Schweinepest

Warum die Wildschweine in MV weniger werden

Vorpommern / Lesedauer: 4 min

Die Zahlen der Wildschweine in der Seenplatte und Vorpommern sanken in den letzten Jahren stark. Das liegt auch an der Angst vor einer tödlichen Seuche.
Veröffentlicht:01.01.2023, 12:20
Aktualisiert:02.01.2023, 11:57

Von:
  • Author ImageNorbert Warmbier
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Schwere Zeiten für das heimische Schwarzwild: Die Wildschweine leben in Mecklenburg-Vorpommern in Rotten zusammen, die aus mehreren Familien bestehen. Zum Familienverband gehören die Frischlinge des aktuellen Jahres und die Jährlinge, also Überläufer vom vergangenen Jahr, die ihre Mutterrotten (Bachen) als weibliche Stücke meist nicht verlassen.

Seit September 2020 ist alles anders

Männliche Exemplare entwickeln sich zu Keilern, die dann zu Einzelgängern werden. Die Rotte ist hervorragend organisiert und wird auch immer von einer erfahrenen Leitbache angeführt, was man vor Jahren noch in vielen Revieren zwischen Ferdinandshof und Ducherow, sowie um Strasburg beobachten konnte. Es gibt eine feste Rangordnung. Das Wildschwein wurde bereits vor über 5000 Jahren domestiziert. Alle Rassen von Hausschweinen stammen von Wildschweinen ab.

Seit dem September 2020 hat sich für die Wildschweine in Deutschland alles verändert, denn zu diesem Zeitpunkt ist ein erster Fall der Afrikanischen Schweinepest (ASP) im Landkreis Spree-Neiße-Kreis, der an Polen grenzt und im Nachbarbundesland Brandenburg liegt, nachgewiesen worden. Nur ein Jahr später brach diese Tierseuche auch in unserem Bundesland aus und so mussten 4.000 Hausschweine in einem Mastbetrieb bei Rostock getötet werden.

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Durch die Zusammenarbeit von Veterinärämtern, Jägern und Bauexperten wurden ASP-Schutzzäune besonders an der polnischen Grenze aufgestellt. Auch die sogenannte Pürzelprämie von bis zu 50 Euro bei der Erlegung eines Wildschweins hat die Population zwischen Peenemünde, Pasewalk und Penzliner Seenplatte mächtig schrumpfen lassen. Die soziale Struktur, die sich im Laufe der Evolution herausgebildet hat, gibt es vielerorts nicht mehr.

Innerhalb von 10 Tagen tödlich

So manch einer fragt sich, was ist denn die Afrikanische Schweinepest. Hierbei handelt es sich um eine schwere Virusinfektion, die ausschließlich Wild- und Hausschweine befällt. Eine Übertragung ist über direkten Kontakt zwischen infizierten und nicht infizierten Schweinen möglich, insbesondere über Blut. Darüber hinaus kann das Virus über verunreinigte Fahrzeuge, Kleidung und Werkzeuge, aber auch Lebensmittel oder über kontaminiertes Futter übertragen werden. Für die Borstentiere ist sie innerhalb von 7 bis 10 Tagen nach dem Ausbruch tödlich.

Für uns Menschen stellt sie keine Gefahr dar, auch nicht beim etwaigen Verzehr von mit dem ASP-Virus kontaminierten Schweinefleisch. Die ASP kommt aus Afrika und ist südlich der Sahara weit verbreitet. Seit 2014 breitet sich die Seuche in Europa und Asien aus. Begonnen hat alles in Georgien. Noch gibt es keinen geeigneten Impfstoff gegen die ASP, doch die Wissenschaft ist auf gutem Weg, wie der Einsatz in Vietnam zeigt. So sind bei der Schweinemast weiterhin rigorose präventive seuchenhygienische Maßnahmen notwendig. Diese werden trotz aller Mehrarbeit und steigenden Kosten durch die Landwirte umgesetzt.

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Schwein als Symbol für Fruchtbarkeit und Wohlstand

Ansonsten müssen aber auch Wild- und Hausschweine viele Vorurteile aushalten, denn der derbe Volksmund haut das Schwein ganz schön in die Pfanne. Das grunzende Borstenvieh wird abfällig mit Schmutz, Dreck und Dummheit in Verruf gebracht. Schimpfworte gibt es eine ganze Fülle. Keiner empfindet es als Kompliment, wenn ihn der Nachbar mit blöde Sau, Dreckschwein oder dumme Sau betitelt. Oftmals hört man auch den Ausdruck Saustall.

Dies war nicht immer so, denn in vielen Kulturen wurde das Schwein einst als Symbol für Fruchtbarkeit und Wohlstand verehrt. Bei der Jagd war der Keiler ein Sinnbild für ungezügelte Wildheit, Kraft und unbeugsamen Kampfesmut. Hier ist Vorsicht geboten, denn angeschossene Keiler haben schon mehrfach Menschen zu Fall gebracht und schwere Verletzungen zugefügt. Jäger und Treiber wurden leider auch bei solchen Aktionen getötet.

Wer dem wundervollen Klang der Umwelt lauschen und dabei beim Anblick von Wildsäugern, Adlern, Silberreihern und voller Blühfreude der Wildorchideen Stress abbauen möchte, kann bei einer geführten Naturwanderung Kraft tanken. Anmeldung unter Tel. 015156074311.