise
Etwas abseits von der Menge – an der Giebelseite des Rathauses – erlebte Teterows Bäckermeister Olaf Jaretzke den Auftakt des Festes. Natürlich sei er froh, dass diese kleine, feine Veranstaltung endlich wieder auf dem Terminkalender steht. Das Fest sei eine willkommene Abwechslung zu all den Problemen und Sorgen, die viele Menschen und auch ihn derzeit bedrücken. Als Unternehmer sowieso. Was mit den steigenden Energiepreisen auf seine Branche zukomme, das bereite ihm schon großes Kopfzerbrechen, erzählte er. „Gerade das Bäckerhandwerk ist sehr energieintensiv. Strom, Gas – das wird in unserem Betrieb in Größenordnungen gebraucht“, sagt er. Um die Preisexplosion wuppen zu können, habe er schon Überlegungen angestellt, ob es möglicherweise Sinn mache, den Backofen einfach für zwei oder drei Tage in der Woche aus zu lassen. Auf seine Branche – und nicht nur auf die – sehe er sehr harte Zeiten zukommen. Am Sonnabend versuchte er all das aber für einige Stunden auszublenden und sich einfach daran zu erfreuen, dass wieder richtig Trubel ist in der Malchiner Straße und vor seinem Geschäft.
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Dichtes Gedränge auf dem Marktplatz
Dort und auf dem Marktplatz herrschte den ganzen Sonnabend dichtes Gedränge, waren die Stände der Vereine dicht umringt, ließen sich die Teterower die vielen kulinarischen Köstlichkeiten schmecken. Für Gaumenfreuden sorgten unter anderem Matthias Hantel und sein Team. Hantel ist nicht nur Stadtvertreter, sondern auch Unternehmer, führt in Alt Sührkow die Milchhof GmbH. Bei aller Freude über den schönen Tag machte aber auch er aus seiner Stimmungslage keinen Hehl. „Im Moment jagt eine Hiobsbotschaft die andere. Natürlich ist es schön, heute hier ausgelassen zu feiern. Aber die Menschen bedrücken derzeit sehr viele Sorgen und Ängste um die Zukunft. Und da ist die Politik dringend gefordert“, meinte Hantel.