Zweiter Weltkrieg
Boden in Rechlin wird von Bombenresten befreit
Rechlin / Lesedauer: 3 min

Miriam Brümmer
Bis in Rechlin wieder Erde über die aufgenommenen Flächen geschoben und Gras über diesen geschichtsträchtigen Boden wachsen kann, wird noch einige Zeit vergehen. Erst müssen die alten Fundamente der Wartungshallen, Keller und was sich sonst noch findet, ausgebaggert werden. Gearbeitet wird anhand alter Luftaufnahmen aus der Zeit vor der Bombardierung. Dort sei zu sehen, dass die Hallen so lackiert waren, dass sie wie einzelne Häuser aussehen, beschrieb Andreas Butzke die alten Luftaufnahmen, auf deren Grundlage die Beräumung erfolgt. Er ist der Geschäftsführer der Gesellschaft für Liegenschaftskonversion GfLK GmbH.
Erste Bombensplitter gefunden
Jetzt wurden erste Bombensplitter gefunden, sodass klar wurde; hier sind wirklich Bomben gefallen. Auch eine Stabbrandbombe tauchte auf. Diese wurden von den englischen und amerikanischen Bomberverbänden abgeworfen, nachdem die Hausdächer zerstört waren. „Stabbrandbomben brannten mit bis zu 2000 Grad Celsius ab und steckten natürlich die ganze Holzkonstruktion darunter an“, erzählte Andreas Butzke. Das in Rechlin gefundene Exemplar hätte sogar noch eine Besonderheit, denn im Fallgewicht befänden sich zusätzlich 50 Gramm Sprengstoff. „Die explodiert hinterher wie eine Handgranate. Da gibt es nur wenige von und das ist die gefährlichere Variante.“ Das sei gemacht worden, um noch mehr zu verwüsten, vermutete der Kampfmittelexperte. Er rechnet damit, weitere Munition zu finden. Zwar würde beim Aushub der Erde immer mal Metall gefunden, doch das seien hauptsächlich alte Teile der Flugzeuge oder der etwa zehn bis zwölf Meter hohen Hallen. Was genau unter der Erde liegt, weiß noch niemand. Das werde sich erst zeigen, wenn der Beton entfernt ist. Dass sich auch Bunkeranlagen darunter befinden, könne nicht ausgeschlossen werden. Immer wieder kämen neue Schächte zum Vorschein und immer wieder würden die Bereiche mit Messgeräten sondiert.
Besondere Maschine soll Beton zerkleinern
Demnächst sollen die Abbrucharbeiten des Betons beginnen. Danach werde noch einmal sondiert und erst dann könne der Bereich wieder gefüllt werden. Der Abbruchbeton soll zum Teil gleich für den Straßenbau genutzt und muss dafür zerkleinert werden. Das könne jedoch erst Anfang des nächsten Jahres geschehen, weil die dafür erforderliche Maschine sehr leistungsstark sei. Um die Maschine gut auszulasten, wird bis dahin der abgebrochene Beton gesammelt.
Das Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern fördert die Dekontamination der 6,6 Hektar großen Trümmerfelder und die Entsorgung der darin enthaltenen Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg mit etwa 3,5 Millionen Euro. Das Zentrum der ehemaligen Luftwaffen-Erprobungsstelle des Dritten Reiches wurde 1944 und 1945 von alliierten Verbänden mehrmals bombardiert und später von den abziehenden Deutschen und der Sowjetarmee gesprengt oder demontiert.