Fundmunition

Gedenkstein für 1270 Kilogramm Tod

Rechlin / Lesedauer: 2 min

Was einst zerbombt wurde, lag lange Zeit im Boden. Die Altlasten sind beseitigt und der Weg für ein neus Stadtgebiet frei. Doch bis es so weit ist, braucht es jede Menge Geld.
Veröffentlicht:17.09.2023, 07:20

Von:
  • Miriam Brümmer
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„Ich hätte nie gedacht, dass ich so dicht an einer Bombe wohne“, hatte am Mittwoch Rechlins Bürgermeister Wolf-Dieter Ringguth bei der Enthüllung eines Gedenksteins im Beisein der Bürger, der beteiligten Institutionen und Unternehmen am Ufer des Claassees direkt am Müritz-Rundweg gesagt. Doch die Bomben, die aus einem Angriff der Alliierten stammten, als sie im April 1945 die ehemalige Erprobungsstelle in Rechlin zerstörten, sind nun Geschichte.

Neuer Ortsteil soll auf der Fläche entstehen

Die Reste der Teststelle und der Kampfmittel waren über 70 Jahre im Erdreich verborgen. Dass es viel mehr Bomben und Sprengkörper waren, als am Anfang gedacht, stellte sich erst mit der Zeit heraus. Auch die Fundamente der einstigen Flugzeughallen entpuppten sich als viel mächtiger, sie waren bis zu neun Metern tief in die Erde eingelassen. Das sei viel mehr als baufachlich zu erwarten und auch für die Fachleute neu gewesen. Mit dem Ziel der völligen Enttrümmerung und der Erteilung der Kampfmittelfreigabe wurden Wege gesucht, um die zu erwartenden Kostensteigerungen so gut es ging zu minimieren.

Die Tafel auf dem Gedenkstein erinnert an die Dekontamination der Fläche. (Foto: M. Brümmer)

Am Ende wurden neben den drei sprengfähigen Fliegerbomben unter anderem 20 Splitterbomben und etwa 60 Stabbrandbomben gefunden, die vom Munitionsbergungsdienst entschärft oder entsorgt wurden. In Summe waren das 1270 Kilogramm Kampfmittel, „1270 Kilogramm Tod, die in über zwei Jahren und fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus einer etwa sechs Hektar großen Fläche geholt wurden“, unterstrich der Bürgermeister. Die Kosten dafür liegen bei inzwischen über fünf Millionen Euro.

Bestes Wetter direkt am Müritz-Rundweg. Dass nur 20 Meter entfernt Bomben entschärft wurden, ist nicht mehr zu sehen. (Foto: M. Brümmer)

Nun soll auf der Fläche ein neuer Ortsteil entstehen, um neben Wohnraum auch Arbeitsplätze zu schaffen, die mit dem Rückzug der Bundeswehr aus Rechlin verloren gegangen sind. Für die Erschließungsarbeiten sowie den Bau von Wegen werden nach Einschätzung des Bürgermeisters mindestens sieben Millionen Euro Fördermittel nötig. Schließlich sollen hier Blumen statt Bomben zu finden sein. So steht es auf dem Gedenkstein mit dem Zusatz: „Lebensqualität statt Lebensgefahr“. Er ist allen an der Beräumung Beteiligten gewidmet und wird von Landwirt Jochen Mewes als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.