Frust bei Feuerwehr
War Umzug von Löschfahrzeug ein abgekartetes Spiel?
Stavenhagen / Lesedauer: 3 min

Kirsten Gehrke
Noch längst ist kein Gras darüber gewachsen. Der Stich ins Stavenhagener Feuerwehr-Herz sitzt weiter tief. Für Gruppenführer Noël Weich war es nicht leicht, seine Leute wieder zu motivieren. Kurzzeitig lag die Moral am Boden. Inzwischen haben sich die Gemüter ein bisschen beruhigt. Doch will einige Wochen später der 24-Jährige jetzt einiges klarstellen. Denn immer wieder würden sie von anderen Wehren angesprochen, was denn bei ihnen in der Reuterstadt los sei.
Streitpunkt ist das Tanklöschfahrzeug TLF 3000, das ohne Vorwarnung Ende Juli nach Pribbenow umgesetzt wurde. Bürgermeister Stefan Guzu hatte dies damit begründet, dass das Fahrzeug nur zur Optimierung der Einsatzstärke an einen anderen Standort versetzt worden sei. Damit solle erreicht werden, dass „einsatztaktisch wertvolle Einsatzmittel zuverlässig ausrücken“. Dabei stützte er sich auf die Empfehlung eines Ingenieurbüros nach der Auswertung des Fahrzeug-Konzeptes.
Nicht irgendein Auto aus dem Fuhrpark
Doch klingt das in Stavenhagen wie Hohn. „Der Bürgermeister stellt damit die Leistungsfähigkeit seiner eigenen Feuerwehr infrage“, meint Weich. „Was für uns alle ein Messer im Rücken bedeutet.“ Das TLF 3000 sei nicht irgendein Auto aus dem Fuhrpark. Kameraden hätten viele Stunden Arbeit dort hineingesteckt, allein schon 100 Stunden Planungsarbeit, bevor das Fahrzeug in Luckenwalde gebaut wurde. Alles, womit es ausgerüstet ist, sei von ihnen allein konzipiert worden. Viel Herzblut stecke darin.
Seit Dezember 2017 hatten sie es. Wie Weich sagt, haben sie vorgeschlagen, das HLF, ein Hilfeleistungslöschgruppen-Fahrzeug, mit neun statt sechs Plätzen umzusetzen, was taktisch besser gewesen wäre.
Stattdessen seien im Gutachten des Ingenieurbüros falsche Zahlen zugrunde gelegt worden. Das suggeriere, dass das Löschfahrzeug zu wenig bewegt worden sei. Aber das kann Noël Weich widerlegen. In den Jahren 2021 und 2022 gab es 220 Einsätze, zu denen 30-mal das TLF 3000 ausgerückt ist. Rechnerisch wäre das nur zu 14 Prozent. „Klingt wenig, ist es auch, wenn man alle Einsätze zusammenzählt“, so der Gruppenführer.
Zu jedem dritten Einsatz gefahren
Ihm aber fallen allein 40 Einsätze für Technische Hilfeleistungen an den zwei „Sturmwochenenden“ im Jahr 2022 ein, zu denen das TLF nicht primär benötigt worden sei. Gemessen aber an den 96 Bränden sei es zu jedem dritten Einsatz gefahren. Rechne man Kleinstbrände und Fehlalarme von Brandmeldeanlagen heraus, „kann man sogar durch einfache Mathematik aufzeigen, dass das TLF 3000 immer dann da war, wo es gebraucht wurde. Wir konnten unseren Auftrag jederzeit erfüllen“, stellt Weich klar. An 227 Brandeinsätzen von 2018 bis Juni 2023 sei das TLF 99-mal beteiligt gewesen, also an fast jedem zweiten Einsatz.
Die Zahlen seien nur Vorwand. Man habe den Eindruck, dass die Umsetzung ein abgekartetes Spiel war. Nach einer Leitungssitzung im Schloss habe es nur den Befehl des Bürgermeisters gegeben, das Auto innerhalb von zwei Tagen Pribbenow zu übergeben.
Zwischen Stadt und Feuerwehr scheint schon länger das Verhältnis angespannt zu sein. Seit 2017 bemühe sich die Wehr beispielsweise immer wieder um Plätze für die Fahrschule, weil zu wenig Kameraden einen Lkw-Führerschein haben. Doch sei dies stets ignoriert worden. "Keiner von uns hat den Führerschein gemacht“, so Weich. "Egal wie beschissen die Situation ist, werden wir professionell bleiben und weiter zusammenarbeiten“, sagt er.