Kirchengemeinde freut sich
Georgens neue Glocken werden eingeläutet
Waren / Lesedauer: 4 min

Ingmar Nehls
„Ich empfinde richtig kindliche Freude. Wir haben so lange auf diesen Tag gewartet und jetzt ist er gekommen“, sagt Pastorin Anja Lünert. Am Sonntag ist es endlich so weit. Die neuen Glocken der St. Georgenkirche in Waren können in Dienst genommen werden. Im Gottesdienst ab 10 Uhr werden die Glockentöne der Gemeinde erstmalig vorgestellt.
Jede hat ihre Aufgabe
Nach Auskunft von Pastorin Anja Lünert hat eine Arbeitsgruppe auch schon eine neue Läuteordnung erarbeitet. „In einem Geläut hat jede einzelne Glocke ihre Aufgabe, die sich aus ihrer Widmung und Gestaltung ergibt. Die neuen Glocken sind dem Leben, dem Frieden und der Erlösung gewidmet. Es läuten auch nicht immer alle Glocken gleich lang. Da gibt es viele Nuancen“, erläutert die Pastorin. Die inhaltlichen Hintergründe möchten die Mitarbeitenden den Gemeindegliedern und Interessierten im Laufe des nächsten Jahres nahe bringen. Alle vier Glocken ertönen auch gar nicht zu vielen Anlässen. Das Gesamtgeläut begrüßt das neue Jahr und erklingt zu den Gottesdiensten großer kirchlicher Feste.
Viel Arbeit, einige Probleme
Bevor die neuen Glocken klingen können, mussten die alten aber Platz machen und laut Anja Lünert erwies es sich als nicht ganz einfach, die alten Glocken vom Kirchturm herunter zu bekommen. Ein hartes Stück Arbeit für Udo Griwahn vom Turmuhren- und Läuteanlangenbau Grimmen und seine Mitarbeiter mit unerwarteten Problemen. „Die Glocken wurden im Turm heruntergelassen und aufgezogen. Was einfach klingt, war mitunter sehr knifflig. Denn im Turm stehen auch noch Holztreppen, eine historische Uhr und der Blasebalg der Orgel. Da konnte man die Glocken nicht einfach gerade herunterlassen“, erklärt Anja Lünert. Zwei der alten Glocken aus den 50er Jahren werden in nächster Zeit ihren Platz auf der Nordseite des Turmes finden. Die größte Glocke steht zur Zeit im Turmraum der Kirche.
Namenspatron der Kirche wird auf Glocke gezeigt
Die drei neuen Glocken wurden im vergangenen Jahr in der Glockengießerei Bachert in Neunkirchen in Baden-Württemberg gegossen. Die Friedensglocke trägt die Jahreslosung 2019, „Suche Frieden und jage ihm nach!“ und das Motiv aus dem Nordfenster der Kirche, auf dem Petrus seine bittenden Hände Christus entgegenstreckt. Sie wurde am 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges gegossen. Die zweite Warener Glocke ist die Vaterunser-Glocke. Auf ihr ist der Namenspatron der Kirche abgebildet, der Heilige Georg, der das Böse in Gestalt eines Drachen besiegt. Dazu ziert diese Glocke ein Vers aus dem Gebet Jesu: „Erlöse uns von dem Bösen!“ Die dritte Glocke, die Auferstehungsglocke, ist mit dem Motiv des auferstandenen Christus aus dem Chorfenster der Kirche verziert.
Bei Guss dabei
Als die Friedensglocke gegossen wurde, war eine kleine Gruppe aus Waren bei diesem besonderen Ereignis dabei. Glocken werden immer am Freitag um 15 Uhr, zur Sterbestunde Jesu, gegossen und der Guss folgt einem festen Ritual. Als die drei Glocken am 27. November endlich in Waren ankamen, strömten viele Müritzer zur Georgenkirche, um diesen Moment mitzuerleben.
Schon 2017 hatte die Gemeinde den ersten Spendenaufruf für neue Glocken veröffentlicht. Da war gerade eine der gusseisernen Glocken im Turm stillgelegt worden, was für die Gemeinde nicht überraschend kam. Denn als nach 1945 die vielen im Krieg eingeschmolzenen Glocken ersetzt wurden, war Bronze rar und teuer. Darum habe man damals auf Stahl beziehungsweise Eisen gesetzt, dessen Lebensdauer aber begrenzt ist, wie Anja Lünert erklärt. Während eine Bronzeglocke mehrere hundert Jahre alt werden könne, gehe so eine Eisenglocke nach etwa 60 Dienstjahren in Rente.
Dank an Manfred Demmler und alle anderen Spender
Einen großen Anteil an den neuen Glocken hat der ehemalige Zahnarzt Manfred Demmler, der 2018 mit einer großzügigen Spende dafür sorgte, dass die benötigte Summe von rund 110 000 Euro schnell zusammengekommen war. Leider verstarb Demmler, bevor die Glocken fertig wurden. „Wir sind gewiss, dass er die Glocken hören wird – so oder so“, sagt Anja Lünert.