Obermeister-Treffen
Ausbildung im Handwerk ‐ wie kann sie besser werden?
Waren / Lesedauer: 2 min

Michael Grote
Die seit 2016 laufende Kampagne „Das Beste am Handwerk“ hat dafür gesorgt, dass es inzwischen landesweit 25 Prozent mehr Ausbildungsverhältnisse in den Handwerksberufen gibt als zuvor. Diese erfreuliche Bilanz wurde beim landesweiten Obermeistertag des Handwerks in Mecklenburg-Vorpommern bekannt, der jetzt im Regionalen Beruflichen Bildungszentrum Müritz in Waren stattfand.
Lehrlingswart: Berufsschulen in der Pflicht
Dennoch waren sich die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion in der Aula des BBZ einig, dass es im Bereich der handwerklichen Berufsausbildung noch vieles zu verbessern gilt. Gelobt wurde die moderne Ausstattung der Schulen und überbetrieblichen Ausbildungsstätten. „Allerdings ist die Ausstattung nicht alles. Es fehlt an Fachlehrkräften, und so bleibt die fachtheoretische Ausbildung leider oft auf niedrigem Niveau“, bedauerte Enrico Ahrens, der als Lehrlingswart der IHK-Innung Nordvorpommern-Stralsund tätig ist. Eine überbetriebliche Prüfungsvorbereitung und die Nachschulung von Auszubildenden mit Defiziten, die ansonsten in den Prüfungen scheitern würden, helfe zwar, doch sie gelänge nur mithilfe einer privaten Stiftung. Tatsächlich seien dort die Träger der Berufsschulen in der Pflicht.
Überbordende Bürokratie
Ähnlich beurteilt die Lage Uwe Lange. Der Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern im Lande erkennt die gute Ausstattung der Berufsschulen an. Er rügt aber die überbordende Bürokratie, die eine effektive Modernisierung der Ausbildungsorte unnötig verzögere. Außerdem mahnte er an, dass die akademische und die duale Ausbildung auf eine Stufe zu stellen seien, auch was die finanzielle Förderung anginge.
Ausbildung als Kostenfaktor
„Wir müssen unsere Auszubildenden nach der Lehre im Handwerk halten“, mahnte der Präsident des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich. Viele würden nach der Ausbildung in die Industrie, den öffentlichen Dienst abwandern oder ein Studium beginnen, bilanzierte er. Das Handwerk könne da nicht tatenlos zuschauen, denn Ausbildung sei eben auch ein Kostenfaktor für die Betriebe.
Dem widersprach der Staatssekretär im Landeswirtschaftsministerium, Jochen Schulte (SPD), nicht. Allerdings sei für eine effektive Herangehensweise an die Optimierung der Ausbildung im Handwerk eine Verzahnung zwischen den beteiligten Ministerien nötig. Dies beträfe neben seinem Haus das Bildungs-, aber ebenso das Innenministerium. Letzteres sei für die Förderung von Wohnraum zuständig, und bezahlbare Wohnungen seien für Auszubildende eben oft ein Kriterium bei der Standortwahl des Ausbildungsbetriebs.