Zurück in der Heimat

▶ Die Alte Burg Penzlin hat eine neue Chefin

Penzlin / Lesedauer: 3 min

Die neue Leiterin des Penzliner Burgmuseums bringt große Leidenschaft für historische Quellen und eine beinahe detektivische Spürnase mit.
Veröffentlicht:15.02.2022, 18:23

Von:
  • Susann Salzmann
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Als Jugendliche faszinierte Ivonne Burghardt das Penzliner Burgmuseum für Alltagsmagie und Hexenverfolgung (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte). In der Gegenwart, mehr als 20 Jahre später, leitet die heute 40-jährige Doktorin die Geschicke von Burg- und Voß-Literaturmuseum. Ihre berufliche Entwicklung führt die gebürtige Seenplattlerin damit wieder zurück in ihre Heimat.

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In Burg Stargard wuchs sie auf, machte ihr Abitur in Neubrandenburg und verließ die Heimat zum Studieren. Das geschichtsträchtige Dresden wird 21 Jahre lang zur Wahlheimat Burghardts. Dort studierte die Historikerin Geschichts- und Musikwissenschaften in Kombination mit Philosophie. Zu den Spezialgebieten der Historikerin gehört inzwischen die Arbeit mit Primärquellen. Das zu lesen, was andere über andere sagen – das fasziniert sie weniger als originale O-Töne.

Forschungen dieser Art gelingen nicht von heute auf morgen. Das braucht Zeit, viel Praxis und eine unerschütterliche Motivation. Mit diesen Eigenschaften kam die neue Penzliner Museumsleiterin zuletzt einem Mordkomplott in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge auf die Spur, das sich im 16. Jahrhundert ereignet haben soll. Damals kam ein Nürnberger Kaufmann zu Tode. Tatwaffe: eine Axt. Bei der Frage nach der Identität recherchierten Wissenschaftler in alten Sagenbüchern und stießen dabei auf die Hinweise zu dem brutalen Mord. Protokolle über Geständnisse, Strafen für die Täter und Hinweise auf die mutmaßlichen Auftraggeber sah sich Burghardt an. In Originalschriften wurde sie fündig.

Um museale Netzwerkarbeit gekümmert

Im Sommer 2021 verließ die 40-Jährige, die sich privat im Neubrandenburger Stadtteil Broda niedergelassen hat, das Landesamt für Archäologie im sächsischen Dresden. „Ich arbeitete dort mit Archäologen zusammen, hatte mit Artefakten zu tun und beschäftigte mich sehr viel mit Originalhandschriften“, denkt sie bei einem Gespräch mit dem Nordkurier an die über elf Jahre während Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Landesamtes zurück. Dort arbeitete sie im Team, studierte Quellen und engagierte sich für länderübergreifende museale Netzwerkarbeit zwischen Sachsen und Tschechien.

Seit 1. September 2021 hat sie die ausgeschriebene Stelle als Museumsleiterin der Stadt Penzlin inne. Der Impuls zur Bewerbung in Penzlin war auch vom Wunsch geprägt, wieder in der Heimat tätig zu sein.

Ausstellungen zur Stadtgeschichte geplant

In Penzlin möchte sich die engagierte Frau wissenschaftlich „austoben“ und dabei Nachhaltiges schaffen. In Planung seien derzeit etwa Sonderausstellungen zur Ersterwähnung Penzlins, zur Geschichte der Burg oder dem einstigen Penzliner Bürgermeister und berühmten Burgenforscher Otto Piper. Veränderungen am Museumskonzept der Alltags- und Hexenthematik solle es zunächst nicht geben. Die einprägende Ausstellung mit Folterkeller und Hexenverlies bleibe, wie sie ist, bekräftigte Burghardt beim Gespräch. Schon vor dem 1. September studierte Ivonne Burghardt Literatur. Ende November vergangenen Jahres führte sie dann schon eine Gruppe brasilianischer Studenten durch das Burgmuseum. Dabei erklärte die Museumsleiterin allerdings nicht in Deutsch, sondern in Englisch. Letzteres möchte sie gern weiter im Museumsalltag implementieren, um so auch verstärkt englischsprachiges, internationales Publikum auf die musealen Perlen im kleinen Penzlin aufmerksam zu machen.

Das Burgmuseum zählt zu den bedeutsamsten und besucherreichsten Museen in der Mecklenburgischen Seenplatte. Trotz Pandemieeinschränkungen wurden im Burgmuseum 2021 insgesamt 14.302 Besucher gezählt.

Die Burg Penzlin ist von Mai bis August täglich von 10 bis 18 Uhr, im April, September und Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr und von November bis März am Samstag und Sonntag von 13 bis 16.30 Uhr geöffnet. In den Winterferien kann die Burg aber zusätzlich von Montag bis Freitag von 11 bis 15 Uhr besichtigt werden.