Streik verschoben
Gewerkschaft will mehr Geld für Backstuben-Mitarbeiter
Waren / Lesedauer: 3 min

Ingmar Nehls
Die Geschäftsführung der Mecklenburger Backstuben und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NNG) haben sich darauf geeinigt, dass der bestehende Tarifvertrag bis zum 31. Dezember dieses Jahres verlängert wird. Dies haben beide Parteien auf Nachfrage des Nordkurier bestätigt. Diese Einigung beinhaltet aber die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 500 Euro für Vollzeit-Mitarbeiter.
Kein weiterer Streik bis zum Jahresende
Im August hatten einige Angestellte zum ersten Mal in der Firmengeschichte die Arbeit niedergelegt und von 5.30 Uhr bis 8 Uhr vor dem Tor gestreikt. Von der NGG wurde eine Erhöhung der Löhne um 2,59 Euro pro Stunde gefordert. „An dieser Forderung wollen wir auch festhalten“, sagte Gewerkschaftssprecher Jörg Dahms dem Nordkurier. Im August hatte Dahms angekündigt, vielleicht auch Mitarbeiter aus der Logistik und aus dem Verkauf anzusprechen, ob sie sich an weiteren Streiks beteiligen. Auf einer Mitgliederversammlung habe man aber beschlossen, bis Jahresende darauf zu verzichten.
Wie die drei Geschäftsführer Günther Neumann, Kathrin Rossa und Dr. Christina Kohn mitteilen, sollen in Kürze die Verhandlungen mit der Gewerkschaft für das kommende Jahr beginnen. „Wir gehen von einem konstruktiven Miteinander aus, zumal den Gewerkschaftsvertretern die aktuelle Situation unseres Unternehmens und die Herausforderungen, vor denen wir stehen, bis ins Detail bekannt sind“, heißt es in der Mitteilung.
Mehrwertsteuer in der Gastronomie als Unsicherheitsfaktor
So müsse das Unternehmen unter anderem eine Steigerung der Personalkosten kompensieren. Die letzte Erhöhung der Löhne um etwa 22 Prozent liege erst ein Jahr zurück. „Darüber hinaus sind die Rohstoffkosten, insbesondere seit dem Beginn des Ukraine-Krieges, um ein Vielfaches gestiegen, ebenso die Energiekosten. Zudem steigen die Logistikkosten durch die Mauterhöhung noch in diesem Jahr, und die CO₂-Steuer-Erhöhung trifft uns ebenfalls. Mit Blick auf all diese Herausforderungen gehen wir davon aus, dass die Gewerkschaft genauso wie wir daran interessiert ist, die Existenz der Mecklenburger Backstuben und damit unsere knapp 500 Arbeitsplätze langfristig zu sichern“, teilt die Geschäftsführung mit.

Ein großer Unsicherheitsfaktor sei gegenwärtig die Mehrwertsteuer in der Gastronomie, bei der noch nicht feststehe, ob sie wieder auf den alten Wert angehoben wird. Die Kostensteigerungen könne man nicht eins zu eins an die Kunden weitergeben.
Man erkenne die Schwierigkeiten der Branche durchaus an, hieß es von der Gewerkschaft. Doch den Kuchen, den die Arbeitnehmer hier backen, müssen sie auch selber bezahlen können. „Nicht nur die Familie Neumann muss gut leben können, sondern auch die vielen Familien der Mitarbeiter, von denen etwa jeder dritte mit dem Mindestlohn oder knapp darüber nach Hause geht“, hatte Jörg Dahms gesagt. Nach seiner Einschätzung liegen die Backstuben bei der Bezahlung im Landesmittelfeld, was die Jobs in der Produktion angeht. Beim Verkauf sogar etwas darunter.
Von der Geschäftsführung hieß es, dass man sämtliche Abläufe und Prozesse geprüft und teilweise auch schon optimiert hätte, immer auch mit einem großen Augenmerk auf die Belastung der Mitarbeiter, die auf keinen Fall größer werden solle. Die Mecklenburger Backstuben sei die einzige Bäckerei im Land mit Tarifvertrag für alle Bereiche.