Gastronomie

Existenzangst wegen Parkplatzstreit – so geht's dem Familiencafé bei Waren

Neu Schönau / Lesedauer: 3 min

Im Landcafé „limlaru“ in Neu Schönau ist der Streit um Parkplätze beigelegt. Stattdessen gibt es Grund zum Feiern. Darauf freut sich besonders die kleine Henna.
Veröffentlicht:11.09.2023, 18:10
Aktualisiert:11.09.2023, 20:03

Von:
  • Ingmar Nehls
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„Es ist eine Erlösung“, sagt Remo Henkel, der zusammen mit seiner Frau Sandra das kleine Landcafé „limlaru“ in Neu Schönau nördlich von Waren betreibt. Die rührige Familie hatte einen Sommerurlaub gemacht und als sie Zuhause in den Briefkasten schauten, lag dort ein dicker Brief vom Bauamt. Gleich aufmachen oder noch eine Nacht schlafen? Schließlich steht viel auf dem Spiel.

Streit mit Nachbarn um Parkplätze

Drei Jahre lang haben alle angepackt, einen alten Stall mit viel Liebe, Geld und Schweiß ausgebaut und das Café im vergangenen November eröffnet. Mit ihren raffinierten Rezepten und der warmherzigen Atmosphäre eroberten sie im Sturm die Herzen vieler Müritzer. 

Doch der Gegenwind ließ nicht lang auf sich warten. Schon zur Eröffnung am ersten Advent berichteten Gäste, dass es aufgrund der Parkplatzsituation zu Auseinandersetzungen mit Nachbarn gekommen sei. Einige Gäste hätten sogar wieder kehrtgemacht. Dann verteilte das Amt auch noch Knöllchen und richtete ein Parkverbot im ganzen Ort ein (Nordkurier berichtete).

„Es gab drei Widersprüche gegen die bereits erteilte Baugenehmigung für das Café. Alle drei wurden zurückgewiesen. Wir sind überglücklich und erleichtert“, sagt Remo Henkel dem Nordkurier. Die Situation habe sich laut Henkel entspannt. „Es funktioniert gut. Die Leute können parken, ohne das es Streit gibt und wir stehen kurz vor einer langfristigen Lösung für das Parken“, sagt Remo Henkel.

Hennas neunter Geburtstag wird im Café gefeiert

Jetzt kann die Familie sich um das kümmern, wofür sie angetreten sind. Das Café langsam hochfahren und bekannter machen. Vor allem bei Radtouristen will man bekannter werden. „Immer mehr Touristiker und Vermieter von Ferienwohnungen empfehlen uns an ihre Gäste“, sagt Remo Henkel.

Dafür ist die Familie jetzt auch von Gielow nach Neu Schönau gezogen, um mehr vor Ort zu sein. Das Café hat am Freitag, Samstag und Sonntag jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet und Ideen für besondere Events gibt es auch. 

Die Familie ist jetzt auch nach Neu Schönau gezogen. (Foto: Ingmar Nehls)

Am 12. September möchte Familie Henkel den neunten Geburtstag ihrer kleinen Tochter Henna mit einer offenen Kaffeeparty feiern. „Es gibt freien Kuchen und Kaffee für alle. Wir backen ganz viel und solange der Vorrat reicht. Getreu dem Motto aus dem Film The Peanut Butter Falcon: Regel Nr.1 ist Party“, sagt Remo Henkel. 

In dem märchenhaften Roadmovie geht es Zak, ein junger Mann mit Down–Syndrom, der aus dem Altersheim ausbricht und sich in ein großes Abenteuer stürzt. Das Café ist für die Familie Henkel auch eine Herzensangelegenheit, denn Henna ist mit dem Down–Syndrom zur Welt bekommen.

Drei Jahre lang hat die Familie in mühevoller Arbeit aus dem Schweinestall ein Café gebaut. (Foto: ZVG/Sandra Henkel)

Im Café soll jeder willkommen sein 

Häufig spürte die Familie deshalb Ausgrenzung, böse Blicke und Abneigung, sodass sie irgendwann den Rückzug angetreten und sich häufig gar nicht mehr getraut haben, in die Öffentlichkeit zu gehen. Selbst das Einkaufen war oft eine Qual. Genau darum wollten sie mit ihrem Café einen Ort erschaffen, an dem wirklich jeder willkommen ist und jeder sich wohlfühlen darf.

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Viele Besucher des „limlaru“ kennen Henna. Das fröhliche Mädchen mischt sich oft unter die Gäste, schnattert aufgeregt über alles, was sie erlebt, und zeigt stolz ihre Spielpferde. Wie Remo Henkel erzählt, gibt es wohl auch einen Schulplatz für Henna. Sobald ein Schulbegleiter gefunden ist, kann das Mädchen inklusiv in Möllenhagen beschult werden.