Mobilfunk
ICE pendelt jetzt zwischen Malchow und Karow
Malchow / Lesedauer: 3 min

Michael Grote
Da wird sich mancher am Mittwoch verwundert die Augen gerieben haben, wenn er entlang der Mecklenburger Südbahn zwischen Malchow und Karow unterwegs war: ein ICE auf dieser Strecke? Die verfügt doch nicht einmal über eine Oberleitung? Doch es handelte sich nicht um eine Fata Morgana – zumal der Zug streng genommen gar kein ICE war.
Fünf Landkreise suchen ein gemeinsames Bahnnetz
Es handelte sich vielmehr um einen Mess- und Testzug, der in seinem früheren Leben ein ICE (Typ "ICE TD") war. Er ist Teil des aktuell zwischen Karow und Malchow laufenden Mobilfunk-Projekts, über das der Nordkurier bereits im Juni berichtet hatte.
Die Fahrten des Zuges nutzen die Befürworter einer wiedererstarkendenen Südbahn, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Geladen hatte Ralf Böhme, Geschäftsführer der Regio Infra Nord Ost GmbH im brandenburgischen Putlitz. Er sieht die fünf Landkreise, die von den Bahnstrecken am Karower Kreuz tangiert werden (drei auf Mecklenburger, zwei auf Brandenburger Seite) als eine gemeinsame Region an, die demzufolge ein gemeinsames Verkehrskonzept für einen attraktiven, modernen Schienenverkehr brauche.
Ralf Reinhardt, Landrat des Landkreises Ostprignitz-
Ruppin, zeigte sich im Namen der betroffenen Landkreise überzeugt, dass sich Fahrgäste finden, wenn man eine attraktive Infrastruktur schaffe. Als Beispiel führte er den Prignitz–Express an, der mit ähnlichen Widerständen zu kämpfen gehabt habe. Es sei untragbar, wenn man dieses große Gebiet zwischen Berlin und Rostock vom Bahnverkehr der Zukunft abkopple. Nicht nur die Menschen in der Region benötige eine attraktive Bahnverbindung, die Industrie sei ebenso künftig darauf angewiesen.
Diese Ansicht vertrat ebenfalls Clemens Russell. Seine Bürgerinitiative setzt sich seit langem für Erhalt und Ausbau der Südbahn und des Karower Kreuzes ein. Eine von der BI in Auftrag gegebene Studie zeigt auf, dass eine attraktive Taktung auf der Strecke möglich sei, die ein entsprechendes Fahrgastaufkommen in der Region generieren könne — nicht zuletzt durch Touristen: Man müsse das gesamte Netz betrachten.

Der ursprüngliche Anlass der Testfahrten sei es aber keineswegs, politischen Entscheidungen bezüglich der Strecke vorzugreifen, betonte ein Bahnsprecher. Damit Zugreisende in einigen Jahren ein sehr schnelles und stabiles 5G-Handynetz haben, hat die Bahn zusammen mit Telekommunikationsfirmen ein Gigabit-Projekt ins Leben gerufen. Hierzu sollen auf der rund zehn Kilometer langen Strecke der Mecklenburger Südbahn zwischen Karow und Malchow bis Ende 2024 Fahrten mit einem speziellen Messzug, dem „Advanced Train Lab“ durchgeführt werden, der aus einem ehemaligen dieselgetriebenen ICE entstanden ist.
Halt in Malchow ausgefallen
Es gehe bei dem Versuch darum, eine stabile 5G-Versorgung im fahrenden Zug zu testen. Dafür seien Funkmasten an der Strecke in rund einem Kilometer Abstand erforderlich. Ob die Passagiere der saisonal an Wochenenden auf der Strecke zwischen Malchow und Karow verkehrenden Züge während der Testphase überhaupt in den Genuss der 5G–Technik kommen werden, konnte der Bahnsprecher noch nicht bestätigen.
Der Messzug hatte auf seiner öffentlichkeitswirksamen Fahrt jedenfalls mit den Unbilden der Witterung zu kämpfen – wie es oft das Schicksal der Bahn ist. Weil das Gewitter der vorausgegangenen Nacht Bäume und Äste an der Strecke erfasst hatte, musste der geplante Halt am Bahnhof in Malchow ausfallen. Stattdessen hielt der Zug lediglich kurz am dortigen Stellwerk.