ÖPNV

Busverkehr steuert weiter in eine bestimmte Richtung

Seenplatte / Lesedauer: 3 min

Den Nahverkehr im Landkreis haben die Krisen schwer getroffen. Es gab zwar Hilfen und Preiserhöhungen. Doch man blickt schon auf neue Mehrkosten.
Veröffentlicht:26.01.2023, 16:51
Aktualisiert:26.01.2023, 16:55

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In den vergangenen Jahren hatte der Busverkehr im Landkreis Seenplatte unter den Krisen einiges zu schultern. Zuerst blieben wegen der Pandemie die Fahrgäste weg. Dann schossen die Spritpreise mit Beginn des Krieges in der Ukraine in ungeahnte Höhen – ausgerechnet, nachdem man im Vorjahr neue Dieselbusse angeschafft hatte. Infolgedessen gab es Finanzhilfen für die kreiseigene Mecklenburg-Vorpommersche Verkehrsgesellschaft mbH (MVVG) und eine Erhöhung der Fahrpreise. Doch goldene Zeiten treten für den Busverkehr nun trotz einiger Lichtblicke auf dem Energiemarkt wohl nicht ein.

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„So schnell wird sich nichts berappeln“, sagt MVVG-Geschäftsführer Torsten Grahn im Gespräch mit dem Nordkurier. Die Fahrgastzahlen würden sich zwar bereits wieder dem Niveau von vor der Pandemie annähern. Die Diesel-Preise seien aber noch immer weitaus höher als vor einem Jahr. Der zuletzt im Rahmen der Krisen erhöhte Kreditrahmen für die MVVG ist zumindest noch nicht ausgeschöpft, versichert Geschäftsführer Grahn. Die Preise in der Seenplatte seien mit rund fünf Prozent indes deutlich geringer angehoben worden als in anderen Regionen. Zum Vergleich: In Vorpommern-Greifswald schraubte man um durchschnittlich zehn Prozent nach oben.

Der ÖPNV ist laut Grahn ein Zuschussgeschäft. Ständig kämen Herausforderungen hinzu, wie die Rabattierung von Tarifen oder die Umrüstung auf alternative Antriebe. „Darum kümmern wir uns auch.“ Der Geschäftsführer macht aus einer Folge der geforderten Umstellung auf alternative Antriebe keinen Hehl: „Es wird sehr teuer.“ Gegenwärtig sei Diesel noch immer der preiswerteste Antrieb im Nahverkehr. Strom für Elektrobusse gebe es schließlich auch nicht kostenfrei. „Daran denken viele Menschen nicht.“ Hinzu kämen die hohen Anschaffungskosten. Im ÖPNV-Beirat wurde erst Mitte Januar eine Machbarkeitsstudie für die Umstellung auf alternative Antriebe vorgestellt.

Zonen, Waben – und was bedeutet das 49-Euro-Ticket?

„Es wird eine Herausforderung für den Kreis“, berichtet Heiner Reimann, Mitglied im Fahrgastverband Pro Bahn und stellvertretender Vorsitzender des ÖPNV-Beirats der Mecklenburgischen Seenplatte. Bewertet habe man die Zielvorstellung im Gremium noch nicht. Es gebe jetzt aber eine Strategie zur Umrüstung auf alternative Antriebe, auf der sich aufbauen lasse. Des Weiteren beschäftigte sich der ÖPNV-Beirat mit der Einführung eines Tarifmodells nach Waben oder Zonen – voraussichtlich zum April oder Mai. Dies gehe laut Reimann angesichts der Diskussion über das 49-Euro-Ticket in der Wahrnehmung zwar oft unter, sei aber ein wichtiger Schritt zu mehr Übersichtlichkeit und nachvollziehbaren Preisen.

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Eigentlich wollten sich auch die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses des Kreistages in dieser Woche über die Situation im Nahverkehr austauschen. Doch dies wurde vertagt – zum wiederholten Mal. Schon vor der letzten Kreistagssitzung im Dezember wollte man über Vorgänge im ÖPNV sprechen. Damals entschied man sich, die Diskussion zu verschieben, um eine Sitzung des MVVG-Aufsichtsrates abzuwarten.

In dieser Woche wurde die Beschäftigung mit dem Thema vertagt, weil der Vorsitzende des ÖPNV-Beirats und des Fachausschusses Wolf-Dieter Ringguth (CDU) den Sitzungstermin nicht wahrnehmen konnte. Kritik an dem wiederholten Aufschub äußerte der sachkundige Einwohner Martin Kaiser (Bündnis90/Die Grünen): „Das sollte nicht zum Dauerbrenner werden.“ Die Beratung dürfe nicht Ewigkeiten aufgeschoben werden.