Eine Viertelmeile im Geschwindigkeitsrausch
Lärz / Lesedauer: 3 min

Für den Laien hört sich der Name vielleicht ziemlich unspektakulär an: Nissan 200 SX. Autos heißen ja manchmal so. Was sich aber unter der Haube und im Fahrerhaus des silbergrauen Flitzers verbirgt, das ist alles andere als normal: Sage und schreibe 2165 PS; 3,2 Liter und sechs Zylinder – das ist das Geheimnis, das den Geschwindigkeitsrausch ausmacht. Naja, vielleicht nicht ganz. Es gehören auch noch jede Menge Enthusiasmus, Können, etwas Lachgas, ein guter Feuerlöscher, eine 16 Volt-Gelbatterie und eine ziemliche Verrücktheit dazu. Und natürlich das nötige „Kleingeld”. Denn wer das Hobby des Rennwagenbaus betreibt, der muss jeden übrigen Euro in seine Leidenschaft investieren, so wie die Jungs aus Luckau im Spreewald, die jetzt am Feiertagswochenende Teilnehmer beim ersten Viertelmeilen-Rennen in Lärz im Müritz-Airpark waren.
Rauch steigt gen Himmel
Der Wagen heult, die Reifen drehen durch. Hinter dem Heck steigt eine Rauchwolke gen Himmel. Für einen Moment ist die ganze Bahn vernebelt. Die Zuschauer schauen gebannt. Dann zischt er ab wie ein dröhnendes Geschoss. Doch der besagte Nissan ist bei weitem nicht das einzige Auto, das an diesem Sonnabend auf der freigehaltenen Flugzeug-Rollbahn an den Start geht. Etliche ganz unterschiedliche Fahrzeugklassen und -typen sind zu diesem Wettbewerb angereist. Darunter präparierte Geländewagen ebenso wie der kleine VW Käfer, aber auch Motorräder und solche, die ausschauen wie ein Silberpfeil.
Auto ist ein „Hightech-Schlitten”
Dafür, dass der Wettbewerb stattfinden kann, haben die Veranstalter wochenlang vorher die Bahn auf Vordermann gebracht, geschrubbt, gefegt, Abzäunungen aufgebaut – mit Erfolg. Das Gros der Teilnehmer bestätigt, dass der Platz Potenzial für solche Art von Rennen habe. Für die Jungs aus Luckau – acht von 16 Kumpels sind angereist – erweist sich der Untergrund allerdings nicht ganz als optimal. Sie legen optisch fulminante Starts hin, aber die Reifen greifen nicht richtig. Sie können ihre Bestzeit somit nicht einfahren und müssen vor dem Finale ausscheiden. Trotzdem, die Enttäuschung bleibt aus. Vielmehr sind Matthias (43) als Fahrer, Marko (43), der – wie es im positiven Sinne heißt – Verrückteste von dem Haufen, und Christian (32), sowie all die anderen froh, dass sie endlich wieder auf die Piste konnten. „Wir sind wie eine Familie, und das ist wirklich so”, sagt Marko freudestrahlend, dass er dabei sein kann. Dabei haben die, die das Hobby eint, eigentlich ganz solide Berufe: Matthias ist Klempner, Marko Mechaniker für die Busse vom Stadtverkehr und Christian Elektriker. Alles Gewerke, die der Crew letztlich zugute kommen. Denn so ein Auto ist nicht nur ein Auto, es ist auch ein Hightech-Schlitten, der – wie Marko zugibt – schon einen sechsstelligen Betrag an „Kohle” verschlungen hat.
Übrigens, diesmal kam der Flitzer auf 285 km/h bei nur 400 Metern Beschleunigungsstrecke, der sogenannten Viertelmeile. Die Höchstgeschwindigkeit des silbergrauen Lieblings liegt bei über 300 km/h. Vielleicht klappt es für die Nissan-Besatzung ja beim nächsten Mal, denn eins steht fest: Es soll eine Neuauflage geben, und die Jungs aus Luckau wollen wieder kommen.