Kunst:offen an der Müritz

Freiheitskampf und tödliche Tänze im Goldrausch

Röbel / Lesedauer: 2 min

Kunst offen lädt auch in Ateliers ein, die abseits der touristischen Spots liegen und mit großer Kunst und Themen überraschen. 
Veröffentlicht:29.05.2023, 13:19

Von:
  • Ingmar Nehls
Artikel teilen:

5000 Tetra Paks muss Boris Duhm noch sammeln. Der Künstler aus Stuer Vorwerk plant eine lebensgroßes Reiterdenkmal für den Arzt und Aufklärer Johann Friedrich Struensee. Durch dessen zahlreiche Reformen wurde Dänemark im 18. Jahrhundert zum fortschrittlichsten Staat seiner Zeit. Aber Struensee machte sich durch seine Politik schnell Feinde am Hof und wurde 1772 gestürzt und hingerichtet.

Collagen zeigen imaginäre Bilderwelten

Boris Duhm ist von diesem Stoff fasziniert. Einige Säcke mit Verpackungsmaterial hat er schon zusammengesammelt. Verschiedene Materialien kommen auch bei seinen Collagen zum Einsatz, mit denen er den Betrachter in imaginäre Bilderwelten entführt. Duhm, der 2015 mit seiner Familie nach Stuer Vorwerk zog und dort die Galerie für internationale Kunst aufbaute, versucht ständig, seinen bildsprachlichen Horizont zu erweitern.

Regenschirme weisen den Weg

(Foto: dcx)

Bei Kunst:offen gab es die Gelegenheit, Duhm und andere Künstler der Region an der Orten ihres Schaffens zu besuchen. Überall dort, wo gelbe Regenschirme aufgespannt wurden, zog es Kunstschwärmer hin. Um Anziehung geht es auch in der Rauminstallation „Gold Pollution“ von Miriam Grüning auf dem Dachboden von Duhms Atelier. In einem goldenen Raum aus goldenen Rettungsdecken lässt Miriam Grüning die Besucher auf poetische Weise die Perspektive von Nachtfaltern einnehmen, die um ein tödliches Licht kreisen.

Fotoserie eines iranischen Künstlers

Von Freiheit und Unterdrückung erzählt die Fotoserie des iranischen Künstlers Ali Ansari, der Frauen aus Teheran auf der Straße angesprochen hat, ob sie sich für Portraits ohne Kopftuch fotografieren lassen. „Er hat mir die Fotos digital zugeschickt und ich habe sie hier gedruckt. Das ist nicht ungefährlich für Ali“, sagt Boris Duhm, der Ali Ansari in Armenien kennenlernte, wo Duhm als Gastdozent am Armenischen Zentrum für zeitgenössische und experimentelle Kunst in Yerevan unterrichtete. „Frauen im Iran kämpfen mit allem, was sie haben und werden Schritt für Schritt das Gesicht Irans ohne Waffen oder Gewalt verändern. Das sind wir mit unseren Tränen und unserem Lächeln. Mit viel Mut und Hoffnung auf eine bessere und freie Zukunft“, schreibt Ali Ansari zu seiner Fotoserie, die auch nach Kunst Offen noch in der Galerie in Stuer Vorwerk zu sehen sein wird. 

Mit Hochdruck an vier großen Bildern

Nach dem Pfingstwochenende muss Boris Duhm loslegen, denn er arbeitet mit Hochdruck an vier großformatigen Bildern, die als Serie Mind Map II bei der 33. Landesweiten Kunstschau des Künstlerbundes Mecklenburg und Vorpommern in  Stralsund zu sehen sein werden.