Inneneinrichtung
Sie bringt etwas Orient in den Plattenbau
Krakow / Lesedauer: 3 min

Nordkurier
Es ist ein bisschen wie in den Geschichten der Sheherezade: Mit farbigen Mustern verzierte Tischlämpchen verbreiten ein märchenhaftes Licht. Wassersprudel neben zahlreichen Zimmerpflanzen erinnern an Oasen. Schwere Polster-Möbel verheißen geselliges Beisammensein. Auf einem niedrigen Tisch dampft Gewürztee in verschnörkelten Gläsern, dazu reicht Shaden Alsheikh farbig verzuckerte Pralinen.
Ehepaar ist in Deutschland seit 2013
Nein, wir sind nicht im Orient, sondern in einem Plattenbaugebiet am Rand von Krakow am See, tausende Kilometer weit weg von Shadens einstiger Heimat Syrien. Ihre Eltern leben noch immer in der kriegs- und krisengeplagten Stadt Aleppo, teilweise ohne Wasser, ohne Strom. Shaden Alsheikh sorgt sich sehr. Doch die Familie will ihre Heimat nicht verlassen, erzählt die 52-Jährige.

Hier in Deutschland führt sie mit ihrem Mann ein sicheres Leben. In der Reha-Klinik in Serrahn arbeitet er als Arzt. In Deutschland beheimatet ist das Ehepaar bereits seit 2013. Bis das Jobangebot in Mecklenburg-Vorpommern kam, lebten sie in Hannover, davor 15 Jahre in Saudi-Arabien. Seit einem Jahr etwa nennen sie nun also Krakow am See ihren Wohnort.

„Die Winter sind recht lang und etwas einsam hier in der Kleinstadt, vor allem, wenn mein Mann täglich im Hospital arbeitet“, findet die Frau, die eigentlich Sonne, Farben und Geselligkeit gewöhnt ist. „Mir war auch ein bisschen langweilig“, bekennt die studierte Bauingenieurin. Und so hat sie eine ganz besondere Idee für eine erfüllende Tätigkeit entwickelt: Die orientalisch anmutenden Antik-Möbel im großen Wohnzimmer hat Shaden selbst gestaltet und dekoriert, wie sie erzählt.

Schränkchen, Tische, Truhen oder andere Möbel erstehe sie auf Märkten. Und dann verziert sie die Gegenstände selbst in der Manier des Südens: In warmem Rot, Lindgrün, Sonnengelb und mit Mustern. So entstehen jeweils Unikate. Diese wirken nicht nur traditionell, sondern haben auch etwas von modernem Shabby Chic, also dem Charme des Gebrauchten, findet sie selbst.
Lust auf eine Ausstellung oder weitere Aufträge
Auch das Töpfern hat sie sich zu eigen gemacht. Natürlich sind die Schalen von kräftigen Farben. Die Lampen, die dieses geheimnisvolle Märchenlicht verbreiten, sind ebenfalls von Shadens kreativer, feinfühliger Hand bemalt.

Und die Syrerin hat weitere Pläne: Gern möchte sie stärker teilhaben am hiesigen neuen Leben, ihre Kunstwerke ausstellen oder in einem kulturellen Verein mitmachen. Shaden Alsheikh kann sich auch vorstellen, Aufträge anzunehmen und Möbel zu gestalten. Ein bisschen hapert es noch mit der Sprache, mit Englisch aber würde es ohne Probleme gehen. Auf jeden Fall hat sich die freundliche, jung gebliebene Frau schon mal fern ihres syrischen Heimatdorfes ein zweites Zuhause geschaffen, das sie an den Orient erinnert.