Der Junge mit dem Hecht

Wie kommt dieser Nackedei auf den Markt?

Teterow / Lesedauer: 3 min

Ein niedlicher kleiner Kerl beobachtet seit 1914 auf dem Teterower Markt im Adamskostüm das mehr oder wenige rege Treiben zu seinen Füßen. Doch warum steht er dort?
Veröffentlicht:12.05.2014, 10:07
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  • Author Imagedpa
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Wenn jemand 100 Jahre alt wird, ist das schon eine Würdigung wert. Das Wahrzeichen der Stadt Teterow – der Hechtbrunnen auf dem Marktplatz – kann am 17. Mai auf dieses ehrwürdige Jubiläum verweisen. Den ersten konkreten Hinweis lieferten die Lokalzeitungen im Frühjahr 1912. Mehrere Bürger der Stadt wandten sich mit einem „Aufruf zur Schenkung eines Marktbrunnens an die Stadt Teterow“ an die Öffentlichkeit.

Der Marktplatz sollte damals „mit bestem schwedischen Kopfsteinpflaster“ neu belegt werden. Hinzu kommen sollte ein Brunnen. Der müsse „in einfacher, gediegener und dauernder Ausstattung so sein, daß er ein Schmuckstück für den Platz und eine Freude für jeden Teterower“ sei. Es werde deshalb daran gedacht, „auf oder an ihm das Tier anzubringen, welches das Merkbild unserer Stadt geworden ist, und auf das in gesundem niederdeutschen Humor jeder Teterower stolz ist, unseren Hecht mit der Glocke“.

Hintergrund ist ein wahrerer Schildbürgerstreich

Die Spenden flossen reichlich, immer wieder berichten die Zeitungen von neuen Geldbeträgen. Im Oktober 1913 fiel eine wichtige Entscheidung. Dem Berliner Professor Wilhelm Wandschneider werde „die Ausführung des von ihm eingereichten Brunnenmodells“ übertragen, hieß es in der Presse.

Der Brunnen bestehe aus einem Granitbecken von etwa drei Meter Durchmesser. „In der Mitte dieses Beckens erhebt sich auf einem Unterbau ein zweites Granitbecken. In diesem befindet sich ein weiterer Aufbau, auf dem auf einer Kugel ein kleiner etwa dreijähriger Junge steht, welcher sich unsern berühmten Hecht mit der Glocke über die Schultern geworfen hat und ihn mit beiden Händen hochhält.“ Im November 1913 wurde das Projekt abgesegnet. Und: „Unser Marktbrunnen geht seiner Vollendung entgegen“, hieß es im März 1914. Der Brunnenrand erhalte eine vom Schriftsteller Paul Warnke verfasste Inschrift: „Weck Lüd sünd klauk, und weck sünd daesig, und weck, die sünd wat äwernäsig. – Lat sei spiöken, Kinning’s, lat’t: Dei Klock het lürrt, dei Hekt is fat’t.“

Mit ihr wird auf einen Teterower Schildbürgerstreich angespielt. Einst wurde ein Hecht im Teterower See gefangen. Da ein Besuch des Landesherren anstand, der Hecht aber nicht so lange frisch gehalten werden konnte, beschlossen die Schildbürger, ihn zurück ins Wasser zu lassen. Um ihn wiederzufinden, banden sie ihm eine Glocke um und schnitten eine Kerbe ins Boot an der Stelle, an der sie den Hecht hineingelassen hatten. Die Suche nach dem Fisch gestaltete sich jedoch schwierig, er ward nicht mehr gesehen.

Noch lebt der Hecht!

Um ihrem Ruf als Schilda des Nordens gerecht zu werden, feiern die Teterower jedes Jahr das Hechtfest — Motto: Noch lebt der Hecht.

Bei herrlichem Sonnenschein wurde dann am 17. Mai 1914 das neue Wahrzeichen eingeweiht. Dazu war wohl die ganze Stadt auf den Beinen. Die Zeitung schrieb: „So haben wir denn nun unsern Hecht wieder. Durch die Entstehungsgeschichte des Brunnens aber leuchtet wie ein roter Faden hindurch die Liebe zur Heimat, zur Vaterstadt, zu dem Orte, wo wir unsere ersten, fürs Leben haftenden Eindrücke empfingen.“

25. Hechtfest und 100 Jahre Hechtbrunnen: 17. Mai in Teterow.