Drei Vergewaltigungen bei Fusion-Festival in Lärz angezeigt
Lärz / Lesedauer: 3 min

Susann Salzmann
Bevor am Dienstagnachmittag um 14 Uhr die Polizei bei einer Pressekonferenz in Neubrandenburg Stellung nehmen wird (der Nordkurier ist live vor Ort), hat der Streit um das Fusion-Festival im Süden von MV auch bundesweit für Aufregung gesorgt. Nicht nur die Online-Petition, die mittlerweile mehr als 70.000 Sympathisanten unterzeichnet haben, sondern auch die Berichterstattung in überregionalen Medien zeigen das bundesweite Interesse an dem Festival.
„Vier Tage Ferienkommunismus“ verspricht die Großveranstaltung auf einem ehemaligen Militärflughafen. Hier feierten zuletzt etwa 70.000 Menschen. Nun will die Polizei auf das Gelände, was die Veranstalter rigoros ablehnen – sie verweisen auf Bürgerrechte und die „Freiheit der Kunst.“
Am Dienstag hat die Polizei in einer Pressekonferenz in Neubrandenburg Stellung zum Streit um das Festival genommen. Hier können Sie sich die Pressekonferenz der Polizei zur Fusion in Gänze ansehen:
Der Vorstand des ausrichtenden Kulturkosmos-Vereins, Martin Eulenhaupt, sieht eine politische Motivation bei dem Streit. „Der Polizeipräsident von Neubrandenburg, Nils Hoffmann-Ritterbusch, ist persönlich ambitioniert, die Fusion und ihr Sicherheitskonzept selbst in die Hand zu nehmen”, sagte Eulenhaupt in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Selbst nach einem dreistündiges Gespräch mit Hoffmann-Ritterbusch habe der sich „keinen Millimeter von seinen Forderungen wegbewegt”.
Diskussion um Sicherheitskonzept
Dass es Anlässe zum Einrichten einer mobilen Wache gebe, belegt Nicole Buchfink, Pressesprecherin des Neubrandenburger Polizeipräsidiums: So wurden in den Jahren 2014, 2016 und 2018 insgesamt drei Vergewaltigungen auf der Fusion angezeigt. Hunderte Gesetzesverstöße registrierte die Polizei allein im Vorjahr bei der Kontrolle der An- und Abreisenden: Erstattet wurden 263 Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz; 187-mal wurden Autofahrer unter Drogeneinfluss erwischt.
„Die Sicherheitsbelange für solch eine Großveranstaltung müssen erfüllt werden“, sagte Heiko Kärger, Landrat des Kreises Mecklenburgische Seenplatte. Keiner wolle Probleme, wie es sie beim Love-Parade-Unglück mit 21 Toten 2010 in Duisburg gab.
Dass dieser Verweis fragwürdig ist, betont Veranstaltungsrechtler Thomas Waetke auf Spiegel Online: „Das Argument der ,Massenpanik' hilft nicht weiter. Der Begriff Massenpanik hört sich an wie ein gewichtiges Argument, aber auch bei den furchtbaren Ereignissen bei der Love Parade in Duisburg hat es keine ,Massenpanik' gegeben.” Vielmehr sei entscheidend, dass bei solchen Events viele Interessen aufeinanderprallen und es „die” richtigen Sicherheitsmaßnahmen nicht gibt.
Auch der Hinweis des Polizeipräsidenten Nils Hoffmann-Ritterbusch, dass „eine Beteiligung politischer, in Teilen hoch gewaltbereiter Personen zu erwarten” sei, sieht Waetke kritisch: „Gewaltbereite Besucher kann es auf jeder Veranstaltung geben, das allein kann kein Absagegrund sein. Das gilt umso mehr, solange der Veranstalter dieses Besucherklientel nicht gezielt anspricht oder fördert.”