"Polizeipräsident agiert wie Elefant im Porzellanladen"
Berlin / Lesedauer: 4 min

Bei einer Pressekonferenz im Berliner Maxim-Gorki-Theater hat der Fusion-Veranstalter Kulturkosmos ausführlich seine Position im aktuellen Streit um das Festival präsentiert. Neben Vertretern des Kulturkosmos waren als Unterstützer auch die Schauspielerin Meret Becker sowie der ehemalige Bildungsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Henry Tesch (CDU), zu der Veranstaltung erscheinen. Tesch ist amtierender Bürgermeister von Mirow, die Stadt liegt in der Nähe des ehemaligen Militärflugplatzes von Lärz, auf dem die Fusion stattfindet.
Zwischen Fusion-Veranstalter und Polizei gibt es einen Konflikt zu den diesjährigen Sicherheitsbestimmungen bei dem Festival. Die Polizei möchte in diesem Jahr erstmals eine mobile Wache auf dem Veranstaltungsgelände einrichten. Das lehnt der Veranstalter ab und bietet einen Platz auf dem nahegelegenen Flugplatzgelände an. Sollte es keinen Kompromiss geben, könnte der Konflikt vor Gericht weitergeführt werden.
„Wie ein Elefant im Porzellanladen”
„Der Polizeipräsident weiß nicht, wovon er redet. Er agiert wie ein Elefant im Porzellanladen”, sagte Tesch dem Nordkurier. Er war zur Unterstützung des Festivals angereist. In diesem Streit stehe die Arbeit von zahlreichen Mitstreitern auf dem Spiel. "Wir müssen uns ins Bewusstsein rufen, dass hier die Arbeit von mehr als 20 Jahren auf dem Spiel steht." Wichtig sei, dass jetzt die Akteure in diesem Streit aufeinander zugehen, um die Situation zu entschärfen. Er hoffe, dass jetzt keine falsche Entscheidung getroffen werde.
Tesch, der die Entwicklung der Fusion von den Anfängen bis heute beobachtet hat, sagt: „Die 70.000 Besucher sind keine Gefahr für die Region. Bei mir zu Hause vor der Garage können Sie zu den Bässen mittanzen - und keiner greift zum Telefon. Das müssen Sie erstmal hinkriegen in Deutschland.“ Nun werde so getan, "als hätte die Verwaltung in der Vergangenheit immer gepennt, als kennen sie alle die Vorschriften nicht." Das Gegenteil sei der Fall. „Hier wird die Arbeit von 20 Jahren einfach kaputt gemacht.“
Till Steinberger, ein Unternehmer in der Sicherheitsbranche, der für die diesjährige Fusion engagiert wurde, erklärte vorab, dass man auf der Konferenz das Sicherheitskonzept des Festivals erklären wolle. Dies werde seit Jahren gelebt, sei aber für Außenstehende vielleicht schwer nachvollziehbar. „Wir wollen die Dinge in die richtige Darstellung bringen”, so Steinberger. Im Anschluss betonte er, dass das Sicherheitspersonal auf der Fusion durchaus gut ausgebildet sei. Von Seiten der Behörden wurde kritisiert, dass vor allem Freiwillige solche Aufgaben übernehmen würden.
"Fusion 2019 findet statt"
Zur Frage, ob das Festival in diesem Jahr wirklich auf der Kippe stehe, sagte einer der Veranstalter: "Die Fusion 2019 findet aus unserer Sicht statt." Fraglich sei, wie es um die Zukunft der Festivals des Kulturkosmos stehe, wenn die Polizei es schafft, ihre Auflagen durchzusetzen.
Der Anwalt des Kulturkosmos-Vereins, Janko Geßner, betonte, dass eine anlasslose Bestreifung des Festivals, wie sie Polizei durchsetzen will, nirgendwo gesetzlich festgeschrieben sei. Aus dem Sicherheits- und Ordnungsgesetz MV (SOG) ließe sich kein genereller Zutritt für die Polizei auf das umzäunte Fusion-Gelände ableiten. Dies sei bei anderen Großveranstaltung wie der Müritz Sail in Waren an der Müritz anders, die im Vergleich zur Fusion aber auch durch Publikum frei begehbar sei. Geßner hat eine juristische Stellungnahme bei den Behörden abgegeben. Erst wenn es über dem 16. Mai hinaus keine Einigung geben sollte, hält er sich vor, vor das Verwaltungsgericht zu ziehen.
Entscheidung am 16. Mai
"Wenn dort die Polizei installiert wird, verliere ich die Freude, Bürgerin dieses Landes zu sein", sagte die Schauspielerin Merit Becker. Sie war 2018 für ein Konzert auf der Fusion und habe das Festival als durchweg friedlich Veranstaltung erlebt. Anlasslose Kontrollen würden für ein "ungutes Bauchgefühl" sorgen.
Am Dienstag hatten der Präsident des Polizeipräsidiums Neubrandenburg, Nils Hoffmann-Ritterbusch, der Landrat des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte, Heiko Kärger (CDU), und andere lokale Behördenvertreter bei einer Pressekonferenz in Neubrandenburg ihre Position dargestellt. In diesem Jahr wurden einige Auflagen erhöht, grundsätzlich betonten aber alle Beteiligten, das Festival in Lärz unbedingt erhalten zu wollen. Als nächster Termin für eine Entscheidung über das diesjährige Festival wurde der 16. Mai genannt. Hier gibt es die komplette Pressekonferenz als Video.
Hier gibt es alle weiteren Artikel des Nordkurier zum Fusion-Festival.