Spekulation mit Ruine
Das Schloss zerfällt, der Preis steigt
Mallin / Lesedauer: 2 min

Marketing mal ganz anders. Der Besitzer des Schlosses in Mallin, der Berliner Wohnungsverwalter Heinz Müller, beschreibt das Gebäude, das er auf seiner Internetseite zu Verkauf anbietet, mit den Worten „Das Schloss ist innen sehr desolat und ruinös. Schlimmer kann kaum sein.“
Ausnahmsweise wird dem Berliner Immobilien-Händler deshalb sogar Robert Ernst, der Ortsteilvertreter in Mallin zustimmen. Ansonsten teilen die beiden Männer nur selten die gleiche Ansicht – zu oft hat der Berliner schon Versprechungen gemacht, die nicht gehalten wurden. Das Haus hat früher der Gemeinde gehört, nach der Wende verkauften die Malliner das an eine Steuerberatungsgesellschaft – für insgesamt 60 000 D-Mark. Das Haus selbst ging für eine Mark über den Tisch und für den sechs Hektar großen Park flossen 59 999 Mark. Und weil die Steuerberater mit dem Schloss auch nichts anderes zu tun wussten, außer damit Geld zu verdienen, verkauften die es um die Jahrtausendwende weiter. Für – immerhin – 60 000 Euro. Profit: rund 100 Prozent. Der Käufer seinerzeit war Heinz Müller aus Berlin, der heutige Besitzer. Seit Jahren schon, genau gesagt seit 2009, haben die Malliner nichts mehr von dem Besitzer des attraktivsten Grundstücks im Dorf gehört. Damals war Mallin noch eigenständig und der Landwirt Robert Ernst noch Bürgermeister. Was musste der sich schon alles von dem Berliner anhören. Viele Pläne und Vorhaben, das eine windiger als das andere.
Geschehen ist aber trotzdem etwas. Denn obwohl der Zustand des Schlosses von Tag zu Tag miserablere Züge annimmt – hier gehen Einbrecher ein und aus und stehlen Treppengeländer und wertvollen Fußboden – hat sich der Wert des Hauses ganz allein gesteigert. Auf der Internetseite des Berliner Wohnungsverwalters steht das Schloss zum Verkauf. Aber nicht mehr für 60 000 Euro wie dereinst früher, sondern für sage und schreibe 280 000 Euro.