Ostdeutschland

Die neue Lust an DDR und Ostalgie

Malchow / Lesedauer: 2 min

32 Jahre nach dem Ende der DDR werden Besuche im DDR-Museum wieder gefragter. Viele Ältere kommen, um den inzwischen großen Enkeln von Erlebnissen im DDR-Alltag zu erzählen.
Veröffentlicht:18.12.2022, 14:53
Aktualisiert:18.12.2022, 14:56
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Das DDR-Museum in Malchow (Mecklenburgische Seenplatte) bleibt bei Besuchern gefragt und will sich 2023 dem 75-jährigen Jubiläum der einstigen Friedensfahrt widmen. Wie Leiterin Susanne Reichert sagte, kamen im Jahr 2022 bisher rund 21 000 Gäste.

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DDR-Interesse auch bei Gästen aus dem Ausland

Das sei der höchste Wert seit dem Rekordjahr 2013 mit 26 000 Museumsbesuchern. „Damit haben wir das Corona-Tief überstanden“, sagte Reichert. Die Urlauber kommen zu großen Teilen aus Sachsen und Sachsen-Anhalt, aber auch aus Österreich, den Niederlanden und der Schweiz. „Auch Gäste aus Dänemark, dem Iran und Australien hatten wir schon“, sagte Reichert.

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Das DDR-Museum wurde 1999 in einem ehemaligen Kino, dem 1957 gebauten „Filmpalast“, eingerichtet. Es zeigt DDR-Alltag in sehr vielen Facetten, vom Eierbecher, über „Waren des täglichen Bedarfs“, Möbel, Musik, Mode bis Spielzeug. Das werde für Besucher immer interessanter, je länger der Mauerfall her ist, meinte die Museumschefin. So höre man immer wieder Sätze wie: „Das war eine Super-Zeitreise, jetzt kann ich das endlich mal meinen Enkeln zeigen.“

Ein Kultmoped fehlt noch

In den ersten Jahren nach 1990 wurde im Haus sehr viel gesammelt, das muss noch genauer geordnet werden, sagte Reichert. Von Einigem hat man zu viel, anderes könnte man noch gebrauchen. In acht Räumen sind Kinder- und Wohnzimmer eingerichtet, es gibt einen Uniformraum, Orden- und Medaillensammlungen. Leider ist der Saal baupolizeilich gesperrt. Neu ist aber eine Modelleisenbahn, für die sich das Haus mehr Stücke oder eine weitere komplette DDR-Anlage wünscht.

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Zudem könnte man DDR-Kinderwagen und Fotografien aus Foto-Alben zu jener Zeit gebrauchen, um thematische Ausstellungen zu gestalten. Möglich wären „Hochzeiten in der DDR“ oder Jugendweihen, aber auch Konfirmationen, Taufen oder dörfliche Feste. Auch aus Betrieben und Arbeitsprozessen von damals gebe es wenig Bildmaterial. „Und das Größte wäre: Ein DDR-Kultmoped von Simson“, sagte Reichert. Bekannteste Modelle sind Schwalbe, Star, Habicht oder Sperber.

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Die Friedensfahrt, die als Gegenstück zur Tour de France durch die DDR und ihre Nachbarländer führte, rollte einmal durch Malchow. Daran soll 2023 mit einer gemeinsamen mit dem Friedensfahrtmuseum Kleinmühlingen gestalteten Schau erinnert werden. Wer sich die DDR-Alltagsschau ansehen will, kann das bis Silvester noch. Von Januar bis März sind die Museen in Malchow geschlossen.