Energiedebatte
Es hängt am Geld – Gas oder Geothermie an der Müritz?
Waren / Lesedauer: 2 min

Ingmar Nehls
Wie die zukünftigen Bewohner des neuen Wohngebiets auf dem Warener Papenberg ihre Häuser und Wohnungen warm bekommen, bleibt weiter Diskussionsgegenstand der Politik. Denn bei der jüngsten Sitzung des Warener Stadtentwicklungsausschusses haben die Mitglieder über keine der von der Verwaltung vorgestellten Energievarianten abgestimmt. Das hat wiederum einen Planungsstopp zur Folge. Erst im Januar befasst sich der Ausschuss erneut mit dem Thema und bis dahin wollen sich die Politiker mit ihren Fraktionskollegen über die vorgelegten Zahlen verständigen.
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Politisches Signal blieb aus
Das von der Verwaltung gewünschte politische Signal, in welche Richtung man die Planung vorantreiben soll, gab es nicht. Aufgrund der aktuellen Energiepolitik hatte die Verwaltung geprüft, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, auf eine Gasversorgung im Plangebiet 24a komplett zu verzichten und die Wärmeenergie über Strom oder über ein Fernwärmenetz zur Verfügung zu stellen. Kommt es zu der Verdichtung in der Bebauung, steigt die Zahl der Wohnungseinheiten von ursprünglich 256 auf 355. Bei der Versorgung durch Strom und Gas weisen die Entwurfsplanungen Kosten von 10 Millionen Euro aus, davon sind 641 000 Euro für Stromversorgung und 160 000 Euro für Gasversorgung.
Plant man um und setzt zu 100 Prozent auf Strom, würde sich die Planungszeit um zwei Monate und die Bauzeit um einen Monat verzögern und die Baukosten um 650 000 Euro steigen. Wird Gas für Heizung und Warmwasser neben Wärmepumpen zugelassen, kommt es nur zu einer kurzen Verzögerung und Baukostensteigerungen um 815 000 Euro. Wenn Fernwärme ins Spiel kommt, würde die Verwaltung einen Anschlusszwang per Satzung empfehlen. Die Planungszeit könnte sich um bis zu 18 Monate verlängern und die Baukosten würden um 2,7 Millionen Euro steigen, bei 40-prozentiger Förderung um 1,9 Millionen Euro.
Verwaltung argumentiert für Fernwärme-Variante
Nach Auskunft des Stadtwerkechefs Michael Hübner, sei es technisch möglich, die Geothermie besser auszulasten.
Trotz deutlich höherer Kosten und Verzögerungen des Baustarts, der auch zur Folge hätte, dass die Einnahmen durch den Grundstücksverkauf später in die Stadtkasse fließen, sieht die Verwaltung einen Vorteil in der Fernwärme-Variante, weil man dadurch ein kommunales Steuerungsinstrument hätte. Je nachdem, wie sich der Gaspreis entwickle, würde sich Fernwärme laut Bauamtsleiter Ingo Dann ungefähr nach 22 Jahren gegenüber Gas rechnen.
„Die Bürger sind wegen der unzumutbaren Gaspreise auf der Straße. Darum befürchte ich die Reaktionen der Bürger, wenn wir uns jetzt für Gas entscheiden“, sagte Dann und warb schließlich für den Ausbau der Geothermie.