Interview
Trotz Wahlerfolg will SPD-Mann Nils Saemann lieber bescheiden bleiben
Teterow / Lesedauer: 4 min

Thomas Koch
Vorweg herzlichen Glückwunsch zum Rekord. Vor Ihnen hat es noch keiner geschafft, den Wahlkreis in der Region Teterow dreimal nacheinander direkt zu gewinnen. Trotzdem sind Sie in der Wahlnacht nicht in Euphorie ausgebrochen, haben sogar von Fehlern in der zurückliegenden Legislatur gesprochen. Warum so bescheiden?
Erst einmal Dankeschön für die Glückwünsche. Der Rekord war mir gar nicht bewusst. Natürlich habe ich mich im Laufe des Wahlsonntags über mein Ergebnis gefreut. Aber ich habe mich in diesen Stunden auch kritisch hinterfragt. Nicht alles ist in den vergangenen fünf Jahren glatt gelaufen. Ich konnte eine Menge für die Region bewegen, habe aber auch Fehler gemacht.
Was ist denn in der vergangenen Legislatur aus Ihrer Sicht falsch gelaufen?
Mir ist es nicht immer gelungen, das, was man vor Ort erreicht hat, auch so zu kommunizieren, dass die Menschen das auch sehen. Für mich findet Politik nicht unbedingt am Rednerpult des Landtages statt. Die richtige Arbeit spielt sich nach meiner Philosophie im Schützengraben vor Ort ab. Bei den Menschen, Vereinen, Betrieben. Aus diesem Schützengraben muss man dann aber auch hin und wieder heraus kommen und seine Arbeit auch öffentlich kommunizieren. Das ist man seinen Wählern und auch allen anderen als Abgeordneter schuldig. Das hab ich zweifellos zu wenig getan. Das wird sich in der neuen Wahlperiode auf jeden Fall ändern.
Trotzdem haben Sie alle anderen Mitbewerber deutlich hinter sich gelassen. Dafür muss es ja Gründe geben.
Sicherlich. Ich bin tief in der Region verwurzelt. Bin Ur-Teterower. Schon meine Familie lebt seit Generationen in der Bergringstadt, ich kenne viele Leute, viele Leute kennen mich. Das spielt bei einer Wahl natürlich keine unwichtige Rolle. Was ich in den zurückliegenden Jahren hier bewegen konnte, darauf bin ich schon ein Stück weit stolz. Nur ein paar Beispiele: Ich konnte die Teterower Feuerwehr unterstützen bei der Anschaffung der neuen Drehleiter und des Rettungsbootes, habe mich für den SV Jördenstorf erfolgreich eingesetzt, dass der Verein eine neue Zuschauertribüne bekommt, war für das Unternehmen APEX bei der Ansiedlung Klinken putzen und begleite die Entwicklung des Unternehmens bis zum heutigen Tag.
Zudem konnte ich pragmatische Hilfe leisten bei vielen Existenzgründungen und -erweiterungen in der Region. In der Summe hat der Wähler das honoriert. Und das freut mich.
Und dennoch hat der eigene Ortsverband Ihnen vor einigen Monaten die Gefolgschaft verweigert und wollte lieber die Teterower SPD-Ortsvorsitzende und Mitarbeiterin Ihres Wahlkreisbüros, Grit Schmelzer, als Landtagskandidatin ins Rennen schicken. Das ist doch schon ein herber Schlag. Sind Sie sich mit Ihren Teterower Genossen mittlerweile wieder grün?
Natürlich hat mich das getroffen. Aber es macht ja keinen Sinn, deshalb nicht mehr miteinander zu reden. Zu meinen Fehlern gehört, dass ich den Ortsverband bei vielen Dingen im Wahlkreis nicht hinreichend eingebunden habe. Dass man dann eine andere Kandidatin aufstellt, ist für mich ein ganz normaler Prozess. Das gehört zu den Spielregeln der Demokratie. Mittlerweile sind wir aber wieder gemeinsam auf einem guten Weg aufeinander zu, haben die Probleme angesprochen und werden das künftig besser hinbekommen.
Werden Sie Ihr Wahlkreisbüro in Teterow behalten und wird Grit Schmelzer weiterhin für Sie arbeiten? Obwohl Sie zu den „Rebellen“ gehörte?
Das Wahlkreisbüro in der Pferdemarktstraße wird es auch in den nächsten fünf Jahren geben. Und auch Grit Schmelzer wird hier weiterhin für mich tätig sein.
In Schwerin ist Ihre Landeschefin Manuela Schwesig fleißig dabei zu sondieren, um den passenden Koalitionspartner zu finden. Wen wünschen Sie sich denn?
Ich wäre dafür, die Koalition mit der CDU weiter zu führen. Wir haben in den letzten Jahren gut zusammengearbeitet mit der Union. Ein Vertrauensverhältnis ist da. Persönlich konnte ich auch mit dem CDU-Innenminister Torsten Renz, der auch Landtagsabgeordneter für unseren Wahlkreis ist, vieles bewegen in Teterow und Umgebung.