Voyeure auf Festivals

Fusion-Macher sagen Spannern den Kampf an

Lärz / Lesedauer: 2 min

In einer Petition fordern die Organisatoren des Fusion-Festivals, das Strafrecht gegen ungewollte Nacktaufnahmen zu erweitern. Sie kennen das Problem nur zu gut.
Veröffentlicht:23.06.2022, 11:52

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Bevor am kommenden Mittwoch das Fusion-Festival beginnt, haben sich die Macher mit einer Petition an Bundejustizminister Marco Buschmann (FDP) gewandt. Unter dem Motto „#EgalWo – Spanner abschalten!” setzt sich der Verein Kulturkosmos Müritz dafür ein, den rechtlichen Schutz vor ungewollten Nacktaufnahmen auszuweiten. Am Donnerstagmittag hatten knapp 8000 Menschen die Petition unterschrieben.

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Konkret geht es in der Petition um den Strafgesetzbuch-Paragrafen 184k „Verletzung des Intimbereichs durch Bildaufnahmen”. Die auch als „Upskirting-Paragraf” bekannte Regel stelle unbefugte Nacktaufnahmen nicht umfassend unter Strafe, heißt es in der Petition. Demnach können Täter, „die unbefugte Nacktaufnahmen außerhalb besonders gegen Einblick geschützter Räume ,nur' zur eigenen Befriedigung herstellen, weiter nicht dafür bestraft werden.” Auch müsse für eine Strafverfolgung ein Strafantrag gestellt und die betroffene Person erkennbar sein.

Spanner-Fälle bei zwei Festivals

Das Thema ist dem Kulturkosmos-Verein nicht unbekannt. 2019 wurde beim Fusion-Festival heimlich im Duschbereich gefilmt, die Aufnahmen wurden später auf einer Pornoplattform veröffentlicht. Damals konnte zwar der Täter ermittelt werden, die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren aber später eingestellt. Die Begründung: Das Aufnehmen stehe nicht unter Strafe, und für die Strafverfolgung der Verbreitung der Aufnahmen fehlte es an einem Strafantrag einer abgebildeten Person.

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Im selben Jahr waren auch beim deutlich kleineren Festival „Monis Rache” in Tutow heimliche Aufnahmen entstanden. Dort war die Kamera auf einer oder mehreren Toiletten installiert. Auch diese Filme wurden im Internet verbreitet und teilweise verkauft. In diesem Fall steckte ein Mitglied des Organisationsteams dahinter.

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Im Vorjahr drei kleine Fusions

Das Fusion-Festivals auf dem ehemaligen Militärflugplatz in Lärz findet in der kommenden Woche von Mittwoch bis Sonntag statt. Das zuständige Ordnungsamt habe grünes Licht gegeben und die entsprechende Bescheide übergeben, sagte eine Sprecherin der Behörde am Mittwoch. Damit kann das Festival wieder wie gewohnt mit bis zu 70.000 Gästen über die Bühne gehen.

Die Fusion war 2020 wegen der Corona-Krise ausgefallen, 2021 hatte es drei kleinere Veranstaltungen im Sommer mit einem aufwendigen Testkonzept gegeben. Das Festival gilt als eines der größten alternativen Musik- und Theaterfeste Europas. Das Land hatte mit einer Verordnung vom 5. Mai die 3G-Regel für Veranstaltungen aufgehoben.