Neue Broschüre

Teterower stöbert in der Schul-Geschichte

Teterow / Lesedauer: 3 min

53 Jahre hat Hans-Werner Ruge im Schulbetrieb zugebracht. Nun hat er eine Broschüre über das Schulwesen in Teterow erstellt – mit vielen überraschenden Details.
Veröffentlicht:22.11.2021, 07:54
Aktualisiert:06.01.2022, 22:25

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Festgebissen habe er sich bei der Recherche zur „Geschichte der Teterower Schulen“, gesteht Hans-Werner Ruge. Rund zwei Jahre hat der ehemalige Leiter des Teterower Gymnasiums an der Thematik gearbeitet, hat dafür im Teterower Archiv sowie den Schularchiven von Regionalschule und Gymnasium geforscht. Herausgekommen sind nicht nur Vorträge, die im Rahmen der Heimatbund- und Stadtarchiv-Veranstaltung „Teterower Geschichten“ gehalten werden.

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Die vielen Fakten sind auch in eine 60-seitige Broschüre geflossen, die Anfang Dezember in den Postkästen der Teterower stecken soll. In dem umfangreichen Heft widmet sich Hans-Werner Ruge, der vielen auch als Sprecher der Bergring- und Speedway-Rennen bekannt ist, dem Bau und Werdegang jedes einzelnen Schulgebäudes. Dazu zählen neben Uhrenschule, der „Grauen Schule“, die einstige Erweiterte Oberschule (EOS), die Polytechnische Oberschule (POS) III, die Schulen in Teterow-Ost und -Nord sowie die Förderschule. Gespickt sind die einzelnen „Schulporträts“ mit Fotos, Bauskizzen, Artikeln oder historischen Dokumenten wie beispielsweise einem Realschulzeugnis von 1905 oder einem Stundenplan von 1878.

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Erschütternde Details

Bei seiner Recherche sei ihm das eine oder andere Dokument auch ziemlich nahe gegangen, gesteht Hans-Werner Ruge. So habe er beispielsweise gelesen, dass Acht- und Neuntklässler zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Begleitung eines Lehrers noch als Flak-Helfer eingezogen wurden. „Viele sind auch nicht wieder gekommen“, hebt Ruge hervor.

Bestürzt sei er auch gewesen, als er las, dass sich die beiden Schulleiter der Volks- und der Oberschule mit Teilen der Familie am 1. Mai vor dem Einmarsch der russischen Truppen das Leben genommen haben.

Für ihn sei bei der Recherche besonders die Entwicklung des Hilfsschulwesens in Teterow interessant gewesen. „Schon in den Zwanziger Jahren wurden sogenannte schwachbefähigte Schüler in einem Raum in der ersten Etage der Turnhalle auf dem heutigen Schulkamp unterrichtet“, sagt Ruge. Seit Anfang der Fünfziger Jahre sei Teterow dann auch Standort einer Hilfsschule gewesen, die in der Pferdemarktstraße 17, wo es heute eine Arztpraxis gibt, untergebracht war. Heute hat die „Schule mit den Förderschwerpunkten Lernen und geistige Entwicklung“ zwei Standorte – die Niels-Stensen-Straße und Am Bornmühlenweg.

„Moralische Verpflichtung” zur Recherche

Blickt er auf seine Zeit als Gymnasiumsleiter zurück, sei er immer noch begeistert, wie stark die Lehrer mit ihren Hinweisen und Wünschen in die Planungen für den Schul-Neubau beim Wohngebiet „Brückenstücke“ einbezogen wurden. „Aus ursprünglich einem sind schließlich drei Computerräume geworden“, nennt er ein Beispiel.

Den Anstoß für seine akribische Recherche habe eine „moralische Verpflichtung“ gegeben, die er erfüllen musste, erklärt Hans-Werner Ruge. So habe er vor vielen Jahren seinen Freund und Kollegen Klaus Paarmann gebeten, eine Chronik anzulegen. Der habe sich vor allem auf die Erweiterte Oberschule fokussiert. „Am Ende der Chronik hat er den Wunsch geäußert, dass der aktuelle Schulleiter, also ich, die Epoche des Gymnasiums Teterow aufbereitet und für die Nachwelt erhält“, erläutert Ruge.

Als das Gymnasium dann 25 Jahre alt wurde, habe er zusammen mit vier weiteren Lehrern eine Festschrift erstellt. Doch erst als ihn danach Dr. Christian Kunz vom Heimatbund „gelöchert“ habe, einen Vortrag zu den Teterower Schulen zu halten, habe er sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Zumal er auch selbst 53 Jahre im Schulbetrieb zugebracht habe – zwölf Jahre als Schüler auf dem Schulkamp und 41 Jahre als Physik- und Mathelehrer sowie Leiter des Teterower Gymnasiums, erzählt Hans-Werner Ruge.

„Für mich ist dieser geschichtliche Rückblick auch ein Dank an alle mit schulischer Bildung befassten Teterower und Teterowerinnen.“